Klöster in Rheinhessen
Augustinerchorherrenstift St. Maria
Das Augustiner-Chorherrenstift St. Maria in Flonheim wurde um 1133 durch Wildgraf Emich II. gegründet und 1162 päpstlich bestätigt. Es lag im nordöstlichen Teil des Ortes, wo heute noch die Klostergasse, das Klostereck und der Klostergarten daran erinnern. Vögte des Stifts, welches aus einem Propst und vier Kanonikern bestand, waren die Wild- und später die Rheingrafen. 1181 erhielt das Stift unter Propst Werenbold das Patronatsrecht an der Pfarrkirche von Flonheim, nachdem die bisherigen Inhaber, die Äbte von St. Maximin in Trier und St. Alban in Mainz, darauf verzichtet hatten. Auch der mit dem dortigen Zehnten belehnte Wildgraf Gerhard I. verzichtete auf eventuelle Investiturrechte.
Die heute evangelische Kirche steht in einem ehemaligen frühmerowingischen Reihengräberfeld; zu seinen reichen Bestattungen gehörte auch das berühmte "Fürstengrab".
Im Laufe des Mittelalters wurden die geistlichen Verpflichtungen durch die Stiftsangehörigen immer mehr vernachlässigt, was sich auch negativ auf die Vermögenssituation auswirkte. Der Mainzer Erzbischof Dietrich von Erbach (1434 - 1459) wandelte daher im September 1454 das Augustiner-Chorherrenstift in ein Kanonikerstift mit einem Propst und sechs Kanonikern um.
Nach der Einführung der Reformation in Flonheim 1552 bestand das Stift noch zwei Jahre lang fort, bis es mit dem Tod des letzten Kanonikers, der bis dahin auch den katholischen Gottesdienst versehen hatte, 1554 aufgehoben wurde. Sein Besitz fiel an die wild- und rheingräfliche Linie der Kyrburger.
Im Verlaufe des Pfälzischen Erbfolgekrieges wurde Flonheim 1689 stark zerstört. Keines der Stiftsgebäude blieb erhalten und auch die mittlerweile evangelische Kirche am Marktplatz wurde so stark in Mitleidenschaft gezogen, dass sie 1728 durch einen barocken Neubau ersetzt werden musste. Dieser brannte in der Nacht vom 27. auf den 28. Dezember 1876 ab und wurde in den Jahren zwischen 1882 und 1885 durch den heutigen neugotischen Bau ersetzt. Im Innern der Kirche befindet sich ein aus der ehemaligen Stiftskirche stammender Bodenbelag des 13. Jahrhunderts. Geringe bauliche Überreste der alten Kirche (Propsteiwappen und romanische Reliefs) finden sich an Häusern in der Nähe des Marktplatzes.
Empfohlene Zitierweise
Schmid, Reinhard: Flonheim - Augustinerchorherrenstift St. Maria. In: Klöster und Stifte in Rheinland-Pfalz, URL: <http:⁄⁄www.klosterlexikon-rlp.de//rheinhessen/flonheim-augustinerchorherrenstift-st-maria.html> (Letzter Aufruf: 13.12.24)