Klöster in Rheinhessen

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Geschichtlicher Abriss Kloster Dalen (Mainz)

0.1.Anfänge

Die Frühzeit des Klosters Dalen ist mit zahlreichen noch ungeklärten Fragen verbunden. Seine Lage an einer in sakraler Hinsicht herausragenden Stelle in der Nähe eines römisch-fränkischen Gräberfeldes, vor allem aber in der Nachbarschaft von St. Hilarius, der Grabkirche der römischen und fränkischen Mainzer Bischöfe, würde eigentlich ein weitaus höheres Alter vermuten lassen. Doch konnten bislang keinerlei Kontinuitäten in dieser Hinsicht nachgewiesen werden. Eine gewisse Kontinuität bewahrt allerdings der Name des Klosters, denn Talaheim oder villa Dale war der Name einer hier gelegenen Siedlung, die 779 erstmals erwähnt wird und später abgegangen ist. „Warum das Kloster diesen Siedlungsnamen, die spätere Talsiedlung aber den Namen «Zahlbach» trug, ist eines der Rätsel des Zaybachtales“ (Ludwig Falck, Mainz in seiner Blütezeit als Freie Stadt (1244-1328). Düsseldorf 1973 (=Geschichte der Stadt Mainz 3), S. 28).
Die erste Nachricht zu Dalen findet sich in einem Urkundenregister des Klosters aus dem 16. Jahrhundert (Staatsarchiv Darmstadt, C 1 B Nr. 37 fol. 4v). Hier heißt es, Erzbischof Heinrich von Mainz habe im Jahr 1145 dieses Kloster gegen die Kirche von Staudernheim eingetauscht. Als Tauschpartner vermutete man lange Zeit die Trierer Abtei St. Maximin, heute erscheint es wahrscheinlicher, dass es das Kloster Disibodenberg war. Die Kirche von Staudernheim, welches zu Füßen des Disibodenberges lag, unterstand noch 1128 der Pfarrei Sobernheim, 1342 aber der Kirche von Disibodenberg als Filiale (Ludwig Falck, Mainz in seiner Blütezeit, S. 28.). Was Erzbischof Heinrich 1145 konkret eingetauscht hat, weiß man nicht; sicher war es noch kein voll ausgebildetes Kloster. Möglicherweise handelte es sich um ein kleines, bis dahin Disibodenberg unterstehendes Priorat, vielleicht auch nur um einen größeren Wirtschaftshof. Wahrscheinlich hat Heinrich dann bald damit begonnen, hier ein Kloster zu errichten, welches aber vielleicht erst unter seinem Nachfolger Arnold von Selenhofen (1153-1160) fertiggestellt wurde.

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0.2.War Dalen in seiner Frühzeit ein Doppelkloster?

So unsicher wie über die Gründung ist man sich für die frühe Zeit des Klosters auch über die innere Zusammensetzung des Konvents. Zunächst scheint Dalen ein kleines benediktinisches Mönchskloster gewesen zu sein, welches keinen Abt, sondern nur einen Propst oder Prior an seiner Spitze hatte. So ist in einer, allerdings unsicheren, Nachricht von 1218 die Rede von Prior und Brüdern von Dalen (Franz Josef Bodmann, Rheingauische Alterthümer 1, S. 186.), und als Papst Honorius III. das Kloster 1223 in seinen Schutz nimmt, richtet er sein Diplom an Propst und Konvent des Benediktinerklosters (Staatsarchiv Darmstadt A 2 28/3.). Allerdings lebten um diese Zeit auch schon Frauen im Bereich des Klosters (Nachweise bei Brigitte Flug, Mainz Dalen, S. 429.). In einer Urkunde vom 7. September 1219 berichtet Papst Honorius III. gar von einem Abt Christian von Disibodenberg der zwei Nonnen („moniales“) des Klosters Dalen entführt und verletzt haben soll (Reinhard Schmid, Die Abtei St. Alban vor Mainz, S. 93 mit entsprechenden Quellenhinweisen.). Möglicherweise handelte es sich bei diesen Frauen um Inklusinnen, wie sie in dieser Zeit auch bei vielen anderen benediktinischen Männerklöstern nachweisbar sind. Allerdings waren diese Frauen offensichtlich auch an Rechtsgeschäften des Klosters beteiligt, was zu dieser Annahme nur schlecht passen würde und eher in die Richtung weist, dass Dalen in seiner Frühzeit ein Doppelkloster gewesen ist. Die in einer späteren Quelle überlieferte Nachricht, Erzbischof Siegfried III. (1230-1249) habe mit wenig Erfolg versucht, das Kloster Dalen zum Übertritt in den Klarissenorden zu bewegen (Georg Christian Joannis, Scriptores rerum Moguntiacarum 1 S. 79), war vielleicht der Versuch, durch Abtrennung des Frauenkonvents das Doppelkloster aufzuheben. Doch dieser Versuch scheiterte, noch in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts verkauft Propst Johannes von Dalen mit Zustimmung seiner Mitbrüder sowie der Magistra, der Amtsträgerinnen sowie aller im Kloster lebenden moniales Güter in Offenthal (Valentin Ferdinand von Gudenus, Codex diplomaticus anecdotorum, res Moguntinas … illustrantium 5, S. 779f. Nr.25.).
Im Zusammenhang des „staufischen Endkampfes“ wurde Dalen möglicherweise schon 1242 in Mitleidenschaft gezogen und 1250 im Kampf König Konrads IV. gegen Wilhelm von Holland zerstört. Von diesen Verwüstungen, bei welchen die Klosterkirche in Flammen aufging, wurde wohl auch das Archiv des Klosters betroffen, was wohl erklärt, warum aus den Anfangszeiten des Klosters nur noch so wenige Nachrichten erhalten sind.

