Klöster in Rheinhessen
Nach den Forschungen von F.Arens lagen die Kapuzinerklöster stets hinter der Stadtmauer am Stadtrand, was er zum einen mit dem Eremitendasein des Ordens, zum andern mit dem Wunsch der Ordensmitglieder begründet, nach Möglichkeit beim Kloster einen großen Garten zum Anbau von Obst und Gemüse anzulegen.
Am 12.1.1618 beauftragte der Mainzer Erzbischof seinen Generalvikar mit der Suche nach einem geeigneten Ort für die zu gründende Niederlassung. Der ursprünglich dazu ins Auge gefasste Lorscher Hof war inzwischen Niederlassung der Franziskanerobservanten. Drei Objekte kamen in Frage: das vor dem Neutor gelegene Terrain (Garten) des früheren Wilhelmiterklosters, das auf der Südseite des Jakobsberges gelegene Kloster St.Nikomedes und die in der Nähe der St.Ignazkirche gelegene Villa Westerburg auf dem sog. Zuckmandel (Gudenus Codex dipl. II, S.517). Die Wahl fiel auf das im Besitz des Erzbischofs befindliche Haus (Villa) Westerburg (Westerburger Hof), das durch eine Schenkungsurkunde vom 24.1.1618 an den Orden übertragen wurde[Anm. 1]. Die Stadtaufnahme der Jahres 1568 und 1594 beschreibt den Westerburger Hof als Komplex aus Haus, Hof, Ställen und „Begriff“, der bis an die Stadtmauer reichte.
Gleichzeitig wurde dem Orden auch die an das Haus angrenzende „Kronenburg“ übertragen, die im Besitz der Familie von Kronberg war. Das Haus lag im Bereich des heutigen Gebietes Neutorstraße, Kapuzinerstraße, Dagobertstraße (heute etwa Kapuzinerstraße 17 a - 19).
In den folgenden Jahren konnte das Areal erweitert werden. Angekauft wurden Grundstücke in der Nachbarschaft: das Haus „Ad laminarium“ (1635 für 400 fl.), das Haus „sub signo crucis (1639, ca. 180 fl.).
Der Bau des Klosters, der durch den Erzbischof unterstützt wurde, kostete 3955 fl.
1641 konnte der Orden für 113 Rtl. ein weiteres Haus samt Hof zwecks Erweiterung des Gartens erwerben. Im folgenden Jahr schenkte der Bischof von Worms, Georg Anton von Rodenstein (1629-1652), der gleichzeitig Propst des Ritterstiftes St.Alban und Mitglied des Domkapitels in Mainz war, einen in der Nachbarschaft gelegenen Garten und zwei Äcker.
Die Stadtaufnahme aus dem Jahr 1657 erwähnt, dass bei dem Kloster ein großer Garten lag. Nach einem alten Visitationsbuch, so die Stadtaufnahme weiter, standen auf dem Terrain (einst?) „zehen bürgerliche häuser mit ihren höfen, stallen und gärten, item drei gemeine alimenten und zween adeliche Höf“, eben der Cronberger und der Westerburger Hof, sowie ein weiteres bürgerliches Haus. Auch seien durch den Klosterbau „die Hundsgasse [heute Neutorstraße] mit eingezogen und versperrt“ [Anm. 2].
Die Klostergebäude gruppierten sich um einen Innenhof. W.Hümmerich verweist auf ein Gartengebäude, das nicht zuletzt auch der Isolierung von Konventsmitgliedern diente, die bei ihrer pastoralen Tätigkeit mit Pestkranken in Kontakt gekommen waren; dieses Pesthaus wurde 1665 entfernt.
Zwischen 1676 und 1678 erfuhr das Konventsgebäude eine Erweiterung. Das Kloster soll bis zu 100 Mitgliedern Unterkunft geboten haben.
Das Obergeschoss umfasste 76 Zellen, von denen 21 sogar geheizt werden konnten, Krankenkapelle und Krankenzimmer. Für Gäste standen eigene Gastzellen zur Verfügung. Der Querflügel umfasste Eingang, Besuchs- und Sprechzimmer, die zu den anderen Räumlichkeiten des Klosters keine direkte Verbindung besaßen [Anm. 3].
