Klöster in Rheinhessen

Zur Übersichtskarte der Region

Kirche

Bei der Übergabe an die Kapuziner war die Amanduskirche bereits beschädigt; schon Mitte des 15.Jhs. hatte sie sich angeblich in schlechtem baulichen Zustand befunden. Bei der aus Gründen der Verteidigung auf Befehl des schwedischen Oberkommandanten vorgenommenen Beseitigung der Gebäude in der Wormser Vorstadt im Jahr 1632 nahm sie durch die aus militärischen Gründen vorgenommene Beseitigung des Dachs weiteren Schaden. Da die finanziellen Möglichkeiten des Ordens eher gering waren und nach wie vor Spannungen mit dem Rat der Stadt bestanden, wurden zunächst keine Baumaßnahmen eingeleitet. Als 1641 die Provinzialbaumeister des Ordens P.Engelbertus und P.Archangelus die Baufortschritte begutachten wollten, war noch kein Fortschritt der Dinge zuerkennen. Es wurde daher überlegt, die Amanduskirche aufzugeben und für den Gottesdienst die Jodokuskapelle zu nutzen. In dem ausführlichen Schreiben des Dekans des Liebfauenstiftes wurde dieser Gedanke aufgegriffen. Schon räumliche Gründe sprachen für diese Lösung. Die zweischiffige (breites Hauptschiff, schmales Seitenschiff) Jodocuskapelle lag am Kreuzgang des Stiftes, so dass die Patres von ihrem Kloster aus durch diesen Kreuzgang die Liebfrauenkirche betreten und ihren eigenen Gottesdienst in der genannten Kapelle feiern konnten. Als eigene Sakristei sollte dem Orden, so der Vorschlag von Vogel(ius), die Annenkapelle zugewiesen werden. Die Amanduskirche sollte dann wieder dem Liebfrauenstift zufallen. Der Bischof stimmte dem Tausch zu und beauftragte am 7.3.1642 seinen Rat Dr. iur. Johann Jakob Lasser, zugleich Advokat am kaiserlichen Kammergericht in Speyer, Wormser Rat, Hofgerichtsdirektor, Syndikus der reichsfreien Rheinischen Ritterschaft, mit der Umsetzung des Vorschlags. Die förmliche Übertragung der Jodokuskapelle[Anm. 1]an die Kapuziner erfolgte dann einige Tage später am 12.3.1642. Die Verbindung der Niederlassung zum Patron der Kirche zeigte sich nicht zuletzt darin, dass der hl.Jodocus im Siegel des Konvents abgebildet war.
Nach E.Kranzbühler wurden offenbar bei der Errichtung des Klostergebäudes auch bauliche Veränderungen an der Jodocuskapelle vorgenommen. Bei den kriegerischen Auseinandersetzungen in der Wormser Vorstadt nahm 1692 die Jodokuskapelle durch einen Brand im Bereich des Chorraums und der Sakristei Schaden. In der Kriegsschadenberechnung des Bistums Worms wird unter anderem die Jodokuskapelle samt Glocken angegeben[Anm. 2]. Im Jahre 1702 bat der Orden das Domkapitel um finanzielle Hilfe zur Vornahme von Renovierungen ihres „>Kirchleins in specie des Tachs<“ (Kranzbühler, S. 96).
Im Jahr 1723 wurde in der Kapelle ein Altar zu Ehren Marias und des hl. Antonius geweiht; ein dem hl. Jodokus geweihter Altar bestand bereits. Für 1729 und 1746 wird die Anschaffung von Glocken erwähnt. E.Kranzbühler erwähnt ein Inventar aus dem Jahr 1798, nach welchem sich im Kreuzgang sechs kleine alte Gemälde geringen Wertes befanden; ein weiteres Inventar nenne drei Gemälde im Chor (Vgl. Kranzbühler S. 97).

Eine ausführliche Beschreibung der Wormser Kapuzinerkirche datiert vom 30.Prairial XI (19.6.1803), d.h. kurz vor der Versteigerung der Immobilie[Anm. 3]

Nach oben

Anmerkungen:

  1. Vgl. Kranzbühler, S. 94-97 Zurück
  2. Vgl. Müller, S. 330 Zurück
  3. Text bei Kranzbühler, S. 164 f. Zurück

Empfohlene Zitierweise

Rommel, Martina: Worms - Kapuziner. Kirche. In: Klöster und Stifte in Rheinland-Pfalz, URL: <http:⁄⁄www.klosterlexikon-rlp.de//rheinhessen/worms-kapuziner/kirche.html> (Letzter Aufruf: 10.10.24)