Religiöses und spirituelles Wirken Kloster St. Martin und Maria (Sponheim)

Inkorporierte Pfarreien und Patronatsrechte

Die Pfarrkirche in Sponheim war wahrscheinlich schon bei der Gründung an das Kloster geschenkt worden. Erzbischof Heinrich I. von Mainz weihte sie wohl nach einem Neu- oder Umbau am 3. November 1146 auf Bitten des Abtes zu Ehren des heiligen Aegidius. Im Juli 1265 wurde sie mit allen zu ihr gehörenden Kapellen pleno iure dem Kloster übertragen; sie sollte künftig von einem Ewigvikar betreut werden. Zur Pfarrei Sponheim gehörte auch eine Kapelle in Bockenau, an der bis zur Stiftung einer Meßpfründe 1358 der Pfarrer von Sponheim zweimal wöchentlich die Messe zu lesen hatte. Da der Sitz der Pfarrei in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts in die Kapelle St. Marien im Kreuzgang des Klosters verlegt wurde, scheint die Aegidiuskirche im Dorf Sponheim in den Jahren davor offensichtlich aufgegeben worden zu sein.
Udo von Stade und seine Gattin Jutta hatten dem Kloster Sponheim im Jahre 1126 Kirche und Zehnt zu Gensingen übertragen. 1265 schenkte der gewählte Abt Peter von Sponheim die Kirche dem Mainzer Domkapitel, wobei ein Drittel des Zehnten zu Gensingen zunächst allerdings im Besitz des Klosters blieb, bis er 1306 an den Mainzer Domkantor Eberhard von Oberstein verkauft wurde.
Das Patronatsrecht an einer Kirche zu (Nieder-) Wörresbach im heutigen Kreis Birkenfeld, wo das Kloster schon seit seiner Gründung über Besitz und Rechte verfügte, mussten Prior und Konvent von Sponheim zusammen mit dem Zehnten und dem gesamten Zubehör im Jahre 1299 an den dortigen Schultheißen verkaufen. 1315 ist dann der Graf von Sponheim–Starkenburg der Inhaber dieses Zehnten und damit wohl auch des Patronatsrechtes.

Nach oben

Literarische, wissenschaftliche und künstlerische Betätigung

Bei einem Überblick über die Geschichte des Klosters Sponheim muss an dieser Stelle natürlich Abt Trithemius erwähnt werden. Johannes Trithemius, eigentlich Johannes Heidenberg, wurde am 1. Februar 1462 als Sohn eines Winzers in Trittenheim an der Mosel geboren. Ende Januar 1482 trat er in das Kloster Sponheim ein und wurde schon eineinhalb Jahre später, am 29. Juli 1483 als jüngstes Konventsmitglied zum Abt gewählt und am 9. November geweiht. Nachhaltig bemühte er sich um eine wirtschaftliche Konsolidierung des Klosters, wozu unter anderem die Anlage eines Kopiars sowie die Erstellung zweier Weistümer gehörten. Weit über die Grenzen seiner engeren Heimat hinaus berühmt wurde er aber durch seine universale Gelehrsamkeit, die ihn in Kontakt mit den führenden Gelehrten seiner Zeit brachte. Zahlreiche Vortragsreisen führten ihn durch ganz Deutschland, die er auch für seine große Leidenschaft, den Erwerb von Büchern nutzte. So wuchs die Bibliothek seines Klosters gewaltig an und zog eine große Zahl gelehrter Besucher an, die hier ihr Wissen durch Bücherstudium und Diskussionen mit dem Abt mehren wollten. Natürlich ging dies zu Lasten der klösterlichen Wirtschaft, was Trithemius, der offenbar auch einen ziemlich herrischen Umgang mit seinen Mönchen pflegte, bei diesen im zunehmenden Maße unbeliebt machte. Die Kluft zwischen Abt und Konvent wurde schließlich so groß, dass Trithemius im Jahre 1505 sein Kloster verließ. Nach einem kurzen Wanderleben fand er 1506 Aufnahme im Würzburger Kloster St. Jakob, wo er noch im selben Jahr wiederum zum Abt gewählt wurde. Nach seinem Tod im Jahre 1516 wurde er in der Würzburger Neumünsterkirche beigesetzt, wo ihn ein Grabepitaph aus der Schule Tilmann Riemenschneiders in einem Pontifikalgewand mit Mitra und Stab zeigt.
Trithemius gilt als einer der bedeutendsten und vielseitigsten Gelehrten seiner Zeit, der ein begehrter Redner und Ratgeber auch für höchste Kreise war. Er verfasste über 90 Bücher, darunter die für die Klostergeschichte interessanten, freilich aufgrund der zahlreichen in ihnen enthaltenen Fälschungen mit Vorsicht zu benutzenden Annales Hirsaugienses, das Chronicon Hirsaugiense sowie das Chronicon Spanheimese. Daneben verfasste er auch Werke über Astrologie und Magie, die ihn mehrfach in den Verdacht der Ketzerei und schwarzen Magie brachten.

Nach oben

Empfohlene Zitierweise

Schmid, Reinhard: Sponheim - Kloster St. Martin und Maria. Religiöses und spirituelles Wirken. In: Klöster und Stifte in Rheinland-Pfalz, URL: <http:⁄⁄www.klosterlexikon-rlp.de//hunsrueck-naheland/sponheim-kloster-st-martin-und-maria/religioeses-und-spirituelles-wirken.html> (Letzter Aufruf: 28.03.24)