Klöster Eifel-Ahr

Zur Übersicht

Bau- und Kunstgeschichte Halbstift Monreal

0.1.Aufbau der Kirche

Stiftskirche - Innenraum[Bild: G. Freihalter]

Der quadratische dreigeschossige Turm weist über dem Erdgeschoß das einzige dreigeteilte Fenster mit reichem gotischem Fischblasenmaßwerk auf. Es wurde wohl um 1460 in das Mauerwerk der frühgotischen Vorgängerkirche eingesetzt. Zwischen Turm und Langhaus befindet sich an der Nordwestecke ein Treppentürmchen als Zugang zur Orgelempore. An der Nordseite des ersten Turmgeschosses befindet sich ein heute vermauertes Portal. Es handelt sich um den Zugang der früheren Burgherrschaft auf die sog. „Herrschaftsempore“.
Ein spitzbogiges Hauptportal führt ins Kircheninnere durch die Turmhalle mit Kreuzgewölbe und hohl gekehlten Rippen. Runde Wanddienste, feinziselierte Laubwerkkonsolen und Kapitelle sowie ein Gewölbeschlussstein in Achtpassform mit Rosette und Laubschmuck präsentieren hier überzeugend den vollen Formenkanon der Spätgotik. Spitzenbögen öffnen sich zum südlichen Nebenraum und zum Langhaus. Bis 1725 trennte ein Lettner das Langhaus vom Chor. Dessen Funktion übernehmen nunmehr unterschiedliche Farbgebungen der Architekturelemente: grau im Langhaus, dunkelrot im Chor.

Stiftskirche - Netzgewölbe[Bild: G. Freihalter]

Im Gegensatz zum Langhaus mit seinen drei Kreuzgewölbejochen steigert der Chor mit dem reichen spätgotischen Netzgewölbe die Raumwirkung. Die Rippen des Netzgewölbes weisen gekehltes Profil auf und ruhen an den Wänden auf kleinen Konsolen. Die Gewölbeschlusssteine sind in Vier- und Achtpassform mit Laubwerk und neu gemalten Wappen gestaltet.
An der Südostseite des Chors liegt die alte Sakristei, ein kleiner, fünfseitiger Bau mit Maßwerkfenstern und einfachen Streben an den Ecken. Die westlich davon errichtete neue Sakristei ist außen mit alten Grabplatten verkleidet.

Nach oben

0.2.Kapellen innerhalb der Anlage

Die zierliche Heiligkreuzkapelle (2 Joche und 5/8-Schluß) schließt sich südlich an das östliche Mittelschiffjoch an. Dieser filigran gearbeitete Raum ist zum Langhaus mit einem 1,80 m breiten Spitzbogen auf seitlich reichen Laubkämpfern geöffnet. Die zahlreichen Kapitelle sind sorgfältig ausgeführt und üppig geschmückt. Die Schlusssteine zeigen von West nach Ost einen Vierpass, einen Halbmond, einen Dreipass, eine Rose und einen Achtpass in Rosettenform. Im Osten der Kapelle befindet sich neben dem Altar eine gotische Nische mit Maßwerk.

Bis Mitte des 18. Jahrhunderts hat diese südlich gelegene Kapelle über ein Pendant auf der Nordseite der Kirche verfügt. Die 1480 gestiftete Liebfrauenkapelle wurde 1750 während eines schweren Unwetters durch Bergrutsch zerstört.

Nach oben

0.3.Kapelle außerhalb der Anlage

Die Friedhofskapelle St. Georg, ein einschiffiger, kreuzrippengewölbter Bau, entstand wohl um 1460 auf dem vor die Mauern des Ortes verlegten Friedhof. Vermutlich stammt sie vom gleichen Baumeister wie die Pfarrkirche. Eine volkstümliche Holzfigur des hl. Georg zu Pferde aus der Mitte des 18. Jahrhunderts ist bemerkenswert.

