Religiöses und spirituelles Wirken Stift Liebfrauen (Oberwesel)

Ausübung der Seelsorge - Pfarrbezirk

Da die Kanoniker des Stifts zusammen mit dem Dekan in der Seelsorge tätig waren, durften nach den Statuten von 1258 nur Kleriker als Kanoniker angenommen werden, die entweder bereits Priester waren oder binnen Jahresfrist die Priesterweihe empfangen konnten. Geschah dies nicht, verlor der präsentierte Kanoniker alle Rechte und die Präbende wurde für vakant erklärt. Wie in vielen anderen Stiften bemühten sich im Laufe der Zeit allerdings auch die Kanoniker des Liebfrauenstifts, sich der Seelsorgeverpflichtung zu entziehen. So ließen sie den Pfarrgottesdienst in der Kirche bis 1400 zunächst durch einen jederzeit abrufbaren mercenarius ausüben, dann wurden die Einkünfte einer Vikarie so vermehrt, dass ihr Inhaber in Zukunft allein den Pfarrgottesdienst mit allen damit verbundenen Verpflichtungen übernehmen konnte. Diese Einführung der Plebanie im Sinne eines Pfarreramtes an der Stiftskirche wurde von Erzbischof Werner von Trier am 15. Juni 1400 bestätigt.

Zum Pfarrbezirk des Liebfrauenstifts gehörten auch die Orte Engehöll, Weiler-Boppard, Dellhofen, Langscheid, Perscheid, Liebshausen und der kurtrierische Teil von Kisselbach. Diese Filialen wurden zunächst durch Vikare des Stifts versorgt, die den Plebanstitel führten, später durch Priester, die zumindest in einigen Fällen als Kapläne mit dem Stift verbunden waren und ihre Ernennung durch den Stiftsdekan unter Mitwirkung des Kapitels erhielten.

Spirituelle Austrahlung

Bruderschaften und Prozessionen

Zu den einzelnen Bruderschaften siehe Pauly S. 338 (St. Marien-Bruderschaft, genannt die betrübte), S. 338-340 (Fabrik- oder Baubruderschaft), S. 340 (Sebastianus-Bruderschaft), S. 340f. (Bruderschaft des Hl. Grabes), S. 341 (Heilig-Geist-Bruderschaft), S. 341f. (Hallen-Bruderschaft), S.342 (Bruderschaft St. Antonius und St. Barbara sowie St. Marienbruderschaft, genannt die fröhliche, und Bruderschaften St. Marien und St. Michael), S. 343 (St. Nikolaus-Bruderschaft und Todesangst-Bruderschaft).

Zu den Prozessionen und Stationen siehe ebenda, S. 349-352.

Reliquien

Nachrichten zu Reliquien, über die die Kirche sicherlich verfügte, sind nicht erhalten. F. Pauly (S. 337) weist darauf hin, „dass im Retabel des Hochaltars des 14. Jahrhunderts nicht weniger als 22 dreifach gegliederte Nischen der untersten Zone über der Altarmensa für die Aufnahmen von Reliquien bestimmt waren“.

Schulen und Ordensstudium

Siehe hierzu Pauly S. 352-355.

Empfohlene Zitierweise

Schmid, Reinhard: Oberwesel - Stift Liebfrauen. Religiöses und spirituelles Wirken. In: Klöster und Stifte in Rheinland-Pfalz, URL: <http:⁄⁄www.klosterlexikon-rlp.de//mittelrhein-lahn-taunus/oberwesel-stift-liebfrauen/religioeses-und-spirituelles-wirken.html> (Letzter Aufruf: 19.03.24)