Klöster am Mittelrhein

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Geschichtlicher Abriss

Historischer Stich - Matthäus Merian 1646

Das nahe am Rhein gelegene ehemalige Bopparder Karmeliterkloster „Unsere Liebe Frau“ ist nach Köln (1249) und Würzburg (1250) die drittälteste Niederlassung dieses Ordens in Deutschland. Erzbischof Heinrich II. von Trier erteilte den wahrscheinlich zwei Jahre zuvor nach Boppard gekommenen Bettelmönchen im Jahre 1264 die Erlaubnis zum Erwerb von Grundbesitz in Boppard und zum Bau eines Klosters. Mit Ausnahme eines 1279 gewährten Ablasses scheint der Erzbischof den Karmelitern aber sonst keinerlei Zuwendungen gemacht zu haben. Als Standort des 1265 erstmals erwähnten Klosters wurde ein Platz gewählt, der westlich der Altstadt lag und unmittelbar an die römische Stadtmauer angrenzte. Möglicherweise diente eine hier gelegene Marienkapelle als erste Kirche. Für den Bau von Kloster und KIrche mussten aber erst die finanziellen Voraussetzungen geschaffen werden. Die entsprechenden Bemühungen der Karmeliter waren äußerst erfolgreich, zahlreiche Spenden, Stiftungen und Vermächtnisse aus allen Bevölkerungsschichten ermöglichten schon um 1300 den Beginn des Kirchenbaus. Es entstand ein einschiffiger Saalbau mit vier Langhaus- und Chorjochen mit 3/8-Schluss, dessen gewölbter Chor um 1330 vollendet war. Um diese Zeit hatte man wohl auch schon mit dem Bau des zunächst flachgedeckten Langhauses begonnen, welches im Laufe des 14. Jahrhunderts in die Hähe wuchs und schließlich mit einem Kreuzrippengewölbe bekrönt wurde. Dieser Bauabschnitt war wohl in der Zeit um 1420/30 abgeschlossen. Bald darauf begann man mit dem Anbau eines gleich hohen, aber schmaleren nördlichen Seitenschiffs; schon 1438 konnte die Nordwand des Hauptschiffs zu diesem sogenannten Mariengang bis in Gewölbehöhe mit Arkaden durchbrochen werden. Dieses Seitenschiff wurde nach 1454 durch den Bacharacher Meister Heintz Schmirling durch sechs Kreuzgratgewölbe eingewölbt. Man vermutet, dass Heintz Schmirling sich und seine Frau in den fröhlichen und mit Weinlaub umkränzten Gesichtern eines Mannes und einer Frau, die in den beiden Gewölbekonsolen zu sehen sind, verewigt hat.

Von barocken Umbauten blieb die Klosterkirche weitgehend verschont, doch wurden die baufällig gewordenen Teile der mittelalterlichen Klostergebäude 1728 niedergelegt und durch einen barocken Neubau ersetzt. Diese schlicht gehaltene, aber sehr weiträumige Klosteranlage gruppiert sich um einen quadratischen Innenhof mit einem Kreuzgang von fünf zu fünf Jochen.
Im Zuge der Säkularisation wurde das Kloster 1803 aufgelöst.
Nach der Oberweseler Liebfrauenkirche besitzt die Bopparder Karmeliterkirche die kunsthistorisch bedeutsamste Ausstattung am Mittelrhein mit bedeutenden Bildwerken namentlich des 14. und 15.Jahrhunderts, einem um 1460  gefertigten Chorgestühl sowie wertvollen Bildwerken des 14. und 15. Jahrhunderts. Da die Karmeliterkirche über Jahrhunderte hinweg bevorzugter Begräbnisort des Adels und später auch des Bürgertums war, haben sich in ihr trotz zahlreicher Verluste sehr viele Grabdenkmäler erhalten.

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Stellung im Orden

Das Bopparder Karmeliterkloster gehörte zunächst zur deutschen, dann zur niederdeutschen Ordensprovinz. Aufgrund seiner verkehrstechnisch günstigen Lage wurde das Provinzialkapitel alle drei Jahre in Boppard abgehalten.

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Verbindungen zum Adel

Das Bopparder Karmeliterkloster hatte enge und vielfältige Beziehungen zum heimischen Adel. Einigen Familien diente die Kirche zeitweise als Grablege, viele andere stifteten Messen und Seelgedächtnisse. Entsprechend groß waren die Zuwendungen, die das Kloster aus diesem Kreis erhielt und durch die sich auch die reiche Ausstattung der Klosterkirche erklärt. Das prächtige Chorgestühl etwa, das um 1460/70 entstanden ist „und das am reichsten ausgestattete am Mittelrhein ist“ (O. Volk, S. 359), lässt durch Stifterwappen erkennen, dass der im Norden stehende Teil eine Stiftung der Familie von Schöneck, der im Süden stehende Teil hingegen eine Stiftung der Familie Boos von Waldeck ist. Der wertvolle Dreisitz im Chor trägt an der Rückwand die Wappen der Familien von Schöneck, Beyer von Burgen und Beyer von Boppard, die dementsprechend wohl auch die Mittel für dieses Kunstwerk zur Verfügung gestellt haben.
Besitz
Neben einem großen Garten in der Bopparder Niederstadt, der in späteren Zeiten teilweise als Weinberg genutzt wurde, gehörten zum Besitz des Bopparder Karmeliterklosters hauptsächlich aus Schenkungen und sonstigen Zuwendungen stammende Weinberge und Weineinkünfte sowie Geld- und Weingülten. Als Bettelmönche scheinen die Karmeliter auch keine gezielte Erwerbspolitik betrieben zu haben.

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Empfohlene Zitierweise

Schmid, Reinhard: Boppard - Karmeliterkloster. Geschichtlicher Abriss. In: Klöster und Stifte in Rheinland-Pfalz, URL: <http:⁄⁄www.klosterlexikon-rlp.de//mittelrhein-lahn-taunus/boppard-karmeliterkloster/geschichtlicher-abriss.html> (Letzter Aufruf: 18.04.24)