Klöster und Stifte in Rheinland-Pfalz

Auch heute noch ist das Kyllburger Stift mit seiner Kirche St. Maria das beeindruckende Beispiel einer noch immer nahezu intakten mittelalterlichen Anlage des 13. und 14. Jahrhunderts. Es handelt sich um eine relativ spät gegründete Stiftung, deren Grundlagen 1276 von Erzbischof Heinrich II. von Vinstingen geschaffen wurden. Der Ort lag in einem Grenzgebiet, in dem die Abtei Prüm, später Kurtrier, aber auch Luxemburg eigenen Interessen nachgingen. Die Stiftsgründung ist ein Versuch Triers, seine Herrschaft Territorium im Bereich von Sauer, Mosel und Lieser auszubauen. 1276 wurde mit dem Bau des Chors begonnen. Das Gotteshaus ist in zwei Bauphasen bis zum mittleren 14. Jahrhundert fertig gestellt worden. Danach folgten Kreuzgang und Kapitelhaus. Während der Säkularisation wurde das Stift aufgehoben. Die Kirche St. Maria ist heute Pfarrkirche von Kyllburg.
Die wohl bedeutendste gotische Hallenkirche der Region ist außen geprägt von kräftig getreppten Strebepfeilern und unterschiedlich großen, spitzbogigen Maßwerkfenstern. Die Westfront mit gotischem Portal und großem Fenster und der ungegliederte Nordturm wirken monumental in ihrer zisterzienserischen Strenge. Eine Blattwerkkonsole (2. Hälfte 14. Jh.) der Mittelsäule des zweitürigen Nordportals trägt eine voluminöse steinerne Madonna mit Kind. Es blickt nicht – wie üblich – zur Mutter, sondern nach oben zu einem tierhaften Dämon.
Das Innere des Gotteshauses besticht durch lichte Weite und kühne Kreuzrippenkonstruktionen des Gewölbes. Zur qualitätsvollen Ausstattung der Kirche gehören u. a. eine in die Mauer eingelassene Doppelpiscina (um 1280), ein filigraner Dreisitz für Zelebrant und Diakone sowie heraldisch aufschlussreiche Grabmale. Die Glasfenster im Chor (1533/34) zählen zu den besten Werken der flandrisch-kölnischen Frührenaissance.