Klöster am Mittelrhein

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Urbar - Franziskanerinnenkloster Besselich

GEO:50.386978,7.621276

Urbar - Franziskanerinnenkloster Besselich

Bemerkenswert an der Geschichte des ehemaligen Franziskanertertiarinnenklosters Besselich ist vor allem ihre Überlieferung aus erster Hand: In dem uns erhaltenen sog. Zweiten Konventbuch haben die Schwestern über dreieinhalb Jahrhunderte die Geschichte ihres Konvents selbst festgehalten. Die Aufzeichnungen beginnen mit der Schilderung der mühevollen und entbehrungsreichen Wiederbesiedlung  der Klause auf der Hochterrasse oberhalb des Rheins durch eine Abordnung von Schwestern aus dem Kloster Ehrenbreitstein 1440. Die offenbar verlassenen Gebäude der Klause wurden in einem denkbar schlechten Zustand angetroffen. Ihre Vorgeschichte liegt weitgehend im Dunkeln: Als erster urkundlicher Beleg einer Kirche in Besselich gilt die Wiedereinweihung einer St. Remigiuskapelle durch den Trierer Erzbischof Johann im Jahre 1204; in einer Urkunde von 1313 sind Reklusen an dieser Kirche erwähnt. Um 1429 waren Reklusen aus Niederwerth nach Besselich versetzt worden, das zu dieser Zeit vermutlich verlassen war; sie konnten sich hier jedoch nicht halten.

Der neue Konvent Besselich entwickelte sich unter der Mutter Elisabeth von Weis und ihren ersten Nachfolgerinnen rasch zur Blüte. Zusätzliche Gebäude, z. B. Back- und Kelterhaus, wurden gebaut, Klostermauern errichtet, Güter erworben, die Kirche mit Altären ausgestattet und mit Bildern verziert; die Tätigkeit einiger Schwestern als Schreiberinnen und Illuminatorinnen wurde zur Einnahmequelle. Im Konventbuch besonders hervorgehoben wird die aufwändige und kostspielige Anlage einer Wasserleitung. Schon um 1484 lebten ca. 65-70 Schwestern in Besselich, von denen viele reichen adeligen Familien entstammten, die nicht unerheblich zu der Blüte des Klosters beitrugen.

Die offizielle Aufnahme in den dritten Orden des heiligen Franziskus erfolgte 1465; Besselich war dem Franziskanerkloster in Koblenz unterstellt. Im Jahre 1476 wurden Besselicher Schwestern nach Karden entsandt, um die dortige ehemalige Klause wieder mit Leben zu erfüllen.

Im Verlauf des  16. Jahrhunderts ging die Blütezeit zu Ende: Notwendige Bauarbeiten belasteten die Finanzen, 1529 waren etwa 30, 1553 noch ca. 15 Schwestern im Kloster. Trotz der abnehmenden Bedeutung Besselichs, die sich nicht zuletzt in den spärlicher werdenden Eintragungen im Konventbuch widerspiegelt, überdauerte der Konvent – anders als viele andere Klöster – sowohl die Reformation wie auch das an militärischen Konflikten so reiche 17. Jahrhundert. Während Besselich von der Reformation den Quellen nach offenbar gänzlich unberührt blieb, hat sich insbesondere der Dreißigjährige Krieg gravierend auf das – der wichtigen Festung Ehrenbreitstein so nahegelegene – Kloster ausgewirkt. Die im Konventbuch überlieferte, ausführliche Schilderung der Ereignisse wird in der Literatur oft wiedergegeben: Neben dem französischen Kommandanten der Festung Ehrenbreitstein, der 1635 alle Vorräte des Klosters auf die Festung schaffen ließ, waren es die Schweden, die dem Konvent durch wiederholte Plünderungen zusetzten. Auch wenn es den Klosterfrauen einige Male gelang, sie durch Läuten ihrer Glocke zu vertreiben, drangen sie dennoch mehrfach leise bis in den Garten und über die Klostermauern vor, um anschließend unter großer Geräuschentfaltung die Vorräte an sich zu nehmen. Aufgrund dieser Erlebnisse, bei denen aber offenbar keine Schwestern zu Schaden kamen, flüchtete der Konvent 1636 nach Leutesdorf in ein Mietshaus. Bei der Rückkehr im folgenden Jahr fanden die Klosterfrauen gänzlich zerstörte Gebäude und verwüstete Besitzungen vor.

Um die Mitte des Jahrhunderts zählte Besselich nach erfolgreichem Wiederaufbau wieder etwa 20 Schwestern, die sich inzwischen vor allem aus dem Koblenzer Bürgertum rekrutierten.

Für das 18. Jahrhundert versiegt das Konventbuch allmählich. Versuche der Koblenzer Franziskaner, Besselich zu einer Wallfahrtsstätte der Volksfrömmigkeit zu machen, kollidierten zunehmend mit dem sich ausbreitenden aufklärerischen Geiste. Nach dem Verlust seiner linksrheinischen Güter 1794 wurde das Kloster 1806 aufgehoben.

Der französische General Guérin, dem zeitweilig auch das Deutschherrenhaus in Koblenz gehörte, erwarb die Gebäude 1808, um sie zu einem repräsentativen herrschaftlichen Gut zu machen; die alte, wohl turmlose Klosterkirche ließ er noch im gleichen Jahr abreißen.  1834 kam das Gut Besselich an Carl Stedman, Politiker 1848/9, der sich ab den 1860er Jahren „von Barton gen. Stedman“ nennen durfte. In Besselich waren er und seine Nachfahren u. a. Gastgeber für Persönlichkeiten der deutschen Politik und Geschichte, so z. B. Wilhelm I.  und – später – Paul von Hindenburg. Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg richtete Hilda von Barton gen. Stedman in Besselich den Suchdienst des Deutschen Roten Kreuzes ein.

Empfohlene Zitierweise

Büren, F.: Urbar - Franziskanerinnenkloster Besselich. In: Klöster und Stifte in Rheinland-Pfalz, URL: <http:⁄⁄www.klosterlexikon-rlp.de//mittelrhein-lahn-taunus/urbar-franziskanerinnenkloster-besselich.html> (Letzter Aufruf: 20.04.24)