Bau- und Kunstgeschichte Johanniter-Kommende (Adenau)

0.1.Aufbau der Kommende

Zur Vorbereitung von Visitationen wurden im Ritterorden sog. Lagerbücher angelegt. So beschrieben 1657 diese Aufzeichnungen das Adenauer Komturei - Gelände folgendermaßen: Der „in der Freiheit“ gelegene Komplex umfasst „drei ziemlich große Gebäude für die Wohnung, von denen das eine ganz aus Stein, die anderen im Obergeschoß in Fachwerk ausgeführt sind. An eins schließt sich die Wohnung des Pfarrers an. Dazu gehören weiter die St. Johannes Kirche mit Friedhof, Scheunen und Stallungen für das Vieh, Brunnen, ein großer (Obst-)Garten und ein Fischereigewässer“.
Das noch heute erhaltene Haupthaus südöstlich der Kirche wurde Mitte des 17. Jahrhunderts unter Wilhelm von Vehlen umgebaut. Es ist ein zweigeschossiger Barockbau mit sieben Achsen, die Fenster mit einfacher Basalteinfassung versehen. Über der Tür befindet sich in der Mitte ein von Voluten eingefasstes Wappen mit drei nebeneinander stehenden Vögeln ,v. Vehlen und die Jahreszahl 1743. Das Mansardendach weist giebelförmig vorspringende Dachfenster auf. 1772 umfasste die Kommende Haus und Hof, „alles in guten Mauern und unter einem Leiendach“. Als letzter amtierender Komtur in Adenau ist Karl Eusebius Freiherr Truchseß von Rheinfelden registriert.

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0.2.Kirche

Die einschiffige Kernanlage der Kirche in Adenau stellt das wohl älteste mittelalterliche Bauwerk im Ahrgebiet dar. Es ist der zweiten Hälfte des 10. oder dem Beginn des 11. Jahrhunderts zuzurechnen. Kennzeichnend sind ihre breiten Raumverhältnisse und die Verengung zum Chor hin. Nach den Schenkungen der Grafen von Are erweitern die Johanniter wohl noch im 12. Jahrhundert das Langhaus, errichten Seitenschiffe und führen am Ende des 13. Jahrhunderts einen neuen Chor mit einem oktogonalen Chorturm aus.
Angesichts der grundlegenden Erweiterungen um 1908/1909, in denen der (zweite) mittelalterliche Chor durch einen dreischiffigen neugotischen Hallenbau ersetzt worden ist sowie den Kriegszerstörungen des 2. Weltkriegs sind dendrochronologische Untersuchungen zur Genese des Baus nicht mehr möglich.
Hinsichtlich der mittelalterlichen Anlage und ihrer Daten wird man deshalb eher auf Vermutungen angewiesen bleiben.

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0.3.Kapellen innerhalb der Anlage

Angeblich soll der Johanniterkomtur Gottfried von Heimbach in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts die noch vorhandene Kapelle in der Ecke zwischen südlichem Kreuzflügel und Langhaus, das sog. Katharinenchörchen, erbaut haben. Wenig später, wohl noch am Ende des 15. Jahrhunderts, erhält das ganze, damals vielleicht erst um die Seitenschiffe und die Querarme erweiterte Langhaus Gewölbe. Sie sollen ursprünglich in allen Teilen gleiche Wappen getragen haben und ein großes, über die Seitenschiffe geschlepptes Dach.

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0.4.Materielle Kulturgeschichte

Altar

In einem anderen Lagerbuch des Johanniterordens von 1722 wird festgehalten: „Der Hohe Altar ist in zimlich gutem Stand. Und wird darauf der heilige Johannes Baptista, als Principal Patron verehret; auch in selbem dass geheimniß der Erlößung vorgestellet, welches inwendig mit schön verguldeten figuren außwendig aber auff beijden Thüren des Altars mit gemählte repraesentirt wird; oben auff dem Altar stehet eine große Tafel, welche einen Maltheser Ordens herren qua Victorem hostium in armis vorstellet, und von ... Commendeuren ... von Vehlen ... dahin gestellet worden.“
Dies ist die früheste bekannte Beschreibung des Hochaltars in der Pfarrkirche St. Johannes des Täufers.

Altarretabel

Sehenswert ist weiterhin ein figurenreiches spätgotischer Altarretabel. Es handelt sich um eine gute Arbeit aus Flandern aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts. Mehrere neu gefasste und zusammengesetzte szenische Reliefs schildern die Kreuzigung (Mittelschrein), Kreuzabnahme (linker Schrein), Grablegung (Flügel), Kreuztragung (rechter Schrein).Die Skulpturen von Maria, Johannes dem Täufer und Johannes Evangelist stammen von demselben Altar.

Taufstein

Bis in unsere Zeit erhalten hat sich im Innern der Pfarrkirche ein mächtiger Taufstein mit angearbeiteten Kapitellen. Er stammt wohl aus dem Rheinland und weist ein gerundetes sechseckiges kelchförmiges Becken aus Basalt auf. Der Taufstein aus dem frühen 13. Jahrhundert steht im nördlichen Nebenchor, heute Taufkapelle.

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Empfohlene Zitierweise

Brauksiepe, Bernd: Adenau - Johanniter-Kommende. Bau- und Kunstgeschichte. In: Klöster und Stifte in Rheinland-Pfalz, URL: <http:⁄⁄www.klosterlexikon-rlp.de//eifel-ahr/adenau-johanniter-kommende/bau-und-kunstgeschichte.html> (Letzter Aufruf: 19.03.24)