Klöster in Rheinhessen

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Besitz- und Wirtschaftsgeschichte Altmünsterkloster Mainz

Die Gründungsausstattung kann, da die Gründungsurkunde gefälscht ist, nicht mehr rekonstruiert werden.
1065 schenkte Heinrich IV dem Kloster acht Hufen bei (Großen-)Linden als Eigengut.
Möglicherweise besaß Altmünster schon früh Güter bei Würzburg (Margetshöchheim, Hettstasdt), der Heimat der legendären Klostergründerin Bilhildis. Im 12. Jahrhundert zumindest werden Besitz und Einkünfte im Gebiet südlich von Würzburg (Raum Tauberbischofsheim und Buchen) nachgewiesen. Der Ort Richelbach gehörte noch im 18. Jahrhundert zu Altmünster und trägt im Ortswappen den Äbtissinnenstab.
Im heutigen Hessen und Rheinland-Pfalz hatte das Kloster an zahlreichen Orten Besitz. Eine frühe Besitzkonzentration bestand im Rhein-Nahe-Raum sowie südlich von Mainz bis in die Gegend um Worms. Eine Villa mit „beachtlichem Zubehör“ besaß das Kloster etwa in Gensingen. Ein weiterer Besitzkomplex befand sich im Großraum Frankfurt/ Main und Oberhessen sowie im Rheingau. Nach der Reformation gingen Güter und Zehnten an jenen Orten verloren, deren Landesherr protestantisch wurde.
Nach einer Stadtaufnahme von 1594 besaß das Altmünsterkloster in Mainz ca. 35 Morgen Land im Mainzer Burgbann, 1657 ist die Rede von 57 Morgen Grundbesitz, dazu 14 Morgen Wingert auf dem Kästrich und fünf Morgen Gärten. 1563 überließ das Altmünsterkloster dem Mainzer Erzbischof den Ort Bretzenheim bei Mainz
Vor allem in den Grangien in Heidesheim, Kostheim und Budenheim, wurde v.a. auch Viehzucht, in Heidesheim war es speziell Schafzucht, betrieben. Für Budenheim erwähnt sind eigens der Fischfang im Rhein und das Vorhandensein von Weinbergen. Produziert wurden auch Holz, Wolle und Obst. Die Grangien waren wahrscheinlich gleichzeitig Hebestellen waren. Zur Grangie Kosteheim gehörte auch die Mainfahrt.
Das Kloster besaß auch Mühlen oder Anteile an Mühlen (Arnsheim, Walluf, Igstadt). In Igstadt, wo das Kloster auch die Vogtei hatte; mussten alle Igstädter ihr Getreide in der Klostermühle mahlen lassen
Auch in Mainz selbst besaß das Kloster einen Hof, der ebenfalls gleichzeitig als Hebestelle diente. Die im Zusammenhang mit der Niederlegung der alten Klostergebäude verfasste Schadenersatzforderung von 1655 nennt als Wirtschaftsgebäude Kelter- und Brauhaus, Backhaus, Viehhof mit Ställen und Scheunen, eine Mühle, das Haus des Weingärtners und die Schaffnerei. Weiter gab es den Klostergarten, Obst-, Gras- und Krautgarten sowie - etwas außerhalb gelegen - ein Fischweiher. Auch mit den neuen Klostergebäuden waren Wirtschaftsgebäude verbunden. In der Stadtaufnahme von 1687: erwähnt ist „der nonnen großen weingarten“ sowie ein Kelterhaus und die Schaffnerei „mit großem begriff“ (~ Münsterstr. 8). Ein Kelterhaus wird auch 1747 noch erwähnt.
Auf dem Mainzer Klosterhof waren 1769 14 Tagelöhner und Handwerksleute beschäftigt. Das Kloster besaß dort sieben Pferde, zwei Faselochsen, 29 Kühe, fünf Kälber und 31 Schweine. Bei der Aufhebung des Klosters 1781 wird deutlich, dass eine große Produktpalette von vorhandenen Naturalien, Speisen und Materialien des täglichen Gebrauches bestand: Weizen, Korn, Spelz, Dinkel, Gerste, Hafer, „Heidenkorn“, Erbsen, Linsen, Bohnen, Hirse, Kohl, Kartoffeln, Brot, Wein, Obst, Kraut, Malz, Weinhefe, Flachs, Hanf, Schafe, Wolle, Dung, Wachs, Werg, Öl, Federvieh, Eier, Butter, Bau- und Brennholz, Wicken, Heu, Grummet, Stroh, Häcksel.
Daneben besaß das Kloster in Mainz mehrere Häuser. 20 Häuser mussten 1243 an Altmünster zinsen. Ein altes Propsteihaus, das vermietet war, ist 1443 belegt. „Fünf Zinsheusle“ mit „drei hulzen schornstein“ besaß das Kloster nach Angaben der Stadtaufnahmen aus dem 16. Jahrhundert (1568, 1594). 1687 wurden bei der Stadtaufnahme Baumaßnahmen des Klosters erwähnt. Zwischen 1699 und 1719 wurden nach Adam auf Veranlassung des Kurfürsten im Rahmen der Wiederaufbaumaßnahmen für Mainz nach dem Dreißigjährigen Krieg neun Mietshäuser gebaut. Bei der Stadtaufnahme des Jahres 1747 heißt es:„Dermalen seind würklich acht häuser unter einem großen tach benebst einem großen eckhaus vornen an der gassen erbauet“ (Schrohe III, S.126). Sie lagen im Gebiet der heutigen Münsterstraße, Bilhildisstraße, Schillerstraße und Münsterplatz.

Empfohlene Zitierweise

Rommel, Martina: Mainz - Altmünster. Besitz- und Wirtschaftsgeschichte. In: Klöster und Stifte in Rheinland-Pfalz, URL: <http:⁄⁄www.klosterlexikon-rlp.de//rheinhessen/mainz-altmuenster/besitz-und-wirtschaftsgeschichte.html> (Letzter Aufruf: 19.04.24)