Klöster in Rheinhessen

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Mainz - Wilhelmiten

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Geschichte

Die Wilhelmiten waren ein sehr strenger, asketischer Orden, der auf Wilhelm von Malavalle zurückgeht. Dieser führte seit Herbst 1156 als Eremit ein äußerst zurückgezogenes Leben in einem wilden und unzugänglichen Gebirgstal der Toskana (daher der Name „Malavalle“) in der Nähe von Grosseto. Obwohl er selbst nicht die Absicht gehabt hatte, einen neuen Orden zu gründen, bildete sich bald nach seinem Tod am 10. Februar 1157 an seinem Grab eine kleine Gemeinschaft, die Wilhelms asketisches Leben zum Vorbild nahm und zur Keimzelle des Wilhelmitenordens wurde. Seine Angehörigen führten ein sehr strenges, von Fasten und Schweigen geprägtes Leben. Ihre Kutte bestand aus ungefärbter Wolle, auch im Winter verzichteten sie auf Schuhe. Zum Zeichen ihres Eremitentums trugen sie einen Stab.
Nachdem Papst Innozenz III. 1202 die Verehrung Wilhelms gestattet hatte, breitete sich der Orden um die Mitte des 13. Jahrhunderts auch außerhalb Italiens aus.  Das erste Wilhelmitenkloster in Deutschland scheint das um 1250 gegründete Kloster Marienpforte bei Waldböckelheim gewesen zu sein, welches von den Grafen von Sponheim gestiftet und gefördert wurde und erstmals 1266 urkundlich erwähnt wird[Anm. 1]. 1299 wird auch ein Wilhelmitenkloster in Worms erwähnt und so kann man annehmen, dass auch das Mainzer Kloster ungefähr um diese Zeit entstanden ist. Urkundlich erwähnt wird es jedoch erst im Testament einer Mainzer Witwe vom 5. März 1364[Anm. 2].

Das Kloster lag im Süden der Stadt in der Nähe des Stadtgrabens am Fuße des Jakobsberges. Ein nahes Stadttor trug den Namen Wilhelmiterpforte. Ludwig Falck hält es für möglich, „dass die anspruchslosen Mönche ihre Behausung und ihr Kirchlein in den damals wohl noch vorhandenen Ruinen des römischen Bühnentheaters eingerichtet hatten“[Anm. 3].

Nur ganz wenige urkundliche Nachrichten haben sich von dem Mainzer Wilhelmitenkloster erhalten; 1391 etwa wird ein Weinberg erwähnt, der am Berg gegenüber dem Wilhelmitenkloster liegt[Anm. 4].

Schon am Anfang des 14. Jahrhunderts setzte der allmähliche Niedergang des Ordens ein. Die Klosterdisziplin ließ stark nach, die Mönche waren nicht mehr zur Einhaltung der strengen Lebensweise bereit. Am Ende des 15. Jahrhunderts war das Mainzer Kloster verlassen, seine Kirche war 1548 einsturzgefährdet. Falls sich später überhaupt noch etwas von den Gebäuden erhalten hatte, fielen sie Anfang des 17. Jhs. den Festungsbauten zum Opfer.

Anmerkungen:

  1. ELM, Kaspar: Beiträge zur Geschichte des Wilhelmitenordens, S. 74 Zurück
  2. R. Dertsch, Urkunden, Bd. 2 S,324 Nr. 1735 Zurück
  3. L. Falck, Mainz in seiner Blütezeit als Freie Stadt, S. 25 Zurück
  4. R. Dertsch, Urkunden Bd. 3, Nr. 2410 S. 228 Zurück

Empfohlene Zitierweise

Schmid, Reinhard: Mainz - Wilhelmiten. In: Klöster und Stifte in Rheinland-Pfalz, URL: <http:⁄⁄www.klosterlexikon-rlp.de//rheinhessen/mainz-wilhelmiten.html> (Letzter Aufruf: 20.04.24)