Klöster in Rheinhessen

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Besitz und Rechte

Wie für viele Facetten der Stiftsgeschichte besteht auch hier das Problem der schlechten Quellenlage. C.J.Villinger beklagt, dass eine „ältere Zusammenfassung des Besitzstandes“[Anm. 1]fehlt. Kernland des Stiftsbesitzes ist nach C.J.Villinger die Gemarkung Neuhausen.
Das Stift hatte einen eigenen Immunitätsbezirk, der das Stift als solches sowie den Bereich der Klostermühle und der villa Nuhuzen umfasste.
Als „beherrschendes Motiv“[Anm. 2]des Pontifikates des Wormser Bischofs Thietlach (vor 891 / 28.7.914) sieht A.U.Friedmann den umfangreichen Erwerb von Besitz, namentlich für das Cyriacustift.
Unter Bischof Burchard (1000/1025) soll es zur Neuordnung des Mensalgutes des Stifts gekommen sein[Anm. 3]. Nach Angaben der Vita Burchardi befanden sich laut B.Schnabel im 11.Jh. die Einkünfte des Stiftes „in keiner guten Verfassung“[Anm. 4]. Die frühe Wirtschaftsweise ist unbekannt; nach B.Schnabel wurde sowohl Eigenwirtschaft betrieben als auch Gut verpachtet.
Die für das 12.Jh. fassbare Grundausstattung bezeichnet B.Schnabel als „außergewöhnlich groß“[Anm. 5]. Er nennt insgesamt: 3 8/15 Kirchen, 13 Salhöfe /Wirtschaftshöfe, fünf Lehen und 170 ½ Hufen Land. Dem Stift unterstanden insgesamt 232 Hörige[Anm. 6].
Für das Jahr 1129 verweist A.U.Friedmann auf eine Schenkung durch Bischof Buggo (1116/1149) an das Stift[Anm. 7]. Kurze Zeit nach der Bestätigung des „Zubehörs“ des Stiftes durch Papst Honorius (1221) trat nach B.Schnabel ein „finanzieller Einbruch“[Anm. 8]ein.
Zur Zeit Bischof Heinrichs v. Saarbrücken (1217/1234) wurde nach B.Schnabel durch Bürger, die mit dem Bischof in Fehde lagen, die Mauer zerstört.
Zu weiteren Zerstörungen kam es 1241 im Zusammenhang mit der Fehde mit dem Mainzer Erzbischof Siegfried III. von Eppstein (1230/1249).
Im Zusammenhang mit der Bestätigung von Patronatsrechten durch den Papst wurde 1390 das Stift als bedürftig bezeichnet. Für das Jahr 1390 verweist C.J.Villinger auf eine Besitzbestätigung durch König Ruprecht I. Genannt werden hier Hofheim, Obernburg, Mörstadt, Weisenheim, Offstein, Sülzen, Gossenheim, Alsheim, Winnweiler, Freinsheim, Kirschgarthausen, Eppelsheim, Kirchhein, Rohrbach, Weinheim und die Pfrimm[Anm. 9].
Ph.W.Fabry unterscheidet v.a. an Hand der aus dem 16.Jh. und später (aus dem Zeitraum nach der Aufhebung des Stiftes) vorliegenden Quellen drei geographische Zentren des Stiftsbesitzes: die Umgebung von Worms bis in den Pfälzer Raum, der Neckarraum um Heidelberg und das Gebiet um den Donnersberg. Eine eigene Tabelle, die nicht in jeder Hinsicht mit der Ph.W.Fabrys deckungsgleich ist, erstellt Villinger. Dazu treten die Forschungen von B.Schnabel, der vor allem die Art des Besitzes- oft unter dem Begriff „Liegenschaft“ auflistet.  Das Gros des Besitzes lag linksrheinisch.

