Klöster in Rheinhessen

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St.Peter

St. Peter - Frontansicht[Bild: Katharina Haberkorn/IGL]

An der Stelle einer noch auf römische Zeit zurückgehenden Kirche ließ Erzbischof Friedrich von Lothringen (937-954) im Jahre 944 ein Stift errichten. Die Kirche stand nicht am heutigen Standort von St. Peter, sondern außerhalb der Stadtmauern an der alten Römerstraße (heute vor dem Raimunditor, nordwestlich der Christuskirche). Das Stift ist Teil eines regelrechten Kirchenensembles in Mainz, welches die Situation in Rom nachbilden sollte (Romimitation). 1631 wurde St. Peter während des Dreißigjährigen Krieges von den Schweden in Brand gesteckt; auf dem 1633 von Merian gezeichneten Stadtplan ist es noch zu sehen. Im Zuge der umfänglichen Stadtbefestigung durch Zitadelle und Bastionen unter Erzbischof Johann Philipp von Schönborn wurde die Ruine 1658 endgültig abgetragen.

Die heute mitten in der Stadt liegende Pfarrkirche St. Peter wurde ab 1748 als Stiftskirche am Rande der damaligen Siedlung errichtet. Nach acht Jahren Bauzeit konnte mit 220.000 Gulden Baukosten der Neubau am 2. Mai 1756 von Erzbischof Johann Friedrich Karl von Ostein zu Ehren der Apostelfürsten Petrus und Paulus feierlich konsekriert werden. St. Peter ersetzte ein ältere Stiftskirche, welche vor der Stadtmauer lag. Der von Hofarchitekt Johann Valentin Thomann geplante Neubau nahm den Platz der zur Ruine gewordenen, 1747 abgebrochenen Pfarrkirche St. Marien Odenmünster ein.

Die Kirche hat eine bewegte Geschichte: Am 4. Juli 1802 wurde das Petersstift aufgehoben. Da der Dom nicht zu benutzen war, wählte man 1803 St. Peter zur feierlichen Einführung des von Napoleon eingesetzten Bischofs Joseph Ludwig Colmar. Die Kirche diente den verschiedenen Besatzungstruppen als Garnisonskirche. Im Zweiten Weltkrieg wurde St. Peter völlig zerstört. Beim verheerenden Flächenbombardement am 27. Februar 1945 hatten Spreng- und Brandbomben den gewaltigen, hölzernen Dachstuhl entflammt. Die Brandhitze zerstörte den üppigen Stuckdekor und die Wand- und Deckengemälde. Nach Behebung der gröbsten Schäden konnte die Gemeinde am 8. Juni 1952 wieder einziehen. In mehreren Restaurierungsabschnitten ist St. Peter in seiner ursprünglichen Substanz bis 1989 wieder hergestellt worden. Heute erstrahlt das Innere der Kirche wieder im alten Glanz.

Stadtgeographische Lage

 Zunächst lag des Stift außerhalb der Stadtmauern im Norden der Stadt im Gebiet zwischen der heutigen Hindenburg- und Forsterstraße in der Nähe der Adam-Karillon-Straße, etwa in der Nähe des 117er Ehrenhofes. Schon im 13. Jahrhundert aber lebten die meisten Kanoniker in Häusern innerhalb der Stadt. 1658 wurden auf kurfürstlichen Befehl die weitgehend zerfallenen Gebäude abgetragen. Das Baumaterial fand Verwendung beim Ausbau der Stadtbefestigung.

Über die Kirche

Der von Maskopp gefertigte Stadtplan (1575), die Stadtansicht Merians (um 1633) zeigen einen großen, mit einer Mauer umgebenen Komplex, bestehend aus einer Kirche mit zwei Türmen, zwei Kapellen und sich daran anschließenden Gebäuden. Wenzel Hollar (17. Jhd.) stellte Kirche und Gebäude in Ost-West-Richtung dar.
Bei der Plünderung durch schwedische Soldaten (Dezember 1631) wurde die Kirche stark zerstört. Der Abbruch der Kirche wurde 1658 angeordnet, da die Festung Mainz ausgebaut werden sollte. Stiftskirche wurde das in der Stadt gelegene Udenmünster, dessen Bausubstanz im Laufe der Zeit immer schlechter wurde. Bereits 1688 beschlossene Baumaßnahmen wurden  wegen der drohenden Kriegsgefahr zurückgestellt. Das schließlich einsturzgefährdete Udenmünster wurde ab 1747 abgetragen. Der Neubau steht im Zusammenhang mit der damals vorgenommenen repräsentativen Neugestaltung des kurfürstlichen Regierungsviertels. Am 1.9.1749 fand die Grundsteinlegung statt. Anfang Mai 1756 erfolgte die Weihe.
Die Deckengemälde (1755 Josef Ignaz Appiani) zeigen Leben und Wirken des Heiligen Petrus. Der Baldachinaltar hat sein Vorbild in Berninis Altar im Petersdom zu Rom. Wie in Rom ist auch der Altar in Mainz durch eine Weltkugel mit Kreuz abgeschlossen. Evtl. Abb.  Berninis Altar und Mainzer Altar nebeneinander.
Am 24.2.1792 diente die Kirche als Wahllokal für Munizipalitätswahl. Ab 12.9.1793 wurde sie als „Ersatzkathedrale“ genutzt, da der Dom bei der Beschießung der Stadt (1793) stark beschädigt worden war. Seit 3.7.1798 war sie gleichzeitig Stätte des katholischen Gottesdienstes als auch des Dekadenkultes (temple decadaire) und Ort politischer Feiern. Eine Legende ist jedoch, dass in der Kirche der Göttin der Vernunft, dargestellt durch eine leicht bekleidete Mainzerin zweifelhaften Rufes, gehuldigt worden sei. Zum Zeitpunkt, da die Kirche ihre religiöse und politische Doppelfunktion hatte, bestand der Kult der Göttin der Vernunft bereits nicht mehr. Auch nach 1802 blieb die Kirche zunächst Ersatz für den Dom (bis 1804). Auch bestand noch der stadtgeographisch enge Bezug zur weltlichen Regierung, nutzte doch Napoléon das Deutschhaus.
Seit 1803 ist St. Peter Pfarrkirche in der Mainzer Innenstadt.
Nach den schweren Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges wurde die Kirche ab 1949 renoviert, so dass ab 1952 dort wieder Gottesdienste stattfinden konnte. 1955 bis 1963 wurden die Türme wiedererbaut, und 1978 bis 1988 stellten die Maler Karl Manninger und Hermenegild Peiker nach Photographien aus der Vorkriegszeit die Ausmalung des Innenraums wieder her. Durch Zufall entdeckte man im Frühjahr 2010 schweren Schäden am Nachkriegsdachstuhl, die leicht zum Einsturz der Kirche hätten führen können; sie konnten jedoch noch rechtzeitig behoben werden.
In der Kirche befindet sich die Ruhestätte des Pfarrers Franz Adam Landvogt (1889-1953), der als „Vater der Armen“ seit den 1920er Jahren bis zu seinem Tod in Mainz bekannt war.

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Empfohlene Zitierweise

Rommel, Martina / Rettinger, Elmar: Mainz - St. Peter. In: Klöster und Stifte in Rheinland-Pfalz, URL: <http:⁄⁄www.klosterlexikon-rlp.de//rheinhessen/mainz-st-peter.html> (Letzter Aufruf: 23.04.24)