Geschichtlicher Abriss Johanniter-Kommende (Adenau)

0.1.Geschichte der Kommende

Das spätere Adenau liegt am Schnittpunkt zweier Römerstrassen, von denen eine an Nürburg und Hohe Acht vorbei dem Höhenzug folgend bis zum Rhein verlief. Die andere Römerstrasse hat Köln mit Trier als bedeutende Verkehrsader verbunden. In einer lang gestreckten Talmulde belegen Funde aus römischer Zeit frühe Besiedelungen. Historisch fassbar wurde Adenau in ottonischer Zeit. Erwähnt wurde der Ort 992 in einer Urkunde Kaiser Ottos III. (983-1002), in der die Bezeichnung „Adenova fluvius“ für den Adenauer Bach aufgeführt war. In einem aus dem Jahre 975 stammenden Trierer Vertrag wurde die Örtlichkeit als „Lidersadonowe“ bezeichnet.

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0.2.Erste Niederlassung links des Rheins

Die nahe gelegene Nürburg ist eines der Wahrzeichen von Adenau. 1162 macht Graf Ulrich von Are die Verteidigungsanlage zu seinem Stammsitz und nennt sich Graf von Nürburg. Seinen bisherigen Herrenhof in Adenau vermacht er 1162 dem Johanniterorden, der hier seine erste linksrheinische Niederlassung gründet. Nicht eindeutig geklärt sind die Gründe, die Graf Ulrich veranlasst haben, gerade diesem Orden seinen Hof zu übergeben. Die Grafen von Are gelten als treue Gefolgsleute Friedrich Barbarossas; möglicherweise hat Graf Ulrich Kaiser Friedrich Barbarossa nicht nur bei seinen Italienzügen begleitet, sondern auch ins Morgenland.
1216 ergänzt Graf Gerhard die väterliche Stiftung an den Orden um weiteren Besitz. 1224 überträgt er die Rechte der Pfarrkirche, wohl gräflicher Eigenbesitz, sowie die Pfarrkirche von Karmutscheid, unweit Adenau, an die Johanniter-Ritterkommende. Mit der Besitzübereignung wechselt auch der Kirchenpatron der Adenauer Pfarre. Nach St. Martinus wird es der Ordenspatron der Johanniter, der Hl. Johannes der Täufer. Seither stellt der Ritterorden auch die Priester in der Stadt. Das Gotteshaus wird von den Johannitern bis 1802 als Ordenskirche genutzt.
Das Ordenshaus dient als Herberge für Pilger und als Hospital. Die Bezeichnung „Xenodochium sancti Johannis Jerosolimitani“ in einer Schenkungsurkunde des Kölner Erzbischofs Engelbert von 1225 weist darauf hin. 1269 leiten vier Ordensbrüder die Stiftung, die im gleichen Jahr nochmals Land und Gut von den Grafen von Are- Nürburg erhalten. Ende des 13. Jahrhunderts sind es 9 Ordensritter, die das Hospital führen.

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0.3.Überschüsse gehen nach Jerusalem

Organisatorisch ist der Johanniterorden seit dem 13. Jahrhundert in Ordensnationen aufgeteilt, sie wiederum sind in Großpriorate und Balleien gegliedert. Die kleinste selbständige Einheit ist die „Kommende“ oder „Komturei“, die von einem Komtur verwaltet wird. Ein Teil der von einzelnen Kommenden erzielten wirtschaftlichen Überschüsse werden an die Ordenszentrale abgeführt. Sie gehen zunächst nach Jerusalem, später zum neuen Ordenssitz nach Rhodos und schließlich nach Malta als dem finalen Hauptsitz.
Die Kommende Adenau gehört zum deutschen Großpriorat. Im zwölfen Jahrhundert verzeichnet es elf Niederlassungen, eine der ganz frühen davon ist Adenau. In den geistlichen Zentren wie Köln, Mainz und Trier hat sich der Orden erst im 13. Jahrhundert etablieren können. Die mit zahlreichen Privilegien ausgestatteten Johanniterkommenden unterstehen weder weltlichen noch geistlichen Autoritäten - bis auf den Papst. Bei der Ordensgemeinschaft in Adenau handelt es sich bis Ende des 15. Jahrhunderts um eine Priesterkommende, die danach von ritterlichen Komturen geleitet wird.

