Klöster am Mittelrhein
Zisterzienserinnenkloster in der Lehr (Koblenz)
Wilhelm von Helfenstein schenkte seiner Tochter Benigna in Jahre 1242 einen Hof in der Lehr, einem breiten und unbebauten Straßenzug, der sich „um den Ring der römischen Kastellmauer zog“ (Pauly, Kirche in Koblenz, S. 228). Benigna stand hier einer geistlichen Frauengemeinschaft vor und wird 1244 als Stifterin des Marienklosters bei Koblenz bezeichnet. Vielleicht hatte die Gemeinschaft schon zu dieser Zeit die Zisterzienserregel angenommen, auf jeden Fall stellte Bischof Johannes von Lübeck im Jahre 1259 der Meisterin und dem Konvent der Zisterzienserinnen „retro Lere“ einen Ablaß für die Kirche aus, mit deren Bau sie bereits zur Ehre Gottes und der heiligen Jungfrau begonnen haben. Das der Maria geweihte Kloster war der Abtei Himmerod unterstellt. 1262 beauftragte Papst Urban IV. den Scholaster des Frankfurter Stifts, dem Kloster wieder zu seinen verschleuderten Besitzungen zu verhelfen. 1296 und 1299 wurden neue Ablässe gewährt. Die Weihe des Hochaltares der neuen Klosterkirche erfolgte im Jahre 1290 durch den Trierer Erzbischof Boemund I. von Warsberg (1289-1299). Die Kirche war „ein flach gedeckter einschiffiger Bau von 12,50 m Höhe, 9,20 m lichter Breite und etwa 28 m Länge
der Chor schloss mit fünf Seiten eines Zwölfecks“ (Michel, Kirchliche Denkmäler 259). Er besaß außerordentlich schlanke Fenster und hatte an seinen Ecken Strebepfeiler. Auf dem steilen Dach über dem Chor war ein zierlicher Dachreiter angebracht. An Altären werden in der Kirche ein Muttergottesaltar, ein Maria-Magdalenenaltar und ein Kreuzaltar erwähnt. An die Kirche grenzte südlich der Kreuzgang, der von den Klosterbauten umgeben war. Parallel zur Kirche lag hier der Nonnenbau, in dem sich u.a. Küche und Refektorium befanden. Der Friedhof lag vor der Kirche bei der Klosterpforte.
Die Entwicklung des Klosters, dessen Angehörige zum größten Teil dem Adel entstammten, verlief bis zur zweiten Hälfte 16. Jahrhundert offensichtlich ohne größere Einschnitte, dann aber wurden die Klostergebäude für die von den Erzbischöfen Jakob von Eltz (1567-1581) und Johann von Schönenberg (1581-1599) geplante Einrichtung eines Jesuitenkollegs benötigt. Gegen den Widerstand der Schwestern und erst nach Androhung des Kirchenbanns wurden diese am 2.9.1580 in das aufgehobene Kloster der Augustinerchorherren auf den Niederwerth rheinabwärts von Koblenz gegenüber Vallendar versetzt. Am 5.12.1580 zogen die Jesuiten in die Klostergebäude in der Lehr ein.
Empfohlene Zitierweise
Schmid, Reinhard: Koblenz - Zisterzienserinnenkloster in der Lehr. In: Klöster und Stifte in Rheinland-Pfalz, URL: <http:⁄⁄www.klosterlexikon-rlp.de//mittelrhein-lahn-taunus/koblenz-zisterzienserinnenkloster-in-der-lehr.html> (Letzter Aufruf: 10.10.24)