Nach oben

0.4.Bauausstattung

0.4.1.Sakramentshaus und Altar

Halbstift - Osten[Bild: LandesMedienZentrum RLP]

Eine bedeutende spätgotische Steinmetzarbeit stellt das Sakramentshäuschen aus rotem Sandstein dar, das vor der Chornordwand eingelassen ist. Der Fußsockel ruht nicht wie sonst üblich auf einem Schrein, sondern springt über einer Konsole unmittelbar aus der Wand. Der Schrein selbst ist rechteckig, gerahmt von Diensten mit Laubwerkkapitellen, über ihm erhebt sich zwischen seitlichen Filialen ein dreieckiger Baldachin, der in den Ecken Filialen sowie krabbenbesetzte Eselsrücken aufweist. In der Etage darüber, dem Mittelteil der Bekrönung, stehen Steinfiguren der beiden Johannes, des Täufers und des Evangelisten, unter viereckigen, mit Maßwerkbögen und Fialen geschmückten Baldachinen. Der Baumstamm, auf den sich der hl. Johannes Evangelist stützt, trägt die Meisterinschrift „D. FRID. WEINCKEN“. Eine Lamm-Gottes-Darstellung unter einem kleinen Baldachin bildet den oberen Abschluss.

Das Sakramentshäuschen entstand wohl bald nach der Vollendung des Chors um 1460-1464. Die beiden Johannesfiguren weisen darauf hin, dass es sich um eine Stiftung der Gräfin Johanna von Virneburg geb. von Horn handelt, die als Stifterin des Neubaus die Namenspatrone nachweislich besonders verehrt hat.

Im Chorraum weiter erwähnenswert sind zwölf sitzende Apostelfigürchen, ebenfalls spätgotische Arbeiten der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, die jetzt am neuen Zelebrationsaltar angebracht sind. Sie sind ca. 32 cm hoch. Die überdimensionalen Köpfe der ansonsten gedrungenen Körper fallen auf, ebenso die differenzierte Gestaltung der Gewänder.

Nach oben

0.4.2.Glasfenster

Die 1466 gestifteten Glasgemälde befinden sich seit 1830 in der Pfarrkirche St. Menas in Koblenz-Kapellen. Die derzeitigen Glasfenster von 1907 sind neugotisch gestaltet.

Nach oben

0.4.3.Skulpturen

Nach der letzten grundlegenden Restaurierung 1966 bis 1976 sind folgende Skulpturen im Kirchenraum besonders erwähnenswert: die Plastik des hl. Sebastian, 1 m hoch, um 1500; zwei barocke Figuren des hl. Papstes Sylvester und des hl. Severus mit Attributen wie Weberspule, Taube und Ochsen, jeweils 1,15 m hoch in alter Fassung von 1720, sowie eine barocke Figur der hl. Anna mit Maria, in alter Fassung um 1750.

Nach oben

0.4.4.Grabplatten

Außen an der Kirche, an der Südseite der neuen Sakristei, befinden sich 7 Grabplatten, darunter eine für Johann von Monreal (1541) mit dem Wappen Monreal zwischen vier Ahnenwappen und der Umschrift in gotischen Minuskeln „ anno  XV xli (1541) off den 7 dach Aprilis ist gestorben der erenvest iohan von Monreall de gott gnade“.

Nach oben

Glocken

Für ein klangschönes Geläut der Kirche sorgen vier Glocken:

  • die Evangelistenglocke mit den Namen MATHEVS – JOHANNES – LUCAS – MARCVS wohl gegen Ende des 13. Jahrhunderts gegossen
  • die Genovevaglocke mit der Umschrift in gotischen Minuskeln „genovefa heisen ich + in ere des heiligen cruitz lvden ich + anno 1496“
  • die Marienglocke mit der Umschrift „maria heischen ich + in ere gots lvden ich + al bois wedder verdriven ich + ioha(nn) svrsgin van collen gvss mich + anno 1496“, wie die vorige mit dem Ehewappen Virneburg-Solms
  • die Bernhardusglocke mit der Umschrift „bernhardvs heischen ich + boise weder verdriven ich + heinrich van prüm gavs mich + 1499“

Nach oben

Empfohlene Zitierweise

Brauksiepe, Bernd: Monreal - Halbstift Monreal. Bau- und Kunstgeschichte. In: Klöster und Stifte in Rheinland-Pfalz, URL: <http:⁄⁄www.klosterlexikon-rlp.de//eifel-ahr/monreal-halbstift-monreal/bau-und-kunstgeschichte.html> (Letzter Aufruf: 18.04.24)