Bau- und Kunstgeschichte Karmeliterkloster Beilstein

0.1.Klosteranlage Karmeliterkloster Beilstein

Kloster Beilstein - Aufgang zum Kloster[Bild: Katharina Ücgül/IGL]

Der Reichsfreiherr und Trierer Dompropst Emmerich Freiherr von Metternich hatte 1636 Patres der niederdeutschen Provinz der unbeschuhten Karmeliten aus Köln in das - zu dieser Zeit vorübergehend lutherische - Beilstein gerufen. Die erste Niederlassung befand sich im Ort in der Nähe der damaligen Pfarrkirche St. Christophorus. Hier lebten die Karmeliter von 1638 bis 1692, dem Jahr, in dem das neue Kloster auf dem Kammerberg bezugsfertig wurde. Das bisherige klösterliche Gebäude neben der damaligen Pfarrkirche wurde vertragsmäßig den Grafen von Metternich überlassen, die es zum Teil als Amtshaus benutzten. Der Turm des alten Klosters diente später der herrschenden Familie als Gefängnis.

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0.1.1.Bruder Wynant auf diversen Baustellen

Kloster Beilstein - Grundriss[Bild: Katharina Ücgül/IGL]

Am 23. Mai 1686 erfolgte zunächst die Grundsteinlegung für die dreiflügelige Klosteranlage, die am 30. Dezember 1692 bezogen werden konnte. Wenige Monate zuvor war mit dem Bau der Kirche begonnen worden. Der in Wittlich wohnende „frater laicus“ David Wynant leitete ihn. Ob Bruder David auch bei der Errichtung der Potentinus-Pfarrkirche in Wehr engagiert war und bei der Umgestaltung des Probsteiareals in Buchholz gestaltend mitwirkte, wird unterschiedlich interpretiert.

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0.1.2.Klosterkirche

Kloster Beilstein - Klosterkirche[Bild: Katharina Ücgül/IGL]

Die Klosterkirche zählt zu den wenigen barocken Hallenkirchen in der Moselregion.
Bei dem Gotteshaus (mit Dachreiter) handelt es sich um einen verputzten Bruchsteinbau mit einem geosteten Chor. Der Innenraum der dreischiffigen und fünfjochigen Hallenkirche wird geprägt von zwei Reihen mit jeweils vier Säulen auf hohen achteckigen Sockeln. Das Mittelschiff verfügt über querrechteckige, die beiden Seitenschiffe über quadratische Kreuzgratgewölbe.
Die Empore erhebt sich über fünf rundbogigen Kreuzgewölben. Sie weist einen einschiffigen, dreijochigen Mönchschor auf, der durch den Hochaltar abgetrennt wird.
Am 15. November 1738 konsekrierte Weihbischof Lothar Friedrich von Nalbach die Kirche. Das Datum auf dem Zifferblatt der Kirchenuhr erinnert bis heute daran.
Die dekorative Ausmalung des kirchlichen Innenraums von 1753 bis 1758 - 1923 erneuert, aber farblich nicht so ansprechend - vermittelt seit dem Frühjahr 1994 wieder das ursprüngliche barocke Raum- und Farbempfinden.

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0.1.3.Kapellen außerhalb der Anlage

Wegekapelle am Fuß des Burgbergs, massives Gebäude des 17. Jahrhunderts

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0.1.4.Friedhöfe

Der Friedhof liegt nördlich unmittelbar bei der Klosterkirche. Hervorzuheben ist ein barockes Wegekreuz von 1686 aus dem Moselraum, ein schmiedeeisernes Kreuz von 1723 sowie zwei Grabkreuze von 1665 und 1819.

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0.2.Materielle Kulturgeschichte

Kloster Beilstein - Innenraum[Bild: Katharina Ücgül/IGL]
Kloster Beilstein - Deckengewölbe[Bild: Katharina Ücgül/IGL]

Die prächtige Ausstattung der Klosterkirche stammt noch aus der Erbauungszeit. Dominierender Mittelpunkt ist der Hauptaltar mit einer Höhe von 14 Metern,  in schweren barocken Formen aus Nussbaum ausgeführt. Er trennt zugleich den Mönchschor vom Kirchenschiff ab. In der Rundbogennische steht die Figur des hl. Joseph mit dem Jesuskind.  

