Besitz- und Wirtschaftsgeschichte Stift St. Severus (Boppard)

Besitzgeschichte

Grundsätzlich ist für die Besitzgeschichte des Stifts St. Severus in Boppard festzustellen: „Einkünfte und Güter sind – ähnlich wie bei den beiden Oberweseler Stiften – nichts anderes als die Dotation einer gut ausgestatteten Pfarrkirche mit einem ausgedehnten Hinterland, das im Laufe der Entwicklung mit einem System von Pfarrkirchen überzogen wurde, die von der Mutterkirche in Boppard abhängig blieben“ (Pauly, S. 95). Eine Besitzliste wäre also nichts anderes „als die Aneinanderreihung von benachbarten Orten eines alten Großpfarrbezirks“ (ebd.). Der größte Teil dieser Güter und Einkünfte ging im 10. Jahrhundert an das Bistum Worms bzw. an das Wormser Stift St. Martin. Was das Bopparder Stiftskapitel später an Einkünften und Besitzungen besaß, stammt aus Schenkungen, die ihm in der darauffolgenden Zeit hauptsächlich von Bopparder Ministerialenfamilien und Bürgern übertragen wurden. So werden in einem um die Wende des 13./ 14. Jahrhunderts geschriebenen Nekrolog Schenkungen aus diesem Kreis allein von über 100 Weinbergen neben zahlreichen kleinen Geldstiftungen erwähnt. Auch in einem weiteren Nekrolog sind Anniversarienstiftungen neben anderen Legaten zur Präsenz die bestimmenden Geldeinkünfte des Kapitels. Der bedeutende Besitz an Weinbergen hat auch noch im 18. Jahrhundert, als es das Stift in seiner mittelalterlichen Verfassung gar nicht mehr gegeben hat, den Kern des Präsenzgutes gebildet. Zusammen mit der Präbende verfügte die Präsenz am Ende des 18. Jahrhunderts über einen Bestand von mehr als 100 000 Stöcken, der gegen einen Teil des Ertrages an Bopparder Winzer in Erbpacht gegeben war.

Empfohlene Zitierweise

Schmid, Reinhard: Boppard - Stift St. Severus. Besitzgeschichte. In: Klöster und Stifte in Rheinland-Pfalz, URL: <http:⁄⁄www.klosterlexikon-rlp.de//mittelrhein-lahn-taunus/boppard-stift-st-severus/besitzgeschichte.html> (Letzter Aufruf: 20.04.24)