Klöster am Mittelrhein

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Geschichtlicher Abriss Kloster Hirzenach

Der Zeitpunkt der Klostergründung ist unsicher; die Tradition des Mutterklosters Siegburg geht davon aus, dass eine Schenkung Heinrichs IV. die Grundlage gewesen sei. Gesichert nachgewiesen ist der Siegburger Besitz der villa Hirzenach in einer Besitzbestätigungsurkunde Papst Paschalis II. (1099/1118) aus Jahr 1109. Der Hinweis auf Heinrich IV. ist jedoch mit einer gewissen Vorsicht zu behandeln, steht doch die Ordnungszahl auf einer Rasur.
Heinrich IV. war in die Schenkungsangelegenheit involviert. In einer Urkunde des Kölner Erzbischofs wird die Aussage gemacht, Heinrich IV. habe auf Bitte des Kölner Erzbischofs Hirzenach an den Kölner Erzstuhl gegeben, der die villa dann seinerseits weitergegeben habe zur Errichtung einer Zelle. Heinrich V., so die Urkunde weiter, habe der Schenkung seines Vaters zugestimmt und diese bestätigt.
Die Initiative zur Klostergründung gab nach Heyen, der für seine Meinung eine Urkunde Konrads III. heranzieht, wahrscheinlich der Reichministeriale Erlolf. Nach anderer Auffassung (Groten) leistete Erlolf gerade Widerstand gegen die Klostergründung, die auf die Initiative des Kölner Erzbischofs Friedrich I. erfolgt sein soll.
Es handelt sich bei dem Schenkungsgut um Eigengut Erlolfs; ohne seine Zustimmung ist eine Übergabe an Siegburg kaum denkbar. Die Nichterwähnung Erlolfs in den frühen Sieburger Urkundenerklärt Schoebel mit den Auseinandersetzungen um die Hirzenacher Vogteirechte, die sich Erlolf erhoffte.
Um 1110 begannen die Mönche von Siegburg mit der Einrichtung der Zelle Hirzenach. Umfangreiche Schenkungen sorgten in der Anfangsphase für eine rasche wirtschaftliche Konsolidierung. Der Trierer Erzbischof Bruno verzichtete 1114 auf die ihm zustehenden Novalzehnten der bereits getätigten und künftigen Hirzenacher Rodungen.
In das 13. Jahrhundert fällt nicht nur eine wirtschaftliche Krise, sondern auch der Zerfall klösterlicher Disziplin, der zunächst in Siegburg zu beobachten war. Im 13. Jahrhundert finden sich auch Hinweise auf persönliches Eigentum der Mönche.
In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts befand sich die Niederlassung in einer wirtschaftlich schlechten Lage. In den Jahren 1268 und 1278 kam es zur Verpachtung bzw. Veräußerung von Besitz. Nach Kreditaufnahmen hatte Hirzenach 1291 bedeutende Schulden. Die Abtei Siegburg unterstellte deshalb im Jahr 1295 die Zelle dem Kantor des Wormser Kollegiatstiftes St.Martin, Einulf, zur Verwaltung.
Einulf verpflichtete sich, innerhalb von sechs Jahren die 450 Mark Schulden, an anderer Stelle nennt Schoebel für 1291 den Betrag von 325 Mark und 20 Mark Silber, abzutragen und die Versorgung der 12 Konventualen und des Propstes sicherzustellen. Das Mutterkloster Siegburg selbst hatte zu diesem Zeitpunkt Schulden bei den Bopparder Juden. Als deshalb die Abtei zur Verpachtung des Draiser Hofes schritt, erhob Einulf Protest. 1299 wurde mit der Abtei Siegburg ein Ausgleich erzielt. Die Abtei verpflichtete sich zur Lieferung von jährlich 150 Malter Korn an Hirzenach bis zu dem Zeitpunkt, an dem Einulf den Hof eingelöst haben würde. In dieser Phase beschloss man eine Reduzierung der Anzahl der Konventualen. Einulf versprach auch den Wiederaufbau der niedergebrannten Propsteigebäude.
Im 14. Jahrhundert stabilisierte sich die wirtschaftliche Lage.
Ab dem 15. Jahrhundert war die Entwicklung Hirzenachs abhängig von der wirtschaftlichen Entwicklung der Mutterabtei Siegburg. Über die Lage des Klosters für die Zeit bis zum 18. Jahrhundert ist nur wenig bekannt. Im 18. Jahrhundert war die wirtschaftliche Lage wahrscheinlich, gut, doch musste sparsam gewirtschaftet werden.
Im Jahr 1802 wurde das Kloster säkularisiert.

Empfohlene Zitierweise

Rommel, Martina: Boppard-Hirzenach - Kloster Hirzenach. Geschichtlicher Abriss. In: Klöster und Stifte in Rheinland-Pfalz, URL: <http:⁄⁄www.klosterlexikon-rlp.de//mittelrhein-lahn-taunus/boppard-hirzenach-kloster-hirzenach/geschichtlicher-abriss.html> (Letzter Aufruf: 28.03.24)