Geschichte des Klosters Wolf (Traben-Trarbach)

0.1.Stifts- und Klostergeschichte

[Bild: Krüger]

Vermutlich im letzten Jahrzehnt des 3. bzw. Anfang des 4. Jahrhunderts wurde die Kuppe des „Göckelsberg“ von den Römern besiedelt. Als Teil einer Kette von Höhenbefestigungen dienten die römischen Siedlungen dem Schutz der Trierer Kaiserresidenzen. Die entsprechenden Funde, die Gilles bewertete, reichten bis ins 2. Viertel des 5. Jahrhunderts. Dieses Zeitfenster ist zugleich Ende der Befestigungsanlage.
Der Zeitraum der Gründung der ersten Kapelle auf dem Göckelberg liegt im Dunkel. Nach den Chronisten des Klosters soll der Hochaltar der Wolfer Kirche 804 von Papst Leo III. auf seiner Reise zur Weihe des Aachener Münsters geweiht worden sein. Belege dafür fehlen allerdings. So vermutet Vogts, es handele sich bei dieser Zuschreibung um eine Verwechslung mit Papst Leo IX. Als ehemaliger Bischof von Toul hätte er in enger Beziehung mit Trier gestanden und weilte von 1049 bis 1051 als Papst auch in Trier.
Urkundlich erwähnt wurde die Wolfer Kirche erstmals 1255, als Rudolf und Rainer von der Brücke (de ponte) und Friedrich von Kues (Crove) dem Kloster Machern das Patronatsrecht an Wolf übereigneten. Es war, so eine Urkunde vom Anfang des 14. Jahrhunderts, an den Marienaltar der Kirche geknüpft. 1380 stiftete Heinrich von Soetern vier Altäre und Altaristenstellen, 1389 Peter von Staudernheim und Gattin Ida den Dreifaltigkeits-Antonius-Altar und den Besitz des Zehnten sowie 1419 Katharina von Esch den Kreuzaltar. Die Patronatsrechte an beiden Altären übertrugen sie den Grafen von Sponheim, die drei Nebenaltäre (Apostel-, Dreikönigen- und Johannesaltar) vermachten. Mit der Zahl der Altäre wuchs die Zahl der Priester, die sie betreuten. Sie wiederum wurden für die kirchlichen Dienste mit Einkünften belohnt, mit denen die Altäre dotiert waren.

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0.2.Weltpriesterkollegium

Die Altaristen lasen wöchentlich Seelenmessen, sangen Psalmen und halfen bei den sonntäglichen Messen. Mit den Jahren bildete sich auf dem Göckelsberg eine stiftsähnliche Weltpriestergemeinschaft heraus. Unter der Leitung eines  Pfarrers betreuten fünf bis sieben Altaristen nicht nur die Gemeinde, sondern kümmerten sich auch um die Wallfahrer, die zur Maria auf dem Berg zogen. 1437 ließ Graf Johann V. von Sponheim "Häusgen" für die Priester bei der Marienkirche errichten. Dadurch wurde auch eine gemeinsame Lebensführung ermöglicht. Zu einer formalen Konstituierung als Stift kam es jedoch nicht.
Die Nachfolger der Sponheimer als Landesherren, der Herzog Friedrich I. von Pfalz-Simmern und Markgraf Christoph von Baden, erwarben 1460 neben dem Patronats- auch das Zehntrecht von Kloster Machern zurück. Angesichts steter Streitigkeiten unter den Altaristen und wegen der Vernachlässigung ihrer gottesdienstlichen Verpflichtungen strebten die Gemeinherren an, die Wolfer Kirchenorganisation zu ändern. Am 23. April 1478 beriefen sie die "Brüder vom Gemeinsamen Leben" aus Butzbach zur Gründung eines Klosters auf den Göckelsberg.

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0.3.Fraterherren = Brüder vom Gemeinsamen Leben

Nach den Chronisten der Wolfer Annalen, Bruder Petrus Mülling und Bruder Adam de Rees, wurde mit Genehmigung des Papstes Sixtus IV.  die Parochialkirche ( „Parochialis Ecclesia Beatae Mariae“ ) zu einer Kollegiatkirche erhoben. Vorbild waren die Stiftskirchen von Marienthal/Rheingau, Königstein/Taunus und Butzbarch/Hessen. In diesen Gemeinden wirkten die Brüder vom Gemeinsamen Leben (fratres communis vitae), die auch Frater- bzw. Kogelherrn (nach der cuculla, ihrer Kapuze) oder Schulbrüder genannt wurden. 1484 billigte das oberdeutsche Generalkapitel der Bruderschaft in Königstein die Erhebung der Wolfer Gründung. Sie wurde dem Markusstift in Butzbach inkorporiert. Die Patres wurden als concanonici et confrates anerkannt.

