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Das Stift St. Goar

Evang. Stiftskirche - Außenansicht[Bild: Alexander Ritter]
St. Goar - Ansicht von Südosten[Bild: Michael Imhof]

Das Stift St. Goar in dem gleichnamigen Ort am Mittelrhein entstand aus der Zelle des hl. Goar, eines Priestermönches, der angeblich in der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts aus Aquitanien an den Rhein gekommen war und hier eine kleine Kirche und ein Hospiz für Arme und Reisende errichtet hatte. Spätestens seit der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts bestand hier eine Klerikergemeinschaft, die sich schließlich zum Kollegiatstift des 11. Jahrhunderts entwickelte, ungeachtet der Tatsache, dass Karl der Große 782 die Goarszelle an die Abtei Prüm geschenkt hatte. Hieraus resultierte ein Eigentumsrecht der Abtei am Stift, welches einerseits im Recht zur Verleihung der Kanonikate und Vikarien, andererseits aber auch in der Fürsorgeverpflichtung der Abtei für die materielle Grundlage des Stifts zum Ausdruck kam. Erstmals im Jahre 1171 wird ein Dekan des Stifts genannt, Kanoniker erst seit der Mitte des 13. Jahrhunderts. Nach zunehmenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten des Stifts einigte sich Abt Friedrich von Prüm im Jahre 1408 mit Graf Johann von Katzenelnbogen auf eine in Zukunft alternierende Besetzung der 12 Kanonikate und 9 Vikarien. Nachdem die Grafschaft Katzenelnbogen 1479 an die Landgrafen von Hessen gekommen war und sich Landgraf Philipp 1524 zur Reformation bekannt hatte, wurde Ende 1527 in der Niedergrafschaft Katzenelnbogen die Reformation eingeführt. Am 1. Januar 1528 wurde in der Stiftskirche St. Goar die erste evangelische Predigt gehalten. Das Stift selbst bestand als rechtliche Körperschaft allerdings fort und dürfte erst nach der Mitte des 16. Jahrhunderts erloschen sein.

Empfohlene Zitierweise

Schmid, Reinhard: St. Goar - Stift St. Goar. In: Klöster und Stifte in Rheinland-Pfalz, URL: <http:⁄⁄www.klosterlexikon-rlp.de//mittelrhein-lahn-taunus/st-goar-stift-st-goar.html> (Letzter Aufruf: 28.03.24)