Kirchen des Ordens in Mainz

Im Oktober 1562 wurde den Jesuiten für die Abhaltung ihres Gottesdienstes zunächst  die Christophskirche zur Verfügung gestellt, ebenso Geld zu ihrer Ausstattung.
Als die Gemeinschaft 1577 das ehemalige Franziskanerkloster bezog, nutzte sie sie dortige Kirche weiter. Ein päpstliches Breve bestätigte am 17.5.1578 nochmals ausdrücklich die Übertragung der Kirche an die Jesuiten. Die Jesuiten ließen zwei Altäre abbrechen und die in der Kirche befindlichen Geschlechterwappen entfernen. Im Jahr 1582 erfolgte die Ausmalung der Kirche, für die  nach F.Arens Erzbischof Wolfgang von Dalberg gesorgt haben soll. Am 16.4.1590 wurde durch Weihbischof Stephan Weber (1590/1622) ein Elisabeth-Altar geweiht.
B.Schütz verweist auf einen aus dem Jahr 1617 datierenden Plan / Entwurf für die Kölner Jesuitenkirche, der mit der Bezeichnung „idea Moguntina“  beschriftet ist,  woraus er schließt, dass es „ein unausgeführtes Projekt für die Mainzer Jesuitenkirche gewesen sei“[Anm. 1].  Einer gründlichen Renovierung wurde die Kirche, die 1608 ein neues Dach erhalten hatte, im Jahr 1626 unterzogen. Im Jahr 1708 wurden Renovierungsarbeiten vorgenommen und der Lettner sowie ein älterer Ignatiusaltar abgebrochen.

Am 11.7.1715 wurde der Grundstein für die Kapelle des Jesuitennoviziats gelegt. Am 17.2.1718 wurde das Kreuz auf dem Türmchen aufgerichtet. Am 21.6.1719  erfolgte durch Weihbischof Johann Edmund Gedult v.Jungenfeld die Weihe der Kapelle des Noviziates zu Ehren Mariens, aller Heiligen und besonders des hl. Josef und des Jesuitenheiligen Franz Xaver. Der Hochaltar war St.Josef geweiht. Kurze Zeit später wurde die Kapelle um ein Bibliotheksgeschoss aufgestockt (1723/24). Am 8.7.1725 wurden die Seitenaltäre konsekriert (Evangelienseite: zu Ehren des gekreuzigten Heilandes, Petrus, Ignatius von Loyola und Katharina; Epistelseite zu Ehren Marias, Franz Xaver, Johannes Nepomuk und Barbara. Bereits 1727 wurde die Sakristei umgestaltet.
Die Josefskapelle ist bis heute erhalten (Kapelle des Städt. Altersheims), wenngleich die ursprüngliche Inneneinrichtung nicht mehr vorhanden ist[Anm. 2]. Die beiden Seitenaltäre wurden 1817 für die Pfarrkirche Laubenheim erworben.  Dargestellt sind auf dem einem in einem Ölbild der Tod des Ordensheiligen Franz Xaver, die Figuren stellen Johannes Nepomuk und Barbara dar und auf dem zweiten auf dem Bild die Berufung Ignatius von Loyolas. Die Figuren stellen Petrus und Katharina dar. Ebenso nennt D.Krienke für Laubenheim einen aus der Jesuitenkirche stammenden Hochaltar, dessen Figuren die heiligen Aloysius Gonzga und Stanislaus Kostka zeigen. Er ordnet diesen Altar wie Arens[Anm. 3] in die Zeit um 1780 ein.