Die Brüder vom Gemeinsamen Leben waren als Gemeinschaft aus der von Geert von Groote (1340-1384) erweckten devotio moderna entstanden. Im Unterschied zu den Augustiner-Chorherren der Windesheimer Kongregation (z. B. Klausen), die auch die devotio moderna übernommen hatte, legten die Fraterherren kein Ordensgelübde ab.

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0.4.Harte Anfangsjahre

Der Beginn auf dem Berg war für die Brüder vom Gemeinsamen Lebens voller Probleme. Die Landesherren hatten die neue Gründung zwar von Abgaben und Steuern befreit und die Stiftskirche mit allen Rechten, Gütern und Einkünften ausgestattet. Angesichts der gutdotierten Pfründe, die an die Altaristen zu zahlen waren, waren die ersten Jahre finanziell äusserst schwierig. Die Bruderschaft hatte dafür jährlich 387 Gulden  aufzubringen. Fast ein Jahrzehnt dauerte es, bis diese Hypothek durch Tod oder Abgeltung mittels Pensionen abgelöst war. Bis dahin lebten Vorsteher, die anderen Priester, die nicht geweihten Kleriker, Novizen, Laienbrüder und Präbender nahezu mittellos in den „alten Häußgen“, die der  Graf von Sponheim noch kurz vor seinem Tod(+ 1437) bei der Marienkirche hatte errichten lassen. Viele der ersten Bewohner blieben nur kurz auf dem Wolfer Berg. Auch Fraterherren aus Köln kehrten bereits 1481 in ihr Stammhaus in der Domstadt zurück. Erst als größere Stiftungen wie die Staudernheimer Güter übertragen wurden, konsolidierte sich ab 1483 die Lage Bruderschaft.

Es gab aber auch Spannungen mit der Gemeinde vor Ort: Wolfer Bürger forderten mehr Weiderechte für ihr Vieh. Weiterhin machten sie sich 1482 für Beichtmöglichkeiten im Dorf stark. Viele, insbesondere Schwangere, Kranke und Alte, klagten über den zuweilen steilen Weg zum Gotteshaus auf den Berg. Die Gläubigen wünschten sich deshalb im Ort unten an der Mosel inständig einen Priester, der dort Seelsorge betrieb.

1488 erfolgte die Grundsteinlegung für eine Kapelle im Ort. Durch eine geschickte Verhandlungsführung war es gelungen, die Wunschkirche zu einem gemeinsamen Projekt von Bevölkerung und Brüdern zu machen. Die Gemeinde erstellte Außenmauern und Dach und erhielt damit Räumlichkeiten für die entbehrten geistlichen Unterweisungen. Die Patres kamen für die Errichtung des Kellers unter dem Neubau auf.

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0.5.Nachnutzung und späteres Schicksal

Liebfrauenkirche Wolf - Moselkarte[Bild: Krüger]

Mit der Übernahme der Herrschaft über die Hintere Grafschaft Sponsheim hob 1560 Herzog Wolfgang von Pfalz-Zweibrücken das Kloster auf. Die Visitatoren der Wolfer Einrichtung trafen am 3. Dezember d. J. nur noch zwei Stiftskanoniker an. Einer davon, Pater Adam von Lauffensail, präsentierte sich als evangelischer Pfarrer von Wolf. Sein Mitbruder war Johann von Trarbach. 

Mit der Einführung der Reformation wurde das Vermögen der aufgelösten Gemeinschaft 1569 in eine in Wolf gegründete und errichtete Schaffn(er)ei eingebracht. Das Einkommen wurde auf 1378 fl, 7 ½ Albus geschätzt „vermög Schaffners Römers Rechnung“. 1578 wurden die Einkünfte zur Unterstützung der Kirchen und Schulen der Hinteren Grafschaft Sponheim bestimmt. Teilweise wurden diese Mittel auch für die neue Lateinschule in Trarbach eingesetzt.

Die ehemalige Pfarrkirche  und die Klosteranlage auf dem Göckelsberg hatten noch bis Ende des 18. Jahrhunderts Bestand. Danach wurden ihre Mauern beim Neubau der Schaffnerei in Wolf abgetragen. Materialien von den ehemals klösterlichen Bauten kamen in den Folgejahren auch bei privaten Häusern zum Einsatz.

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Empfohlene Zitierweise

Brauksiepe, Bernd: Traben-Trarbach - Kloster Wolf. Geschichtlicher Abriss. In: Klöster und Stifte in Rheinland-Pfalz, URL: <http:⁄⁄www.klosterlexikon-rlp.de//mosel-saar/traben-trarbach-kloster-wolf/geschichtlicher-abriss.html> (Letzter Aufruf: 19.03.24)