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0.3.Zisterzienserinnen

Bald nach dieser Zerstörung von Kirche und Kloster scheinen sich in Dalen Männer- und Frauenkonvent getrennt zu haben. 1251 treten nochmals Propst Otto, Magistra Hadewigis und der Dalener Konvent in einer Urkunde auf (Siehe Brigitte Flug, Mainz Dalen, S. 431 mit Anm. 45.), neben vier Amtsträgerinnen und vier weiteren Schwestern finden sich unter den Zeugen allerdings keine Mönche mehr. Ob ihre Zahl einfach immer weniger geworden ist oder ob sie in ein anderes Kloster gegangen sind, weiß man nicht. Auf jeden Fall war Dalen nun ein alleiniges Frauenkloster, welches schon bald die Gewohnheiten des Zisterzienserordens annahm. 1265 wurde es von Erzbischof Werner von Eppstein (1259-1284) dem Kloster Eberbach im Rheingau übertragen, dessen Abt teilweise die Befugnisse eines Vaterabtes bekam.
Nun folgten Jahre des Aufschwunges, des erfolgreichen Wirtschaftens und des Besitzausbaues. In seiner unmittelbaren Nachbarschaft konnte Dalen einen großen Güterkomplex aufbauen, wobei die Äbtissin in Zahlbach und Bretzenheim sogar die Vogteirechte erwerben konnte.
Wie die meisten anderen Mainzer Klöster wurde auch Dalen in den folgenden Jahrhunderten immer wieder durch Kriegsereignisse in Mitleidenschaft gezogen. Hinzu kamen weitere Katastrophen; neben einem Brand im Jahre 1769 war es, bedingt durch die Tallage, vor allem aber auch das Hochwasser des Zaybaches, welches immer wieder beträchtlichen Schaden anrichtete. Die schlimmste Katastrophe dieser Art ereignete sich wohl am 29. Juli 1447, als ungeheure Wassermassen Klostergebäude zum Einsturz brachten, die Küche und Ställe hinwegschwemmten. Der Beichtvater der Nonnen, Konrad von Eltville, sowie eine Laienschwester verloren sogar ihr Leben. Erst durch die Anlage des sog. Wildgrabens 1697 wurde diese Gefahr beseitigt.
Im Dreißigjährigen Krieg flohen die Nonnen mit Ausnahme der Äbtissin Susanna nach Köln, erst nach Abzug der Schweden kehrten sie 1636 wieder zurück. In diesem Jahr wurde auch die beschädigte Klosterkirche wieder hergestellt.
Nachdem im Jahre 1781 unter anderem auch das Kloster Altmünster zugunsten des Mainzer Universitätsfonds aufgehoben worden war, fanden 14 Nonnen dieses Klosters, darunter auch die Priorin, Aufnahme in Dalen. Doch ihr Aufenthalt vor den Mauern der Stadt währte nicht lange. Schon im April 1793 mussten sie mit ihren Schwestern vor den französischen Soldaten in die Stadt Mainz fliehen. Ihr Kloster wurde während der folgenden Belagerung geplündert, niedergebrannt und größtenteils zerstört. Zwar versuchte man, es wieder aufzubauen, doch die kriegerischen Folgezeiten machten all diese Versuche zunichte.
Im Jahre 1802 wurde das Kloster aufgehoben. Von den 21 Frauen, die damals noch im Kloster lebten, erhielten diejenigen, die aus linksrheinischen Orten stammten, eine Pension in Höhe von 500 Francs. In der Folgezeit zogen viele von ihnen aus Mainz weg. Die übrigen Klosterfrauen erhielten ein Reisegeld von 160 Francs und wurden ausgewiesen. Unter ihnen befand sich auch die Äbtissin Rosalia Steinbach, die sich mit vier Mitschwestern in ihr elterliches Wohnhaus nach Hochheim zurückzog.

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Empfohlene Zitierweise

Schmid, Reinhard: Mainz - Dalen - Maria Dalheim. Geschichtlicher Abriss. In: Klöster und Stifte in Rheinland-Pfalz, URL: <http:⁄⁄www.klosterlexikon-rlp.de//rheinhessen/mainz-dalen-maria-dalheim/geschichtlicher-abriss.html> (Letzter Aufruf: 29.03.24)