Klöster am Mittelrhein
Inhaltsverzeichnis
- Kirche
- Klausur-/Konventsgebäude
- Kapellen innerhalb und außerhalb der Anlage
- Materielle Kulturgeschichte, Bauausstattung
- Altäre, Kanzeln, Taufsteine, weitere Ausstattungsgegenstände
- Kelche, Monstranzen, weitere liturgische Geräte, Paramente
- Grabstätten, Grabmäler
- Orgeln
- Glocken
- Kirchenfenster
- Gemälde, Wandmalereien, sonstige Ausstattung
- Inschriften
Bau- und Kunstgeschichte Stift St. Goar
0.1.Kirche
Merowingische Marienkirche: Angeblich von Goar zu Ehren Marias, Johannes´d. T. und der 12 Apostel erbaute kleine Kirche am linken Ufer des Wocherbachs (heute: Lohbach) in Höhe von Chor und Schiff der späteren großen Kirche.
Merowingische St. Goar-Kapelle in der Nähe des Heiligengrabes: Zwischen Marienkirche und Goarkapelle wurde spätestens 781 die größere Goarkirche geweiht.
Karolingische St. Goar-Kirche. Nachdem Abt Assuer von Prüm im Jahre 765 von König Pippin die Nutzungsrechte an der Goarszelle auf Lebenszeit erhalten hatte, begann er mit dem Bau einer neuen Kirche, die der Verehrung des Heiligen und seinem Ansehen eher angemessen war. Spätestens 781 wurde diese Kirche, in welche man die Gebeine Goars überführte, durch den Mainzer Erzbischof Lull und die Bischöfe Basin von Speyer und Megingaud von Würzburg konsekriert. Kurze Zeit später schenkte Karl der Große die Goarszelle der Abtei Prüm.
St. Goar-Kirche des 11./12. Jahrhunderts: Nach einem Brand wurden im späten 11. oder zu Beginn des 12. Jahrhunderts die zerstörten Teile der Kirche ganz oder zum Teil durch Neubauten ersetzt, von denen sich die weiträumige Krypta bis heute erhalten hat. Diese Bautätigkeit zog sich bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts hin. Betroffen waren Krypta, Chor und Chorflankentürme. Möglicherweise erfolgte in dieser Zeit auch ein Neubau des Kirchenschiffs.
Bau eines neuen Langhauses im 15. Jahrhundert durch Graf Philipp von Katzenelnbogen (reg. 1444–1479), der, wie es in einer Bauinschrift heißt, am Tag nach einem Marienfest des Jahres 1444 selbst den ersten Stein legte. Baumeister war Hans Wynant Werkmeister. Nach einer Bauinschrift am Turmpfeiler des Haupteingangs war der Bau 1470 vollendet. So entstand eine dreischiffige Emporenhalle, 19 m breit, 24 m lang und 16 m hoch, von fünf netzgewölbten Jochen mit Achteckpfeilern. Die Seitenschiffe werden durch Emporen in zwei gleichhohe Geschosse geteilt.
0.2.Klausur-/Konventsgebäude
Auf einem Lageplan von 1737 ist neben dem Chor der Stiftskirche ein Innenhof mit einem "Gallerie" genannten Abschluss zu erkennen. Diese Gallerie „ist wohl als Rest eines Kreuzganges zu deuten, der ein rundes Brunnenhaus gehabt zu haben scheint und der von der Kirche zu dem großen Gebäude an der Heiligen Gasse führte, das als Closter bezeichnet wird. Hier ist ohne Zweifel das alte claustrum, der gemeinsame Wohnbezirk aus der Zeit vor Auflösung des gemeinsamen Lebens des Stiftsklerus gemeint“ (Pauly S. 153). Beim nördlichen Seitenschiff findet sich das als Aptey bezeichnete frühere Wohnhaus der Äbte von Prüm.
Kapellen innerhalb und außerhalb der Anlage
Auf dem linken Ufer des Wocherbachs (heute: Lohbach) befand sich die Marienkapelle, die früher auch als Alte Kirch bezeichnet wurde. Sie diente bis 1772 als Beinhaus für den angrenzenden großen Friedhof, wurde dann verkauft und 1773 abgebrochen.
0.3.Materielle Kulturgeschichte, Bauausstattung
Die östlichen Teile der Stiftskirche „stammen noch aus der romanischen und hochgotischen Zeit. Aus dem späten 11. Jh. haben sich die Krypta, der Triumphbogen und die Seitenwände des Chores erhalten. Das Chorpolygon ist ein Neubau auf den Umfassungsmauern der Krypta und stammt ebenso wie die rechteckigen Chorflankentürme aus der Zeit um 1250. Dominiert wird der Kirchenraum im Inneren durch die prachtvolle, dreischiffige Halle des 15. Jh., die in fünf Jochen dem Chor vorgelagert ist Während die Seitenschiffe und Emporen durch unterschiedliche Sterngewölbe abgeteilt werden, spannt sich über dem Mittelschiff ein engmaschiges, aus schmalen Rippen aufgebautes Netzgewölbe, welches auf filigranen Oktogonalpfeilern ruht. Da in die Seitenschiffe Emporen eingezogen sind, erscheint der Wandaufriss in zwei gleich hohe Geschosse eingeteilt Die in den neunziger Jahren des 20. Jh. restaurierte Emporenhallenkirche zählt zu den bemerkenswertesten spätgotischen Bauten am Rhein“ (Klosterführer Rheinland, S.187).
