Klöster in Rheinhessen

Zur Übersichtskarte der Region

Klosteranlage

Ab 1686 begann der Ausbau einer Wohnung in der Alzeyer Burg, daneben wurde, so Hümmerich, eine kleine Kapelle errichtet. In seinem Augenzeugenbericht über die Zerstörung Alzeys im Jahr 1689 schildert P. Cyprianus, OFMCap auch über die Vorgänge im Kloster. Soldaten drangen in die Anlage ein und setzten einen Stall in Brand, der allerdings von den Bewohnern gelöscht werden konnte. Vorrätiges Getreide und Wein wurden ausgeschüttet bzw. verschleppt.

Zerstörungen waren auch an der Hauskapelle zu beklagen. Soldaten waren eingedrungen und hatten Fenster und Tabernakel mit dem Speisekelch und den darin befindlichen konsekrierten Hostien zerstört. Der Verfasser berichtet, dass es ihm gelungen sei, die Paramente, das Altarkreuz und die vasa sacra zu retten.

P. Cyprianus begab sich in das Lager der Franzosen (Gau-Odernheim), um dort um größere Sicherheit zu bitten.

Im Jahr 1700 erteilte Kurfürst Johann Wilhelm von der Pfalz die Genehmigung zum Bau eines Klosters und schenkte dem Orden einen Bauplatz. Als Gelände wurde durch den Kurfürsten das Terrain des zerstörten Tanzhauses sowie der Kollektur und des Hofes der Herren von Heppenheim gen. vom Saal, deren Familie erloschen und der Grund daher an die Kurpfalz zurückgefallen war, zur Verfügung gestellt.

Eine Sammlung für den Bau eines Klosters erbrachte umfangreiche Mittel (nach Wagner). Die Gattin des Kurfürsten, Anna Louise Maria, eine geborene Medici, Tochter des Großherzogs Cosmas von Florenz, zählte zu den Gönnerinnen des Ordens.

Die Grundsteinlegung erfolgte am 9.5.1700.

Bereits am 14.9.1700 wurde ein Flügel der neuen Klosteranlage bezogen, die zwischen der Käfiggasse und dem Hexenturm auf dem sog. Saalschen Grundstück entstand. Es handelte sich dabei um eine zweiflügelige Anlage.

Ab 1703 war das Kloster „endgültige Residenz“ (Arens, S. 114) des Ordens in Alzey. Im Jahr 1769 wurde die Anlage erweitert.

Am 30.12.1812 wurde die Klosteranlage zur Versteigerung angeboten; beschrieben wird sie als Wohngebäude mit Ställen, einer Holzkammer, Gärten und einer kleinen Fläche Weinbergs. die Pacht betrug 200 francs; geschätzt war das Ensemble auf 11.000 francs. (Vgl. Schieder, IV, S.3). Ein Käufer fand sich zu diesem Zeitpunkt nicht. Am 20.1.1813 erfolgte abermals ein Angebot; für 12.125 francs erwarb nun eine Gruppe von drei Käufern das Kloster (Vgl. Schieder IV, S. 4)

1830 wurde die Klosteranlage bis auf die Westfassade abgebrochen und zum Teil als Pfarrhaus genutzt; in den 20-er Jahren des 20.Jhs. wurden die noch verbliebenen Reste niedergelegt.

Empfohlene Zitierweise

Rommel, Martina: Alzey - Kapuziner, St. Joseph. Klosteranlage. In: Klöster und Stifte in Rheinland-Pfalz, URL: <http:⁄⁄www.klosterlexikon-rlp.de//rheinhessen/alzey-kapuziner-st-joseph/klosteranlage.html> (Letzter Aufruf: 18.04.24)