Klöster Eifel-Ahr
Geschichtlicher Abriss Kloster Hillesheim
Klostergeschichte
Erstes literarisches Zeugnis über die Eifel und ihre Bewohner legte Caesar mit seinem „De Bello Gallico“ ab. Seit der Eroberung Galliens (58-51 v.Chr.) waren die Römer über 400 Jahre in der Eifel präsent. Ab dem 5. und 6. Jahrhundert besiedelten die Franken die Region zunächst zögerlich. Sie folgten den Römerstraßen und siedelten neben bereits ausgebauten Niederlassungen. Im Gegensatz zu den umliegenden Orten war Hillesheim keine mittelalterliche Neugründung, sondern ursprünglich eine alte bäuerliche Siedlung der fränkischen Landnahmezeit (Schüttler). In der Hillesheimer Flur Schwedenschanze wurden mehr als 14 merowingische Gräber des 6. und 7. Jahrhunderts gefunden .
Eine fränkische Siedlung Hillesheim tauchte in den sogenannten Dagobertfälschungen aus den Jahren 633, 646 und 816 auf. In einer gleichfalls gefälschten Urkunde bestätigte König Ludwig der Fromme (814-840) der Ohrener Äbtissin Anastasia 816 das Recht auf Bann und Frieden in Hildenesheim. Als gesichert belegt galt Hillesheim erst seit 943 durch einen Prekarievertrag (Schenkung auf Widerruf) des Abtes Farabert von Prüm mit den Eheleuten Ramengarius und Adelgarda.
Erst später im Mittelalter interessierten sich das Kloster Prüm (943), die Herzöge von Limburg (13.Jh.), die Grafen von Luxemburg (um 1300), die Grafen von Jülich (1334-1352) und schließlich der Kurfürst von Trier (ab 1352) für das verkehrsmäßig wichtige Gemeinwesen und traten als Besitzer des Fleckens in Erscheinung .
Als Luxemburgisches Lehen befand sich der Ort um 1300 im Besitz der Herren von Wildenburg. Mit den Wildenburgern verwandt waren die Reifferscheider.
Johann II. von Reifferscheid, wiederholt als Förderer geistlicher Anstalten beurkundet, stiftete kurz nach 1260 das Augustinerkloster „ad oppidi moenia“, außerhalb der Stadt. Auch für Heyen soll das Kloster, 1256 aus verschiedenen Eremitenverbänden zusammengeschlossen, noch im 13. Jahrhundert gegründet worden sein. Die Anlage lag außerhalb der nordwestlichen Ecke der Stadtmauer. Sein Bering wurde von einem breiten Wall umzogen.
Die Herren Johann II. von Reifferscheid und Johann von Wildenburg bezeichneten 1306 Hillesheim als ihre villa und ihr castrum und bezeugten die bestehende Befestigung mit Mauern. 1334 gelangte Hillesheim zunächst mit dem Wildenburger und dann 1348 mit dem Reifferscheider Anteil an die Markgrafen von Jülich.
Bereits 1352 verlor Markgraf Wilhelm VI. seine wichtigste Eifeler Besitzung an Erzbischof Balduin. Der hatte schon zwei Jahre zuvor durch seinen Kyllburger Burggrafen insgeheim Informationen über Wert und Einkünfte der Stadt beibringen lassen. In einer Jülicher Hausfehde zwischen Markgraf Wilhelm und seinen Söhnen wurde Balduin zu Hilfe gerufen. Er liess sich die Städte Hillesheim und Sinzig für eine Schuldverschreibung verpfänden. Als Jülich diese Verpflichtung nicht einlösen konnte, zog Balduin die Schuld über 10 000 Gulden mit Genehmigung Kaiser Karls IV. ein. Hillesheim wurde an Trier verpfändet und nicht mehr eingelöst.
Balduin machte Hillesheim zum Hauptort des gleichnamigen Amtes. Unter dem Krummstab ließ sich gut leben. Das spürten auch die Augustiner: Sie wurden reich mit Schenkungen bedacht. Es waren häufig Naturalzuwendungen, aber auch großherzige Übertragungen von Ländereien, Schenkungen von Renten aus Latifundien etc. Dem nicht sonderlich reichen Kloster verhalf es zu einem gewissen Wohlstand.
Am 31. Oktober 1517 veröffentlichte Martin Luther seine 95 Thesen über Ablass und Wesen der Buße in Wittenberg. Von den sich daraus entwickelnden Religionswirren wurden Hillesheim und die klösterliche Gemeinschaft erfasst. Sukzessive verließen Patres den Konvent; die Baulichkeiten verwahrlosten zunehmend. 1562 waren lediglich noch Prior Petrus Bohr und seine Mitbrüder Petrus Gangelt und Dederich Borrler erwähnt. 1568 waren die wirtschaftlichen Verhältnisse so desolat, dass die Augustiner, vertreten durch ihren Provinzial, die Einrichtung mit allen noch verbliebenen Besitzungen Erzbischof Jacob von Eltz gegen eine Naturalrente „cedirten“.
1613 wurde das Kloster personell als gänzlich verlassen und „äußerst verfallen“ beschrieben.
