Klöster in Rheinhessen

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Die Klostergebäude

Involviert in die sich kompliziert gestaltenden Verhandlungen im Vorfeld der Klostergründung waren der Wormser Bischof, das Liebfrauenstift, die Stadt sowie selbstverständlich die Kapuziner selbst. Zunächst war dem Orden als Behausung ein Stiftsherrenhaus in der Nähe der Liebfrauenkirche zugewiesen worden. Auch aus seinem Mainzer Exil heraus bemühte sich Bischof Georg Anton v. Rodenstein um den Klosterbau der Kapuziner. Das von ihnen bewohnte Haus musste aufgegeben werden, es wurde aus fortifikatorischen Gründen niedergelegt. Es erfolgte nun der Umzug in das Haus des Propstes des Kollegiatstiftes St.Andreas in der Stelzengasse in der Nähe der Katharinenkapelle
Durch Kaufbrief vom 23.5.1637, ausgestellt durch den apostolischen und kaiserlichen öffentlichen Notar und bischöflichen Hofsekretär Bernhard Philipp Freyspach (auch: Freysbach) ließ Bischof G.A.von Rodenstein zwischen der Amanduskirche, Fischergasse (heute Friesenstraße) und Gütern des Liebfrauenstiftes Ackerland (3-4 Morgen), Weinberge und die demolierte Hofstatt von Johann Jonas Goedelmann und seiner Frau erwerben. Am 27.5.1637 erfolgte unter Leitung von Dr. iur. Johann Jakob Lasser die Übergabe, zu der sich mehrere Personen bei der Amanduskirche eingefunden hatten. Vertreten waren mehrere Offiziere des fürstlich Florentinischen Regimentes und Wolf Eberhard Kämmerer von Worms gen. Dalberg im Auftrag des Herzogs von Toskana. Anwesend waren daneben als Mitglieder des Liebfrauenstiftes Dekan Georg Vogel(ius), Johannes Novesius und Johann Wilhelm Blankenberger. Ebenso zugegen war selbstverständlich der Guardian der Kapuzinerniederlassung, P.Kilianus Carolstatianus (seit 1620 Ordensmitglied, + 6.2.1649 in Heidelberg), sowie schließlich die Ordenspriester Antonius Tungarensis (Ordensmitglied seit 11.6.1615, + 24.7.1657 in Köln), Cosmas Bambergensis (Ordensmitglied seit 21.12.1621, + 6.2.1649 in Heidelberg) und Juvenatis Berncastellanus (Ordensmitglied seit 26.9.1627, + 4.9.1657 in Speyer). Zu dem nicht alltäglichen Rechtsakt hatte sich auch „viel Volk“ (Reuter, Kapuziner, S. 143) eingefunden. Unter freiem Himmel wurde ein Gottesdienst gefeiert und Lasser gab die Güterübertragung bekannt und erklärte, dass der Gottesdienst wieder belebt werden würde. All dies solle zum Besten der Liebfrauenkirche geschehen. Es folgte nun ein Umgang um den den Kapuzinern neu zugeteilten Bezirk und die offizielle Übergabe der Güter. Erneut wurde durch Freyspach ein Notariatsinstrument ausgestellt, das durch Sebastian Frei, Amtmann des Paulusstiftes und Hieronymus (auch: Hieronimus) Horn, ehemaliger fürstlich-wormsischer Keller in Dirmstein, als Zeugen mitunterzeichnet wurde. Kurz darauf folgte die Errichtung eines Kreuzes durch die Kapuziner.
Am 3.6.1637 stellte der Bischof einen offiziellen Gestattungsbrief zur Errichtung eines Klosters aus. Er betonte darin, dass er mit dem Domdekan, den Mitgliedern des Domkapitels und dem übrigen Klerus der Stadt darin übereingekommen sei, dass – wie Kaiser Ferdinand II. in seinem Schreiben vom 29.9.1630 angeregt habe - ein Kloster errichtet werden solle.

