Archivalien und Literatur

0.1.Klosterbibliothek

Den Grundstock der Himmeroder Bibliothek bildeten die für das liturgisch-monastische Leben erforderlichen Bücher wie Missale, Graduale, Antiphonarium, Psalterium, Hymnarium, Lectionarium, Kalendarium, Regula, Liber etc. Neben diesen Werken, die vom Gründerkonvent wohl übertragen wurden, gehörten zur Bibliothek (ursprünglich Armarium) auch Urkunden, Kopiare und Akten für Führung einer geordneten Ökonomieverwaltung: ein eindrucksvolles Werk ist das 1345 fertig gestellte dreibändige „Chartularium Himmerodense“ (Stadtbibliothek Trier, Hs.Nr. 1713/38, 1-3).

Nach oben

0.2."Erbarme dich des Schreibers"

Schreiben und Ausmalen der Handschriften erforderten Geschicklichkeit und Ausdauer. Die anstrengende und auch geistig ermüdende Arbeit blieb nicht ohne Folgen. Schreibvermerke am Ende der Handschriften nahmen dazu Stellung: „Nur drei Finger führen den Federkiel, und doch wird der ganze Mensch müde!“, oder „Sage, Leser zu Christus, sage, erbarme Dich des Schreibers“. Aufgrund dieser Vermerke ist noch heute bekannt, dass der Himmeroder Mönch Johannes Fritsch am 24. November bei spärlichem Kerzenlicht zwei Stunden vor Mitternacht eine Traktateabschrift vollendete. Entsprechend der vom Generalkapitel geforderten Einfachheit war die künstlerische Ausstattung der Himmeroder Handschriften schlicht und einfarbig. Nach Bernhards Tod 1153 trennten sich die Skriptorien der Primärklöster gelegentlich von diesen Statuten. Einige Kodizes weisen farbenprächtige Miniaturen und reich gestaltete Rankeninitialen auf. Die meisten sind jedoch zweispaltig geschrieben. Zisterziensische Handschrift zeichneten sich durch „Sauberkeit, Leserlichkeit und einheitlicher Buchausstattung“ aus (nach Schneider 1953).

Nach oben

0.3.Mehr Platz für die Bücher

Seit dem 13. Jahrhundert studierten Himmeroder Mönche  im St. Bernhards Kolleg in Paris und später in Heidelberg und Köln. Diese Aufenthalte vermittelten ihnen neue geistige Impulse. Es wuchs damit auch der Wunsch nach weiterführender Literatur im Bestand der eigenen Bibliothek. Dies bedingte eine thematische Erweiterung der Buchbestände und deren Unterbringung. Die Skriptorien kamen mit der Abschreiben neuer Literatur kaum nach. Auswärtig Studierende aus Himmerod kauften im Auftrag der Klosterleitung zusätzliche Bücher, fertigten Abschriften relevanter Veröffentlichungen. Mehr Bücher bedeuteten größere Unterbringungskapazitäten für die Bände. Um dem Rechnung zu tragen, wurde 1506 unter Abt Jacob von Hillesheim eine Bibliothek mit hohen Fenstern an der Südwestseite des Klosterkonvents errichtet.
Nach einer Mitteilung des Humanisten Matthias Agritius aus Wittlich besaß Himmerods Bibliothek 1453 ca. 2000 Bände. Im Vergleich dazu verfügte die Universitätsbibliothek Heidelberg 1461 über 841 Werke mit 1600 Bänden. Clairvaux wies 1788 Handschriften gegen Ende des 15. Jahrhunderts auf.

Nach oben

0.4.Auch Bischöfe "vergessen" Handschriften

Mit der Einführung der Buchdruckerkunst spezialisierte sich Himmerods Skriptorium auf das Kopieren von seltenen Werken. Ein weiterer Schwerpunkt war die Illuminierung der in den Inkunabeln vorgesehenen Initialen. Trotz aller günstigen Rahmenbedingungen, die kostbaren Handschriftenbestände blieben bedroht. Dafür sorgten auch Entleiher wie Erzbischof Johann III. von Metzenhausen, der Himmerod entliehene Handschriften nicht mehr zurückgab. Beim Brand des Wittlicher Pfarrhauses, in dem die wichtigsten Urkunden und Handschriften angesichts kriegerischer Überfälle zwischengelagert worden waren, wurden 1569 unersetzliche Geschichtsquellen wie die „Gesta abbatum Hemmenrodensium“ zerstört. Weitere Bestandseinbussen folgten in kriegerischen Zeiten des 16. und 17. Jahrhunderts. Es erfolgte die Auflösung der Bibliothek bzw. die Vernichtung von Büchern im Zusammenhang mit der Säkularisation.
Von der Himmeroder Bibliothek, eine der reichsten in einem Zisterzienser Kloster des Mittelalters, ist nur ein Bruchteil erhalten geblieben. Der größte Teil davon ging nach der Auflösung des Klosters 1802 verloren. Die Bibliothek erlitt einen substantiellen Verlust, von dem sie sich bis heute nicht mehr erholt hat. So konnte Ambrosius Schneider aus dem einst beträchtlichen Handschriftenbestand nur noch 141 Bände nachweisen.