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0.4.Nach Trier inkorporiert

In den folgenden 200 Jahren lassen Schenkungen und Übertragungen weltlicher wie kirchlicher Gönner und Gremien den Besitz der Johanniter weiter wachsen. 1518 wird die Adenauer Niederlassung der Trierer Kommende inkorporiert. Man vermeidet aber, Adenau als Filiale („membrum“) der Trierischen Kommende zu bezeichnen, da die Niederlassung an der Mosel ohne Einkünfte und Abgaben aus Adenau wirtschaftlich nicht überleben kann.
Die Einnahmen aus Adenau fließen nicht allein nach Trier, sondern sind auch für Malta zum Bau neuer Befestigungsanlagen bestimmt. Nach der Aufgabe des Standorts Rhodos um 1522 hat sich der Orden nach mehrjähriger Irrfahrt 1530 auf Malta niedergelassen und nennt sich seitdem nach der Insel.
Eine erste Visitation 1541 durch eine maltekische Gesandtschaft in Adenau macht offenkundig, dass Adenau im Vergleich zur Visitation von 1495 erheblich weniger erwirtschaft hat. Auch personell ist die Kommende im Ort bis auf einen Ordenskaplan reduziert.

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0.5.Asyl für sechs Wochen und drei Tage

Am 2. November 1601 erhält der Untergerichts-Ort Adenau das erste Marktrecht. 1647 werden dem FLECKEN (Bezeichnung für den Ort) und der FREIHEIT (Bezeichnung für den Bereich der Komturei) ADENAU „vier Jahrmärkte und gewisse Wochenmarkte“ erneut genehmigt. Die „in der Freiheit“ gelegene Kommende mit drei relativ großen Gebäuden bietet denen für sechs Wochen und drei Tage Asyl, die sich innerhalb dieses Komplexes aufhalten. Eine Urkunde von 1657 verweist auf das Asylrecht im Haupthaus der Adenauer Kommende. Eine Verlängerung ist jeweils um die gleiche Zeitspanne möglich bis zum nächsten Gerichtstag, dem Montag nach dem Fest der hl. Dreikönige.
Solche Regelung sind zu jener Zeit nicht ganz ungewöhnlich: ähnliche „Freiheiten“ sind z. B. auch in Kyllburg gewährt worden.
Der Adenauer Kommende - neben Duisburg wohl die älteste Niederlassung des Ordens im Rheinland - dient das Gotteshaus St. Johann Baptist als Ordens- und als Pfarrkirche mit seelsorgerischen Aufgaben für etwa 15 Orte der Umgebung.
Dazu kommt die Pfarrstelle in Kronenburg, nördlich von Stadtkyll. Hier hatten die Johanniter gleichfalls eine Niederlassung, die zunächst der Adenauer Komturei unterstellt worden ist. Visitationsprotokollen des Jahres 1537 zufolge ist Kronenburg mit Adenau vereinigt worden. In der dortigen kath. Pfarrkirche St. Johannes Baptist, einer der seltenen „Einstützenkirchen“ des Raumes (neben Klausen, Bernkastel-Kues, Enkirch) erinnert das Wappen der Johanniter an das Wirken des Ordens dort.

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0.6.Nachnutzung und späteres Schicksal

Nach Verkauf des Grundbesitzes der Kommende durch die Franzosen bleibt das Haupthaus erhalten und wird als Gendarmeriegebäude, Forstbehörde und als Pfarrheim genutzt.
1975 restaurieren die Stadt Adenau und die beiden Kirchen das Gebäude und geben der Komturei das Erscheinungsbild aus dem Gründungsjahr 1743 zurück. Heute ist die Kommende Versammlungsort für Vereine, Gruppen und Kulturzentrum.

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Empfohlene Zitierweise

Brauksiepe, Bernd: Adenau - Johanniter-Kommende. Geschichtlicher Abriss. In: Klöster und Stifte in Rheinland-Pfalz, URL: <http:⁄⁄www.klosterlexikon-rlp.de//eifel-ahr/adenau-johanniter-kommende/geschichtlicher-abriss.html> (Letzter Aufruf: 23.04.24)