Die finanzielle Lage des Ordens und die allgemeinen Umstände erlaubten keinen baldigen Baubeginn. Am 5.3.1642 berichtete der Dekan des Liebfrauenstiftes, Georg Vogel(ius), dass sechs Wochen zuvor der Provinzbaumeister „einen Abriß für das Kloster aufgezeichnet“ (Reuter, Kapuziner S. 145) habe. Im gleichen Jahr übergab der Bischof auf Anregung des Dekans zwei Gebäude und die Jodocuskapelle an die Kapuziner. Es handelte sich um zwei neben den Kapitelshäusern stehende Häuser mit Garten, die ruiniert waren und die das Stift selbst nicht wieder aufbauen konnte. Die förmliche Einweisung in den Besitz der Häuser erfolgte am 12.3.1642. Am 30.3.1642 legte Domdekan Peter Ernst v. Warsberg den Grundstein für den Bau des Klosters. Die achtzeilige auf einem nahezu quadratischen Bleitäfelchen aufgebrachte Inschrift des Grundsteins, ist überliefert[Anm. 1].
Der Bau schritt indessen auch jetzt, nicht zuletzt aus finanziellen Gründen, nur langsam voran; ebenso hinderlich waren die Spannungen zwischen dem Orden und dem Rat der Stadt (s.o.). Früheste bildliche Hinweise finden sich nach F.Reuter in der Topographia Palatinatus Rheni von Matthias Merian (1645). Erst 1650 erfolgte im Rahmen des genannten Abkommens die Einwilligung des Rates zum Bau eines Klosters südlich der Liebfrauen-Kirche. Der Klosterbau erfolgte in einer „weitgehend öden Trümmerwüste“ (Reuter, Kapuziner, S. 150). Etwa um 1651 war das Kloster fertiggestellt. Dargestellt findet sich die Anlage etwa in einem Bestandsplan aus dem Jahr 1756 und einer groben Bleistiftskizze[Anm. 2]. Ein Plan zeigt, so W.Hümmerich, eine asymmetrische zweieinhalbflügelige Anlage mit Ostflügel (11 Zellen, Beiküche, Refketorium), Südflügel (Dispens, zwei größere Besucherzimmer, Treppenhaus, beidseitig vier Gästezimmer und Krankenzimmer) und kurzem Nordflügel (Toilettengrube, Waschküche, Küche, Duchgang zum Psallierchor, Zugang zur Kanzel, Treppenanlage, 4 Zellen) südlich der Jodokuskapelle.
Die einstöckigen Klostergebäude gruppierten sich um einen Innenhof; man verfügte über einen eigenen Zisternenbrunnen. Ein über der Sakristei befindlicher Raum war nach F.Reuter „ vermutlich für Mönche mit ansteckenden Krankheiten“[Anm. 3]. W.Hümmerich erwähnt, dass in Worms nicht wie in anderen Klöstern ein Gartenhaus als Pesthaus diente[Anm. 4].

Bei der Zerstörung der Reichsstadt am 31.5.1689 wurde auch in der Vorstadt das zerstört, was nach dem Dreißigjährigen Krieg langsam wieder entstanden war. Am Kloster allerdings entstand kein Schaden. Danach wurde das Gebiet um die Liebfrauenkirche kaum mehr bebaut und blieb nahezu ländlich geprägt (landwirtschaftliche Nutzung, Weinbau).

Bei den kriegerischen Auseinandersetzungen des Jahres 1692 nahm das Kloster Schaden durch einen Brand. Erst 1707 konnten die Schäden beseitigt werden. Im Jahr 1756 sah man das Kloster allerdings als baufällig an und man beschloss die Errichtung eines großzügigen Neubaus, wogegen der Rat Einwände erhob. Dem Bauantrag war eine Handskizze beigefügt[Anm. 5]. Bis zum September des folgenden Jahres befasste er sich mit der Angelegenheit, um sie schließlich ad acta zu legen. Der Rat der Stadt Worms beauftragte am 16.6.1757 den Stadtnotar, beim Guardian Protest gegen die Baumaßnahmen einzulegen.
Der Plan der neuen Klosteranlage sah eine Erweiterung der Anlage vor, was der Orden vor allem mit dem Raumbedarf für durchreisende Patres begründete. Innerhalb des Areals war auch ein Begräbnisplatz vorgesehen[Anm. 6]. „Die Absicht ein Kloster mit >70 Cellen und drei Capellen< zu errichten, konnte nicht verwirklicht werden“ (Hümmerich, S. 481). Andere Pläne sahen eine geringere Zahl von Zellen vor.

Das von E.Kranzbühler erwähnte Inventar aus dem Jahr 1798 nennt für das Refektorium 14 Gemälde, die meisten von ihnen „>im währenden Krieg ruiniret<“[Anm. 7].

Nach der Aufhebung des Klosters 15.Thermidor XI (3.8.1803) erfolgte die Versteigerung des Gebäudes. Es ist beschrieben als  1 ha, 15 a 41 m2   umfassendes Areal mit einem mit Garten und Bering umgebenen Gebäude[Anm. 8]. Der Garten war zum großen Teil mit Weinreben bepflanzt. Das Grundstück war an einen Wormser Bürger verpachtet. Erworben wurde das Areal durch den Mainzer Parcus. Der Schätzpreis hatte bei 3800 Francs gelegen, der Kaufpreis schließlich 12.000 Fr. betragen[Anm. 9]. Nach 1803 erfolgte der Abriss des Großteils des Gebäudes. Im Ostflügel entstanden Wohnungen.

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Anmerkungen:

  1. Vgl. Fuchs, Inschriften, Nr. 701 Zurück
  2. Vgl. Hümmerich, S, 478 Zurück
  3. Reuter, S. 153, vgl. Hümmerich S. 479 Zurück
  4. Hümmerich, S. 141, sowie Figur 110 Zurück
  5. Vgl. Hümmerich, S. 152 Zurück
  6. Vgl. Hümmerich, S. 481 Zurück
  7. Kranzühler S.97 Zurück
  8. Schieder IV Nr. 12.597 Zurück
  9. Bei Kranzbühler findet sich fälschlicherweise der Kaufpreis mit 2000 Fr. angegeben; die Angabe wird von W.Hümmerich übernommen Zurück

Empfohlene Zitierweise

Rommel, Martina: Worms - Kapuziner. Klostergebäude. In: Klöster und Stifte in Rheinland-Pfalz, URL: <http:⁄⁄www.klosterlexikon-rlp.de//rheinhessen/worms-kapuziner/klostergebaeude.html> (Letzter Aufruf: 09.10.24)