Ab 1741 begannen nach B.Schütz Organisation und Materialbeschaffung für einen Neubau der Jesuitenkirche. Die ehemalige Franziskanerkirche wurde ab 27.2.1742 abgebrochen und am 25.6.1742 durch Erzbischof Karl Philipp von Eltz (1732/1743) der Grundstein für eine neue Kirche gelegt. Vier Pläne von Baltasar Neumann, der archivalisch erstmals am 18.12.1745 nachgewiesen ist, bezeichnet B.Schütz als „Spitzenleistung barocker Architekturzeichnung“[Anm. 4]. Nicht erhalten ist allerdings der Plan zur definitiven Ausführung des Gebäudes. Bau- und Planungsabfolge bezeichnet B.Schütz als „offenes Problem“[Anm. 5]. Baudirektor war Valentin Thomann, Maurermeister Ignaz Bohrer. Die Steinmetzarbeiten wurden durch Johann Georg Schranz und Joseph Dejeng ausgeführt, die nach Ausweis der Rechnungen bis zu 80 Gesellen beschäftigten. Es kam 1745 zu einem Streit zwischen den Maurern und den Steinmetzen, weil letztere angeblich von Plänen und Kontrakten abgewichen waren, worauf der Orden die Zahlungen einstellte.

Die aus rotem Sandstein erbaute Kirche zählte zu den bedeutendsten Bauten, die im 18.Jh. in Mainz geschaffen wurden. Die innere Gestaltung der Kirche, unter anderem durch reiche Stuckverzierungen, zeigte sich aufwändig. Die in einem Gratulationsgedicht beschriebenen Fresken an Wänden und Gewölben, die auf eine Stiftung des Dompropstes Hugo Franz Karl zu Eltz zurückgingen, wurden durch den Hofmaler Joseph Appiani geschaffen..
Am 13.11.1746 erfolgte die Weihe der Kirche durch Erzbischof Johann Friedrich Karl von Ostein (1743/1764). Die Altaraufbauten lagen zu diesem Zeitpunkt nach B.Schütz erst in Rohform vor. Noch 1767 waren Zahlungen offen. Der Offizier Leopold von Westen (1750-1804) beschreibt die nunmehr als Universitätskirche dienende Kirche 1786 als sehr prachtvoll, fast schon überladen.  Die Universität unterhielt jedoch den Bau nicht. Es wurde 1792 sogar erwogen, sie zur Universitätsbibliothek umzubauen. Bevor der Plan allerdings hätte realisiert werden können, kam es als Folge der Beschießung der Stadt am 28./29.6.1793 zu einem sich rasch ausbreitenden Brand, der schwere Schäden an der Jesuitenkirche anrichtete (Zerstörung von Kuppel und Dachstuhl). Paramente und Kirchensilber wurden sichergestellt. F.Döbler erwähnt eine vom 13.12.1794 datierende Verfügung des Mainzer Kurfürsten, Silber und entbehrliche Geldvorräte „gegen einstweilige Kammerscheine und demnächstige formliche Obligations-Ausstellung“[Anm. 6] an die Kurfürstliche Hofkammer abzuliefern. Der Anteil der Universitätskirche belief sich auf 1472 fl. 7 ¾ xr. Nicht abgegeben wurden zwei Leuchter, ein „Herz-Jesu“, vier silberbeschlagene Pyramiden, ein Ziborium und vier kupferne mit Silber beschlagene Urnen. Die Gegenstände wurden nach Aschaffenburg verbracht.
Auch Überlegungen zur anderweitigen Nutzung des Gebäudes, etwa als Theater oder Magazin wurden nicht realisiert. Auf Abbruch verkauft, wurde die Kirche bis 1811 niedergelegt. Die Steine fanden angeblich Verwendung für den Festungsbau in Kastel.

Anmerkungen:

  1. Schütz, Jesuitenkirche, S. 49 Zurück
  2. Vgl. Arens Kirchen A-K, S. 346-351 Zurück
  3. Arens Kirchen, S. 350 Zurück
  4. Schütz, S. 50 Zurück
  5. Schütz, S. 53 Zurück
  6. Döbler, S.27 Zurück

Empfohlene Zitierweise

Rommel, Martina: Mainz - Jesuiten. Kirchen des Ordens in Mainz. In: Klöster und Stifte in Rheinland-Pfalz, URL: <http:⁄⁄www.klosterlexikon-rlp.de//rheinhessen/mainz-jesuiten/kirchen-des-ordens-in-mainz.html> (Letzter Aufruf: 19.04.24)