Erwähnt werden auch ein Kelterhaus, ein Kornspeicher und ein durch eine Figur gezierter Brunnen, den Erzbischof Damian Hartard von der Leyen 1678 im Klostergarten hatte errichten lassen. Die Brunnenfigur zeigte den stigmatisierten hl. Franziskus. Schaab berichtet 1844, dass noch ein Rohr auf die Kapuzinerstraße führe (Kapuzinerbrünnchen). Die Figur, vermutet Moßmaier, sei wahrscheinlich später in das neue Franziskanerkloster gekommen.
Eigens genannt findet sich nach W.Hümmerich für das Mainzer Kloster auch ein Kellergeschoss, das unter anderem vier Kerkerzellen[Anm. 4] sowie einen Raum zur Weinherstellung umfasst habe. Auch Schaab erwähnt in der Beschreibung des Klosters einen Klosterkerker, der vor der Einrichtung des Demeritenhauses in Marienborn auch für die Bestrafung von Stiftsherren Verwendung gefunden habe. Plastisch beschrieb er ihn als „mit doppelten, dicken, eisernen Traillen und eisernen Thüren verwahrte Kerker“[Anm. 5]. In der Ecke des Raumes befand sich ein Abtritt, in der Mitte ein eiserner Block mit Ketten. In einem der Kerkerräume war „die ganze Wand mit lauter Figuren, Blumen und Inscriptionen vom Jahr 1783 und andern, bemalt“[Anm. 6], ja es habe sich beim Abriss des Gebäudes sogar noch „etwas Stroh ... worauf der Delinquent geschlafen“[Anm. 7] habe, gefunden. Das Priesterhaus in Marienborn war 1737/38 entstanden und diente zunächst als Emeriten- und Demeritenhaus. Im Jahr 1788 wurde beschlossen, das Dominikanerkloster als Emeritenhaus umzuwandeln, was 1789 auch geschah. Schon für 1745 weist G.May die Anwesenheit eines straffällig gewordenen Stiftsmitgliedes in Marienborn nach[Anm. 8].
In den Nebengebäuden fanden sich Klosterwerkstätten. Der Mainzer Konvent wurde 1664, 1706 und 1781 eigens als Provinztuchweberei bezeichnet. Ab 1706 trat dazu noch eine Schuhmacherei. 1710 ist Mainz als Sitz der Provinzbuchbinderei erwähnt. Für das 18.Jh. ist auch die Verfertigung von Paramenten nachgewiesen.
Beim Bau der Festungsanlagen der Stadt Mainz (1688) wurde der nach Weisenau liegende Teil des Gartens zum großen Teil in die Baumaßnahmen einbezogen. Dem Kloster wurde für den Verlust nach Schaab 1702 durch den Kurfürsten eine Entschädigung in Form von drei Ohm Wein und 20 Stecken Holz zuteil.
Bei der Belagerung der Stadt Mainz im Jahr 1793 entstanden am Konventsgebäude große Schäden.
Anmerkungen:
- Abdruck der Urkunde: Stephan Alexander Würdtwein: Nova subsidia diplomatica ad selecta juris ecclesiastici XII, Heidelberg 1789, Vorrede XXXI Zurück
- Schrohe, Stadtaufnahme, 1657/87, S.2, Nr.7 /1657 und 8 /1687 Zurück
- Hümmerich, S. 132, Abb. 307 bei Hümmerich Zurück
- Hümmerich, S. 130 Zurück
- Schaab, S. 8 Zurück
- Schaab, S. 9; vgl. auch Kartels, Wechselbeziehungen, S. 299 Zurück
- ebd. Zurück
- May, S. 101 Zurück
Empfohlene Zitierweise
Rommel, Martina: Mainz - Kapuziner. Konventsgebäude. In: Klöster und Stifte in Rheinland-Pfalz, URL: <http:⁄⁄www.klosterlexikon-rlp.de//rheinhessen/mainz-kapuziner/konventsgebaeude.html> (Letzter Aufruf: 08.11.24)