Bau- und Kunstgeschichte Stift St. Florin (Koblenz)

0.1.Aufbau der Klosteranlage/ der Kommende

0.1.1.Kirche

St. Florin - Grundriss[Bild: Michael Imhof]

Unter Erzbischof Bruno, der zuvor Propst des Stifts war (1084-1102), wurde um 1100 ein Neubau der Kirche errichtet, der weitgehend dem heutigen Bau entspricht. Unter Verwendung von Teilen der römisch-fränkischen Stadtmauer entstand eine 56 Meter lange, dreischiffige Pfeilerbasilika mit östlichem Querschiff von gleicher Breite, aber mit niedrigeren Seitenflügeln als das Langhaus, sowie einem Westbau. An das Langhaus schloss sich eine polygonale Apsis an sowie ein die Seitenschiffe westwärts abschließendes Turmpaar, das durch einen zweistöckigen Zwischenbau miteinander verbunden ist. Dem St. Nikolaus-Altar in St. Florin stiftete Erzbischof Bruno 1110 ein vor der Kirche gelegenes Haus zur Errichtung eines Hospitals, dem er auch reiche Einkünfte zukommen ließ. 1216 fiel dieses Haus an den Deutschen Orden. In spätromanischer Zeit wurden die beiden aus der Zeit um 1100 stammenden Westtürme um ein weiteres Stockwerk mit Dreieckgiebeln und Rhombendach erhöht. Sie sind heute 60 m hoch und 8 m breit, geteilt in fünf Stockwerke, von denen das oberste auf jeder Seite von je zwei Schallarkaden durchbrochen ist. Die Türme, die ursprünglich Rautendächer trugen, werden seit 1899 von Spitzhelmen bekrönt.

St. Florin - Ansicht nach Osten[Bild: Michael Imhof]
St. Florin - Ansicht nach Westen[Bild: Michael Imhof]

Um 1350 wurde der Neubau des gotischen Chores begonnen. Die Kirche war zunächst in allen Teilen flach gedeckt und erhielt erst seit dem 15. Jahrhundert schrittweise eine Einwölbung. Durch die vierzehntägige Beschießung 1688 wurde die Kirche stark beschädigt, als Folge davon musste das Mittelschiff in den Jahren 1708-11 neu gewölbt werden. Nachdem schon im Juni 1670 beide Türme durch einen Blitzschlag in Brand gesetzt worden waren, schlug der Blitz im Februar 1791 erneut in den Südturm ein, der daraufhin abbrannte. Das Feuer griff auch auf den anderen Turm und sogar auf die Kirche über, konnte dann aber glücklicherweise doch noch rechtzeitig gelöscht werden.

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0.1.2.Klausur-/ Konventsgebäude

Zum Kreuzgang, der gleichfalls schon von Erzbischof Bruno errichtet wurde und von dem sich noch drei Joche erhalten haben, siehe Michel S. 67-70. Hier S. 70ff. zum Kapitelhaus, sowie S. 73 zum Dormitorium und zum Refektorium.

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0.1.3.Kapellen innerhalb und außerhalb der Anlage

Martinskapelle
1071 wurde die Schenkung dieser Kapelle dem Stift bestätigt. Sie diente im Mittelalter als Tagungsort des geistlichen Gerichts. 1671 wurde die Kapelle, bei der sich auch ein Friedhof befand, abgerissen, um den Bau einer Straße zu ermöglichen.

Katharinenkapelle
1212 erstmals erwähnt sind von ihr noch einige Mauerreste erhalten.

Leonhardskapelle
Erstmals 1291 erwähnt, lag diese Kapelle gegenüber den Kirchtürmen auf dem Florinshof.

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0.2.Materielle Kulturgeschichte, Bauausstattung

Die neugotische Ausstattung Schinkels von 1820 wurde 1929 zerstört.

Altäre, Kanzeln, Taufsteine, weitere Ausstattungsgegenstände

Siehe hierzu Michel S. 58f. Hier S. 59 zum ehemaligen Lettner

Kreuze und Skulpturen

Altarkreuz von Schinkel/Lasaulx 1820, letztes Kunstwerk der neugotischen Ausstattung.

Grabstätten, Grabmäler

Zu den Gruftanlagen der Erzbischöfe Jakob von Baden († 24.04.1511), Johann von Isenburg († 1556) und Johann von der Leyen († 1567) siehe Michel S. 60-63.

Orgeln

1467 nahmen Dekan und Kapitel des Stifts Geld auf für den Bau einer neuen großen Orgel. 1534 wurde mit dem Orgelbauer Peter Briesger ein Vertrag zur Renovierung der großen Orgel geschlossen. Nach der Zerstörung 1688 wurde die Orgel 1714 wieder aufgebaut. 1752 wurden die Orgel, ein Positiv und das „Gerembs“ neu angestrichen. „Alles, was nicht auf Alabasterart gemacht oder vergoldet ist, sollte auf Nußbaumholz furniert gemacht und die Gitter grün angestrichen werden“ (Michel S. 59). – 1973 wurde durch die Firma Oberlinger in Windesheim eine neue Orgel mit 26 Registern auf zwei Werken und Pedal erbaut. Außerdem gibt es in der Kirche noch ein Positiv mit drei Registern, welches von der Kölner Firma Willi Peter gebaut wurde (Letzteres nach Christian Binz, Bacharach).

Glocken

Siehe hierzu Michel, S. 65.

Kirchenfenster

St. Florin - Glasfenster [Bild: Michael Imhof]

Der Freiherr vom und zum Stein schenkte der Kirche 1819/20 aus Anlass ihrer Wiederherstellung acht Glasfenster, die ursprünglich möglicherweise aus der Kirche von Dausenau stammten. Sie zeigen Szenen aus dem Leben Jesu und werden auf die Zeit um 1300 datiert.

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0.3.Gemälde, Wandmalereien, sonstige Ausstattung

St. Florin - Wandmaleri[Bild: Michael Imhof]

Zu Überresten alter Freskenmalerei, wahrscheinlich aus der Zeit um 1300, in drei Wandnischen der rechten Vorchorabseite, darunter auch ein Martyrium der hl. Agatha, siehe Michel S. 53-56 mit Abbildungen.

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Empfohlene Zitierweise

Schmid, Reinhard: Koblenz - Stift St. Florin. Bau- und Kunstgeschichte. In: Klöster und Stifte in Rheinland-Pfalz, URL: <http:⁄⁄www.klosterlexikon-rlp.de//mittelrhein-lahn-taunus/koblenz-stift-st-florin/bau-und-kunstgeschichte.html> (Letzter Aufruf: 23.04.24)