Anhand ihrer Erhebungen lässt sich folgende Übersicht über Besitz und Rechte des Stifts erstellen:

OrtsnameZeitpunkt der ErwähnungArt des BesitzesRechte
Abenheim1286, 1360-1370Wirtschaftshof
Albig 5 Hufen, Wein
Albisheim Vgl. Niederflörsheim869Liegenschaft
Alsheim1369, 1401 Zehnt
Auerbach (?) Böllinger (Hof / Bollinga Lt. Schnabel bei HeilbronnUm 823Liegenschaft
Baalborn Zehnt
Bechtheimum 1450Liegenschaft
Bermersheim Vgl. Hofheim Liegenschaft
Billinger Hof
Bingert (= Feilbingert) Liegenschaft
Bischofsheim Münch-Bischheim? Vgl. Heidesheim
Bobenheim1514, 1614, 1746 Zehnt, Gülte
Börrstadt (lt. Schnabel) Salhof
Boldesheim (fraglich, Ph.W.Fabry, S.169)vor 1107
Bosenheim1187
Bottwar / Murgau (bei Villinger Rottwar872/73
Botzheim b. Ladenburg (Wüstung)1217, 1364, 1450
Buchheim Kleine Abgabe
Büdingen/Wetterau Wachszins
Crumstadtum 1450Liegenschaft
Dalheim Dalaheim?858 / 823
Dallau (auch Dollau) /Elztal (= Manse des Böllinger Hofes)858Liegenschaft
Dalsheim (lt. Schnabel) Liegenschaft
Deidesheim906Liegenschaft
Dreisen Salhof, 3 Hufen Land 220 Unfreie
Ebernburg1432, 1442LiegenschaftZehnt
Elsheim Salhof, 23 Hufen Land
Enzheim (lt. Schnabel b. Worms) LiegenschaftWachszins
Eppelheim1420, 1431, 1539LiegenschaftZehnt
Eppelsheim (Vgl. Flomborn) Güterpfandrecht
EppsteinUm 1450, 1615 Zehnt, Zins
Esselborn877Liegenschaft
Falkenstein1492Salhof, WaldZehnt
Feil (Feil-Bingert) Liegenschaft
Flomborn1305 Güterpfandrecht
Frauenzimmern (= Manse des Böllinger Hofes) Liegenschaft
Freinsheim1401 Zehnt
Gartachau823
Gehrweiler (?) Salhof
Gossem (?) Gossenheim (?)1401, 1404
Groß-Karlbach. Vgl. lt. Rabry/Villinger Laumersheim Liegenschaft
Gundesheim LiegenschaftWachszins
Habsheim Liegenschaft
Handschuhsheim1431Liegenschaft
Hausen /Husen 1277 Zehnt
Heidelberg1450Liegenschaft
Heidesheim847LiegenschaftWachszins
Heimersheim1200Liegenschaft
Herrenesbach (Wüstung) Hof
Herrnsheim1221, 1242, 1327, 1424, 1450, 1540, 1585, 1617Hof, AckerlandZehnt
Heßheim. Vgl. lt Fabry / Villinger Ormsheim (!) Liegenschaft
Heßloch1220 (abgelöst durch Kloster Otterberg) Gülte
Hettenesbach (= Manse des Böllinger Hofes)823
Hochheim1290, 1292, 1391, 1510, 1512
HochsteinSalhof (?)
Höringen Zehnt
Hofheim1365, um 1450, 1463 Zehnt
Hohen-Sülzen1401Liegenschaft
Horchheim1380-1400Liegenschaft
Hurbach823
Ilbesheim (?)1422Liegenschaft
Ingelheim891Hof
Jacobsweiler 3 Hufen Land, 12 Hörige
Kettenheim (?) „Kidenheim“1499-1523Liegenschaft
Kirchheim1401, 1430, 1500Hof (?)geringe Abgabe
Kirchheim b. Heidelberg Zehnt
Kirschgartshausen1401, 1560
Ladenburg1437Liegenschaft
Langenlonsheim (?) 5 Hufen Land
Villa Larleversheim (?)1106; auf Bitten Propst Adalberts von Saarbrücken
Lauersheim (Laumersheim? Lautersheim?)1106 zurückgeschenktLiegenschaft
Laumersheim1736
Leiselheim1503Liegenschaft
Liebenau1285, 1289, 1290, 1292Liegenschaft
Lohnsfeld Zehnt
Marnheim. Vgl. lt. Villinger / Fabry Niederflörsheim869Liegenschaft
Mauchenheim 1 Hufe Land
Maudach1429Liegenschaft
Mettenheim (Mark), bei Villinger Methanheim. Vgl. Bottwar872Liegenschaft
Mörsch (Gemarkung). Vgl. Ormsheim) Liegenschaft
Mörstadt1450 Zehnt
Neuhausen1405 Zehnt, Kornzinsen, Gülten
Niederflörsheim867, 869, 1026, 1226, 1402, um 1450, 1632WeinbergZehnt
Nivvihuson
Nordheim823, 1129Hof; Liegenschaft
Obersülzen (lt. Schnabel) Zehnt
Offstein1296, 1585 Abgabe
Oggersheim1442Liegenschaft
Ormsheim1487, 1685-1687Hof (?), Liegenschaft
Osthofen Rente, Kapaunen
Pfeddersheim1432, 1447Liegenschaft
Pfiffligheim1227Liegenschaft
Potzbach Zehnt
Rohrbach1401 Zehnt
Roxheim Zehnt
Ruchheim1429Güter, HofZehnt
Sand bei Oppau. Vgl. Heßloch Gülte
Sarlesheim (Wüstung b. Neu-Bamberg). Vgl. Boldesheim Liegenschaft
Schefflenz. Vgl. Böllinger Hof Liegenschaft
Schweisweiler Zehnt
Sippersfeld1263
Stetten1368, 1739Liegenschaft
Titinesheim906
Traisen / Traisa Liegenschaft
Waibstadt Liegenschaft
Wald-Ülversheim Zehnt
Walldorf1450Liegenschaft
Warmandersheim. Vgl. Boldesheim
Warmsroth1398
Waibstadt872, 877 ?
Weinsheim Zehnt
Weisenheim a. Sand1739 Abgabe
Wingerstweiler Hof Salhof
Winnweiler1222HubhofZehnt, Waldzehnt, Pfarrwiddumsrecht, Zins, Maierschaft
Worms897, 1207, 1283, 1285, 1321, 1353, 15.Jh.

