Klöster in Rheinhessen

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Kloster Sion

Von dem ehemals südwestlich von Mauchenheim, nördlich der Selz und in der Nähe des Forstes Vorholz gelegenen Zisterzienserinnenkloster Sion, St. Maria, legt heute nur noch eine wiederaufgebaute Mauer der ehemaligen rückwärtigen Nebengebäude oberhalb der Flur „im Sioner Garten“ Zeugnis ab. Eine Bronzetafel erinnert an die Klostergeschichte und ebenso hält die Weinbergslage „Sioner Klosterberg“ die Erinnerung an das einstige Kloster wach. Gegründet wurde dieses kurz vor 1247 durch Truchsess Werner von Alzey auf Eigengut. Möglicherweise waren auch die Raugrafen und die Herren von Löwenstein an der Gründung beteiligt. Nach dem Willen des Gründers Werner sollten die Nonnen dieses Klosters die "ursprüngliche, strenge" Benediktinerregel befolgen, womit, wie die weitere Entwicklung zeigt, die Zisterzienserregel gemeint ist. Allerdings lebten die Nonnen des Klosters, wie es in dieser Zeit auch bei vielen anderen Konventen üblich war, zunächst nur nach den Zisterziensergewohnheiten, ohne dem Orden inkorporiert zu sein und ohne Vaterabt. Auf diese Weise konnten sie sich ein großes Maß an eigenständigem Handeln bewahren. 1265 allerdings übertrug der Mainzer Erzbischof Werner von Eppstein die geistliche Aufsicht über den Konvent an den Abt des Zisterzienserklosters Eberbach im Rheingau und 1271 beschloss das Generalkapitel in Citeaux die Inkorporation des Klosters in den Zisterzienserorden. Sion wurde unmittelbar Citeaux und dessen Abt als Vaterabt unterstellt. Da dieser natürlich die Aufsicht nicht selbst wahrnehmen konnte, delegierte er sie an andere Äbte, 1277 etwa an den Abt des Klosters Weiler-Bettnau in Lothringen. Auf diese Weise gelang es den Schwestern von Sion offenbar bis 1318, die dauerhafte Unterstellung unter ein Männerkloster zu vermeiden. Ob daraus ein besonderes, nach außen getragenes Selbstbewußtsein resultierte, oder ob es sich hier nur um einen individuellen Einzelfall handelte, kann nicht entschieden werden, jedenfalls wurde im Jahr 1297 der Abt von Otterberg damit beauftragt, das Absetzungsurteil an der "unfähigen und unverschämten " Priorin des Klosters Sion zu vollstrecken[Anm. 1]. Spätestens seit 1318 stand Sion allerdings dauerhaft unter der Aufsicht der Äbte von Disibodenberg.
In seiner Frühzeit erhielt das Kloster eine ungewöhnlich große Zahl an Papstprivilegien und konnte sich ebenso einer äußerst wohlwollenden Förderung durch den umliegenden Adel erfreuen. So schenkten 1283 der Raugraf Johannes und seine beiden Brüder aus Liebe zu ihren beiden, als Nonnen in Sion lebenden Schwestern dem Kloster umfangreiche Zehntrechte, und zuvor schon hatten 1248 Wolfram und Embricho von Löwenstein dem Kloster, dem ab 1309 auch die Pfarrei Mauchenheim gehörte, die Kirche in Spiesheim mit den dazugehörigen Zehnten und anderen Einkünften geschenkt. Überhaupt gehörten die Herren von Löwenstein mit reichen Schenkungen zu den großen Förderern des Klosters Sion, wo sie  1296 auch ihre Grablege errichteten. Neben den Raugrafen und den Herren von Löwenstein treten auch die Pfalzgrafen und die Grafen von Sponheim als Gönner und Stifter von Sion auf. Entsprechend hat sich wohl auch die ständische Zusammensetzung des Konvents gestaltet, dem neben einigen hochadligen Nonnen hauptsächlich Angehörige der Ministerialität bzw. des Niederadels angehörten.
Einen Einschnitt in den wirtschaftlichen Wohlstand brachte offenbar erstmals der Rheinische Städtekrieg, da im Jahre 1390 von großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten die Rede ist. Um 1473 litt das Kloster erneut unter einer schweren Schuldenlast, deren Ursachen man allerdings nicht kennt. Folge davon war ein zunehmender wirtschaftlicher Verfall.
Das Zeitalter der Reformation brachte dann das Ende des Klosters. Nach einer allmählichen Säkularisation in den Jahren nach 1566 verließen 1569/70 die letzten Schwestern nach Zusicherung einer entsprechenden Abfindung das Kloster.  Die Pfalzgrafschaft zog den Klosterbesitz ein und ließ ihn durch Beamte in der Klosterschaffnerei Sion verwalten. Die alte Klosterkirche wurde für evangelische Gottesdienste genutzt. Während des 30jährigen Krieges fiel das Kloster im Jahre 1629 zwar nochmals für kurze Zeit an den Abt von Eberbach, doch währte dieses zisterziensische Zwischenspiel nur bis 1631. Von da an wurde es bis zum Ende des Alten Reiches wieder von pfälzischen Schaffnern verwaltet.
Nachdem die meisten ehemaligen Klostergebäude während der Revolutionskriege ein Raub der Flammen geworden waren, versteigerte die französische Verwaltung den Besitz 1806 als Nationalgut. 1840 ersteigerte ein ehemaliger Professor der Universität Heidelberg die baulichen Überreste des Klosters auf Abriss; das noch verwertbare Steinmaterial wurde für den Bau von Häusern in Mauchenheim verwendet.

Anmerkungen:

  1. Keddigkeit/Werling/Schulz/Lagemann, Otterberg, St. Maria. In: Pfälz. Klosterlexikon 3, Kaiserslautern 2015, S.544 Zurück

Empfohlene Zitierweise

Schmid, Reinhard: Mauchenheim - Kloster Sion. In: Klöster und Stifte in Rheinland-Pfalz, URL: <http:⁄⁄www.klosterlexikon-rlp.de//rheinhessen/mauchenheim-kloster-sion.html> (Letzter Aufruf: 18.03.24)