Ein Lettner wird 1395 erwähnt.
Altäre, Kanzeln, Taufsteine, weitere Ausstattungsgegenstände
Erwähnt werden ein Johannesaltar (1460: Dreikönigsaltar), weiterhin ein Hl.Kreuz-Altar im Lettner, der als Volksaltar für den Pfarrgottesdienst diente, ein Sebastians-Altar sowie ein Altar, dessen Patrozinium nicht überliefert ist. – Die um 1460 entstandene Kanzel zeigt Christus mit den vier Evangelisten und dem heiligen Goar.
Kelche, Monstranzen, weitere liturgische Geräte, Paramente
Vom Kirchenschatz der Stiftskirche ist offenbar nichts mehr erhalten, auch fehlen ältere Verzeichnisse.
Grabstätten, Grabmäler
Grabstein der Adelheid von Waldeck, Gräfin von Katzenelnbogen († 1. September 1329); Grabstein des Prümer Abtes Dieter von Katzenelnbogen (1350); Grabdenkmäler des Landgrafen Philipp II. von Hessen († 1583) und seiner Gemahlin Anna Elisabeth von Pfalz-Simmern († 1609) in der südlichen Seitenkapelle. (siehe hierzu auch Pauly S. 152f., sowie Klosterführer Rheinland, S. 187.)
Orgeln
Schon sehr früh ist in der Stiftskirche eine Orgel nachweisbar. Zusammen mit ihrem Bau wurde im Jahre 1460 durch Graf Philipp von Katzenelnbogen eine Orgelvikarie gestiftet. 1818 wurde eine neue Orgel mit 23 Registern auf zwei Manualen für 2350 Gulden bei den Brüdern Carl (1783–1845) und Franz-Heinrich Stumm (1788–1859) (Sulzbach / Hunsrück) in Auftrag gegeben und 1820 fertiggestellt. Die neue Orgel wurde zunächst im Chor aufgestellt und 1842 auf die Westempore versetzt. Nachdem 1917 die Zinnpfeifen abgegeben werden mussten, wurde die Orgel 1956 und 1974 durch Willi Peter (Köln-Mülheim) restauriert bzw. erweitert, 1995 wurde sie generalüberholt. Heute verfügt sie über 26 Register auf zwei Werken und Pedal (z.T. nach Christian Binz, Bacharach).
Weitere Informationen zu den Orgeln von St. Goar: Geschichte der St. Goarer Orgeln
Glocken
1506 wurden die beiden großen Glocken der Stiftskirche von Wilhelm Rode gegossen. Eine kleinere Glocke war schon 1502 entstanden. Die drei Glocken des mittelalterlichen Geläutes sind erhalten. Die Inschriften bei Pauly S. 151. Nach dem St. Goarer Weistum des 15. Jahrhunderts hatte der Kustos für die Goarsglocke und für die Chorglocke die Seile zu besorgen; für die beiden hinteren Glocken mussten dies die Bürgermeister bzw. die Stadtgemeinde tun.
Kirchenfenster
In einer Seitenkapelle des nördlichen Seitenschiffs befinden sich drei mit den Figuren der Heiligen Goar, Antonius und Katharina bemalte Glasscheiben aus der Zeit um 1450. Bei der Restaurierung der Fenster im Jahr 1994 wurden unter anderem im Maßwerk einer Kapelle im südlichen Seitenschiff Glasscheiben aus demselben Zeitraum entdeckt, die eine Verkündigung an Maria zeigen.
Gemälde, Wandmalereien, sonstige Ausstattung
Nach 1469 wurde die Kirche mit spätgotischen Wandmalereien ausgemalt, „die zu den wichtigsten dieser Art am Rhein zählen. Neben der Akzentuierung architektonischer Teile haben sich einige figürliche Darstellungen erhalten“ (Klosterführer Rheinland, S.187). Die erhaltenen Stifterbilder lassen erkennen, dass nicht nur die Grafen von Katzenelnbogen und Angehörige des Stifts, sondern auch Bürgerliche als Stifter fungierten.
0.4.Inschriften
Die Inschriften der Stiftskirche sind auf einer Webseite gesammelt. Sie kann hier kostenlos angesehen und heruntergeladen werden.
Empfohlene Zitierweise
Schmid, Reinhard: St. Goar - Stift St. Goar. Bau- und Kunstgeschichte. In: Klöster und Stifte in Rheinland-Pfalz, URL: <http:⁄⁄www.klosterlexikon-rlp.de//mittelrhein-lahn-taunus/st-goar-stift-st-goar/bau-und-kunstgeschichte.html> (Letzter Aufruf: 13.12.24)