B.Schnabel verweist darauf, dass sich im Stiftsbesitz zwei Mühlen befanden: die Herrenmühle bei Neuhausen und eine Mühle in Hochheim. Als noch lokalisierbar bezeichnet er eine Stiftsmühle in der Schoppstraße 2.

Im 14.Jh. kam es über die Nutzung der Pfrimm zu Spannungen mit der Wormser Bürgerschaft, die durch ein Weistum von 1391 beigelegt wurden. Dekan Heilmann erklärte 1391, so B.Schnabel, die Pfrimm gehöre zwischen der Engelmannsmühle  bis zur Steinbücke an der Mainzer Straße [heute Gaustraße] dem Cyriacusstift. Die Wasserrechte, die die Stadt dem Stift 1388 streitig machen sollte,  blieben allerdings auch weiterhin ein Streitpunkt.  Die Auseinandersetzungen um Wasser- und Mühlenrechte dauerten nach B.Schnabel bis 1398 (Schnabel, S.198). Von 1401 und 1415 datieren nach B.Schnabel königliche Entscheidungen bezüglich der Mühlenrechte;  C.J.Villinger erwähnt in diesem Zusammenhang die am 2.8.1401 durch König Ruprecht ergangene Bestätigung der Rechte an der Pfrimm (Vgl. Villinger S. 90, Reg. Nr. 150).

Finanziell stark belastet wurde das Stift durch die Wiederaufbaumaßnahmen im 15.Jh.
Im Jahr 1688 befanden sich die Stiftsgüter nach B.Schnabel in schlechtem Zustand.

Es gab zudem, wie Ph.W.Fabry herausarbeitet, Eigengut des Propstes, so etwa – noch 1540 ausgewiesen - in Ruchheim, wo dem Propst auch die Patronatsrecht für die Pfarrkirche zustand.

 

Bis ins 19.Jh. erhielt sich an einem Haus der Cyriacusbrunnen (bezeichnete als „Jakobsbrunnen“).

 

Anmerkungen:

  1. Villinger, S. 15 Zurück
  2. Friedmann, S. 21 Zurück
  3. Vgl. Friedmann, S. 26 Zurück
  4. Schnabel, S. 184 Zurück
  5. Schnabel, S. 197 Zurück
  6. Vgl. Schnabel, S. 197 Zurück
  7. Vgl. Fríedmann, S. 34 Zurück
  8. Schnabel, S. 185 Zurück
  9. Vgl. Villinger, S.90, Reg. Nr. 150 Zurück

Empfohlene Zitierweise

Rommel, Martina: Worms - Neuhausen, St. Cyriacus. Besitz und Rechte. In: Klöster und Stifte in Rheinland-Pfalz, URL: <http:⁄⁄www.klosterlexikon-rlp.de//rheinhessen/worms-neuhausen-st-cyriacus/besitz-und-rechte.html> (Letzter Aufruf: 25.04.24)