Nach oben

0.5.Literatur

  • Wolfgang Bender: Zisterzienser und Städte. Studien zu den Beziehungen zwischen den Zisterzienserklöstern und den großen urbanen Zentren des mittleren Moselraums. (Trierer Historische Forschungen 20), Trier 1992.
  • Wolfgang Bender: Kloster Himmerod Beiträge zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Zisterzienserabtei im Mittelalter. In: Eiflia Sacra. Studien zu einer Studienlandschaft, hg. von Johannes Mötsch und Martin Schoebel (= Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte 70) Mainz 1999, S. 101-141.
  • Carola Frey: Die Begräbnisse der Grafen von Sponheim, Mainz 2003.
  • Bruno Fromme (Hg.): Himmerods Spuren in Raum und Zeit. Trier 2010.
  • Bruno Fromme (Hg.): 875 Jahre Findung des Klosterortes Himmerod. Mainz 2010.
  • Ulrich Knefelkamp (Hg.): Zisterzienser - Norm, Kultur, Reform. Springer Berlin 2001.
  • Raymund Kottje (Hg.): Die niederrheinischen Zisterzienser im späten Mittelalter. Reformbemühungen, Wirtschaft und Kultur. Köln 1992.
  • Jörg R. Müller: Vir religiosus ac strenuus - Albero von Montreuil, Erzbischof von Trier (1132-1152). Trier 2006.
  • Thomas Otten, Karl Peter Wiemer (Hg.): Ora et labora – Quellen und Elemente der Nachhaltigkeit zisterziensischen Lebens. Köln 2002.
  • Annegret Laabs: Malerei und Plastik im Zisterzienserorden. Petersberg 2000.
  • Matthias Müller: Klosterarchitektur in der Eifel als Werk von Kunst und Geschichte. Koblenz 1996.
  • Jens Rüffer: Die Zisterzienser und ihre Klöster. Darmstadt 2007.
  • K. Schulz: Die Rolle der Zisterzienser in der staufischen Reichspolitik. In: Die Zisterzienser. Kaspar Elm (Hg.). Köln 1982, S. 165-193.
  • K. Schulz: Reichspolitik, rheinische Zisterzen und Kölner Führungsschicht, Kreditgeschäfte und personelle Verknüpfungen im ausgehenden 12. Jahrhundert. In: Hochfinanz im Westen des Reiches im Hoch- und Spätmittelalter (12.-15. Jh.). Tagung vom 9.-12.März 1992 in Trier (Trierer Historische Forschungen). Trier 1992.
  • Ambrosius Schneider: Die Cisterzienserabtei Himmerod im Spätmittelalter. Himmerod 1954.
  • Ambrosius Schneider: Das alte Himmeroder Kircheninventar. In: Wittlicher Tageblatt, 13. Jg., 25./26.10.1958, Nr. 249.
  • Ambrosius Schneider: Eine neuentdeckte Ansicht von Himmerod um 1700. In: Vierteljahresblätter der Trierer Gesellschaft für nützliche Forschungen. 4. Jg. 1958. S. 64-66.
  • Ambrosius Schneider: Die Äbte der Cistercienserabtei Himmerod. In: Archiv für mittelrheinischen Kirchengeschichte. Jg. 12, Mainz 1960, S. 53-74.
  • Ambrosius Schneider: Himmerod Geschichte und Sendung. Himmerod 1967.
  • Ambrosius Schneider (Hg.): Die Cisterzienser. Geschichte – Geist – Kunst. Köln. 1974.
  • Ambrosius Schneider: Die Cisterzienserabtei Himmerod von der Renaissance bis zur Auflösung 1511 – 1802. Köln 1976.
  • Ambrosius Schneider: Himmerod 1178-1978 ‚Festschrift zum 800. Jahrestag der Kirchweihe. Himmerod 1978.
  • Ambrosius Schneider: Abt Robert Bootz von Himmerod 1685-1730. In: Kreis Bernkastel-Wittlich, Jahrbuch 1987, S. 129-132.
  • Ambrosius Schneider: Die Vernichtung der Klosteranlage von Himmerod (1804/34) In: Kreis Bernkastel-Wittlich. Jahrbuch 1988, S. 121-128.
  • Schulz: Fernhandel und Zollpolitik großer rheinischer Zisterzen. In: Zisterzienser-Studien 4 (Studien zur europäischen Geschichte14). Berlin 1979, S. 29-59.
  • A. Thiele: Echternach und Himmerod. Beispiele benediktinischer und zisterziensischer Wirtschaftsführung im 12. und 13. Jahrhundert (Forschungen zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 7). Stuttgart 1964, bes. S. 35-47.
  • E. Wackenroder: Die Kunstdenkmäler des Kreises Wittlich. Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz 12,4. 1934, S. 147-176.
  • Wagner: Mente caelum inhabitans (Göppinger Arbeiten zur Germanistik; 743) Göppingen 2009. S. 221-235.
  • C. Wilkes: Die Zisterzienserabtei Himmerod im 12. und 13. Jahrhundert (Beiträge zur Geschichte des alten Mönchtums und des Benediktinerordens). Münster 1924.

Nach oben

Empfohlene Zitierweise

Brauksiepe, Bernd: Großlittgen - Kloster Himmerod. Archivalien und Literatur. In: Klöster und Stifte in Rheinland-Pfalz, URL: <http:⁄⁄www.klosterlexikon-rlp.de//eifel-ahr/grosslittgen-kloster-himmerod/archivalien-und-literatur.html> (Letzter Aufruf: 24.04.24)