Doch bald konnte neues Leben aus den Ruinen erblühen: Mitten im 30-jährigen Kriegs, 1641, erhielt der Augustinerorden die frühere Gründung zurück. Weiterhin übertrug das Trierer Domkapitel im gleichen Jahr den Patres die Verwaltung der Ortspfarrei. Im Vorgriff auf den dringlich erwarteten Wiederaufbau erlaubte der Kürfürst 1659, dass die Augustiner„an der verfallenden Schantz
die nothwendigen Mauerstein zu ihrem vorhabenden Klosterbau nehmen“. Ab 1663 begann Prior Ignatius Liebler mit der Wiederherstellung der Gebäude.
Angesichts der kargen finanziellen Mittel halfen andere: so dokumentieren zwei Hospitalrechnungen aus Prüm, dass zur Restaurierung der Kirche 1665 und 1666 Spenden geflossen sind. 1680 stiftete der Dekan, Johann Bernhard Cremerius, ein Fenster für die Kirche. Am 4. Juni 1682 wurden konsekriert: die Altäre zu Ehren der Mutter Gottes, der Heiligen Augustinus und Servatius, der Muttergottes von der Tröstung und des hl. Nikolaus von Tolentino. 1685 versicherte der Trierer Erzbischof, zugleich Kollator, dem Kloster die weitere Existenz.
1687 nahm Weihbischof Heinrich von Anethan die Einweihung der Kirche vor.
Dank seiner Lage vor der Stadt blieb das Kloster von Bränden in Hillesheim selbst zumeist verschont. Doch bei Überfällen war dieser Platz vor den Mauern nicht von Vorteil. Am 29. August 1689 äscherten französische Truppen während eines "Raumzuges" Hillesheim ein: „Fünf Tage darnach 300 Mann von ihnen zurückkommen, das Kloster bestürmt, die Wallen und Mauern des Klosters zu demolieren befohlen oder das Kloster in Brand zu stecken“, so zitiert Schorn aus den Klosterakten.
1705 verwüstete ein Feuersturm Kloster und Kirche. Daraufhin gingen zahlreiche Spenden und Schenkungen bei den Patres ein. 1721 konnte mit dem Wiederaufbau begonnen werden. Der allerdings wurde 1731 durch ein weiteres Feuer unterbrochen. Erst nach der Mitte des Jahrhunderts konnten die Arbeiten beendet werden. Daran erinnert noch heute die Jahreszahl 1766 im Portal des nördlichen Klosterflügels.
Der Einmarsch der französischen Revolutionstruppen Anfang 1794 brachte für den Kurstaat und damit auch für Hillesheim grundlegende Änderungen. Hillesheim wurde Hauptort eines Bezirks in der Generaldirektion Trier.
Nachnutzung, späteres Schicksal (Kirche, Gebäude, Anlage)
Die Quellenlage über die Augustinereremiten zu Hillesheim ist nicht sonderlich üppig. Während Wackenroder die Versteigerung des klösterlichen Gebäudekomplexes noch auf 1811 datierte, nannte die Ortschronik von Meyer den 7. Juni 1805 als genauen Termin für den Verkauf des Klosters. Als Erlös wurden 746 Taler von ihm genannt. Für Schieder dagegen wurden Kloster, Kirche, die dazu gehörende Brauerei, Schuppen, Stall und Garten am 11.10.1803 in Trier zum Verkauf ausgerufen. Der Erlös sollte dann fast das Doppelte des Schätzpreises von 1975 Francs betragen haben.
Die Anlage ging danach durch verschiedene Hände mit unterschiedlichen Nutzungen. Die Klosterkirche wurde in eine Gerberei umgebaut. In Fortführung der klösterlichen Schule im 18.Jahrhundert wurde gegen Ende des 19. Jahrhundert die ehemalige Klosteranlage im nördlichen Flügel als Winterschule (ab 1888), Landwirtschaftsschule (bis 1972) und zuletzt Realschule genutzt. Der westliche Klosterflügel beherbergte ein Katasteramt.
Die Kirche wurde 1982 abgerissen. Heute befindet sich in dem ehemaligen Augustinereremiten-Konvent außerhalb der Stadtmauer das Hotel „Augustinerkloster“.
Frühere Umwidmungen berücksichtigten die ehemalige Bedeutung des Klosterkomplexes nur wenig oder garnicht. Diesem Defizit ist bei der letzten Überarbeitung bewusst begegnet worden. So wurden Kontakte zum Augustinerkonvent in Würzburg geknüpft. Auch ein Historiker des Ordens, ein in Hillesheim bekannter Priester und Prediger, wurden bei Planung und Umbau zu Rate gezogen.
Empfohlene Zitierweise
Brauksiepe, Bernd: Hillesheim - Kloster Hillesheim. Geschichtlicher Abriss. In: Klöster und Stifte in Rheinland-Pfalz, URL: <http:⁄⁄www.klosterlexikon-rlp.de//eifel-ahr/hillesheim-kloster-hillesheim/geschichtlicher-abriss.html> (Letzter Aufruf: 13.12.24)