Eingerahmt wird er von  jeweils zwei Säulenpaaren, von denen das äußere aus mächtigen, gedrehten Säulen besteht. Die geschweiften Halbgiebel im oberen Teil des Hochaltars zwischen flankierenden, gleichfalls gedrehten Säulen, umrahmen ein Bild, dessen Ovalfeld die hl. Familie zeigt. Gekrönt wird die imposante Installation durch einen mit Schnitzereien geschmückten Bogengiebel. Die beiden Seitenaltäre, mit zweistöckigem Aufbau wie der Hauptaltar, zeigen rechts die hl. Anna mit Maria und links die Skapulierannahme des hl. Simon Stock. Alle Altarbilder soll der Karmelitenbruder Pater Andreas geschaffen haben. Hervorzuheben ist die siebenseitige Kanzel mit einer Bekrönung aus Voluten mit Akanthuslaub. Fünf geschnitzte Beichtstühle tragen feingliedriges Akanthuslaub in aufgelegter Flachschnitzerei und ovalen Feldern in der Giebelkrönung.

Hinzuweisen ist auf 24 Kirchenbänke mit Wangen aus Eichenholz, jeweils mit abwechselnden Initialbekrönungen MRA – IHS – IPH.

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0.2.1.Paramente

Besonders hervorzuheben ist unter den Paramenten eine Kasel vom Ende des 15. Jahrhunderts mit Kölner Borte, Kruzifix, darüber Gottvater, unten Johannes mit zwei weinenden Frauen sowie weitere Kaseln, gestiftet von der gräflichen Familie derer von Metternich.

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0.2.2.Skulpturen

Im Kirchenraum weiterhin erwähnenswert ist die barocke Skulptur „Christus am Ölberg“; als Pendant dazu befindet sich an der linken Säule ein eher bäuerliches Vesperbild, wohl eine barocke Kopie eines Bildeswerks des Weichen Stils (vgl. Oberlahnstein).

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0.2.3.Orgel

Kloster Beilstein - Orgel[Bild: Katharina Ücgül/IGL]

Den Westteil der Klosterkirche bestimmt die Orgelempore mit durchbrochener Bandwerkschnitzerei und dem fünfteiligen Orgelprospekt mit geschnitzten, durchbrochenen Flügeln. Das Mittelfeld der Empore schmückt das Kapuzinerwappen und die Jahreszahl 1738. Die ursprünglich zwanzig Register der barocken Orgel von Balthasar König (- 18.6.1684, †16.12.1756), 1738 errichtet, wurden 1866 im Zuge der Romantik auf 16 verringert.

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0.2.4.Kirchenfenster

Von den ehemals farbigen Glasfenstern hat sich im linken Fenster über der Gnadenkapelle eine „Anbetung der Hirten“ erhalten. Sie trägt die Aufschrift NATIVITAS DIE NOSTRI IESV CHRISTI. Es handelt sich bei der Fenstermalerei (2. Hälfte des 17. Jahrhunderts) wohl um eine niederländisch beeinflusste Arbeit eventuell aus dem Kölner Raum.

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0.2.5.Gemälde, Wandmalereien, sonstige Austattung

In der Pfarrei befanden sich mehrere Gemälde. Darunter soll u.a. auch folgendes Bild gewesen sein: Maria vor einem von Engeln gehaltenen Teppich zwischen dem hl. Cyrill von Jerusalem und Angelus Martyr, beide Heiligen in Karmeliterkleidung, wohl 16. Jahrhundert. Über Herkunft und Verbleib des Gemäldes fanden sich bislang keine Angaben.

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Empfohlene Zitierweise

Brauksiepe, Bernd: Beilstein - Karmeliterkloster. Bau- und Kunstgeschichte. In: Klöster und Stifte in Rheinland-Pfalz, URL: <http:⁄⁄www.klosterlexikon-rlp.de//mosel-saar/beilstein-karmeliterkloster/bau-und-kunstgeschichte.html> (Letzter Aufruf: 23.04.24)