Klöster im Westerwald

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Besitz- und Wirtschaftsgeschichte

0.1.Grundbesitz

Nahezu 800 Jahre war die Landwirtschaft die Grundlage der Marienstatter Wirtschaft. Die ersten Besitzungen stifteten die Gründer der Abtei, der Burggraf Eberhard von Aremberg und seine Frau Adelheid von Molsberg. Sie umfassten deren Allode in der Pfarrei Kirburg und in Hirschberg, ein Weinberg in Bad Breisig und Güter in Metternich. Um eine Verlegung des Kloster möglich zu machen übertrug 1222 Graf Heinrich III. von Sayn der Abtei seine Besitzungen an der Nister und stattete sie zusätzlich mit Besitzungen und Einnahmen in Metternich aus. Marienstatt erhielt demnach gleichsam eine zweifache Gründungsausstattung. Durch Schenkungen und Stiftungen aber auch durch Kauf und Tausch erweiterte sich der Besitz rasch.

Der Marienstatter Besitz konzentrierte sich natürlich um die Abtei selbst herum. Wichtige Besitzzentren waren aber auch die mittlere Lahngegend nördlich von Limburg sowie Koblenz und seine Umgebung. Besitz an Weinbergen erstreckten sich das Mittelrheintal hinab bis in die Nähe von Bonn. Die Mosel hinauf reichte der Besitz bis Ediger-Eller, war jedoch bei weitem nicht mehr so konzentriert.

Im 16. Jahrhundert geriet die Abtei in eine wirtschaftliche Krise. Dies und die sich weiter entwickelnde Geldwirtschaft führten dazu, dass Besitzungen zunehmend verpachtet wurden. Bei Ihrer Auflösung hatte Marienstatt einen geschätzten Grundbesitz von etwa 460 Hektar links des Rheins und 1.640 Hektar rechts des Rheins, zusammen also etwa 2.100 Hektar. Darunter waren Äcker, Felder, Weinberge und Wiesen aber auch Wald- und Buschland. Neben dem Ackerbau betrieb man auch Viehzucht.

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0.2.Grangien

Grundsätzlich war auch Marienstatt bemüht, den Geist der Benediktregel und die zisterziensischen Statuten zu befolgen, was bedeutete, dass man seinen Lebensunterhalt selbst erwirtschaftete. Die Statuten sahen daher vor, die Grundherrschaft in Grangien zu organisieren, die optimalerweise in nächster Umgebung zum Kloster anzusiedeln waren. Als Grangien bezeichnet man eingefriedete Hofkomplexe mit den diesen zugeordneten und von dort aus bewirtschafteten Ländereien. Diese Grangien sollten von den Mönchen selbst oder Konversen betrieben werden.

Für Marienstatt werden explizit die Höfe in Metternich (Koblenz), Hönningen (Bad Hönningen) und Gehlert als Grangien bezeichnet. Die Funktion von Grangien weisen der Altenklosterhof, der Eichartshof (direkt neben der Abtei), der Hof Idelberg (heute Kellershof) sowie die Höfe in Arienheller und Dorchheim. Zentrale und für die Abtei wirtschaftlich wichtige Höfe waren darüber hinaus Leutesdorf, Niederhammerstein, Langscheid (bei Niederbreitbach) und Breisig (Bad Breisig). Diese Höfe wurden zunächst von Mönchen oder Konversen verwaltet, man stellte später aber auch bezahlte Verwalter ein.

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0.3.Stadthöfe

In der Organisation ähnlich wie die Grangien hatten die Stadthöfe der Abtei jedoch eine andere Funktion, die aber nicht weniger wichtig für die Wirtschaft der Abtei war. Denn die Stadthöfe ermöglichten ihr den Zugang zu Stapelplätzen und Märkten. Vor allem die am Rhein gelegenen Städte eröffneten mit ihren Häfen die Möglichkeit, die Marienstatter Produkte – vor allem den Wein – überregional zu verkaufen und kostengünstig und schnell zu transportieren. Von den Stadthöfen aus wurden aber auch die umliegenden Ländereien verwaltet, sie dienten als Herberge für reisende Ordensbrüder oder als Zufluchtsort in kriegerischen Zeiten.

Marienstatt hatte Stadthöfe in Wetzlar (1235), Andernach (1251), Sinzig (1253), Köln (1259), Koblenz (1272), Hachenburg (1311), Limburg (1327), Westerburg (1343) und Montabaur (1452). Der wichtigste und, wie es scheint, größte Marienstatter Stadthof war der in Koblenz. Der Kölner Hof war der am weitesten entfernte, sollte aber in seiner Bedeutung nicht unterschätzt werden, denn immerhin war Köln das größte Handelszentrum im Nordwesten des Reichs. Der Hof ermöglichte aber nicht nur einen Zugang zum Kölner Markt, sondern diente wohl auch dazu, die Verbindung zum Kölner Erzbischof, dem „zuständigen“ Diözesanbischof zu verbessern bzw. nicht abreißen zu lassen. Interessanterweise hatte man keinen Stadthof in Trier. Wirtschaftlich war Trier wohl zu uninteressant.

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0.4.Sonstige wirtschaftliche Aktivitäten

Zwar bildete die Landwirtschaft über Jahrhunderte die Grundlage der Marienstatter Wirtschaft, es gab aber auch noch andere wirtschaftliche Aktivitäten, mit denen die Abtei ihren Unterhalt sicherte. An erster Stelle sind hier die Mühlen zu nennen. Die Mühlen in Oberbreisig, Hardt, Heuzert, Luckenbach, Hohensayn, Rübenach, Arienheller, in der Nähe von Müschenbach, auf dem Belberger Hof, Mödrath auf dem Altenklosterhof und natürlich bei der Abtei selbst bescherten der Abtei reiche Einnahmen. Es handelte sich sowohl um Öl- als auch Getreidemühlen. Die Mühle in Heuzert war darüber hinaus mit dem Mühlenbann ausgestattet, der die Bewohner der umliegenden Dörfer zwang, ihr Getreide gegen entsprechendes Entgelt in dieser Mühle mahlen zu lassen.

Das Kloster hatte aber auch Einnahmen aus Zöllen. So übertrug 1329 Ludwig Walpodo, Herr in Reichenstein, einen Teil seines Zolls in Anhausen der Abtei. Gerhard II. von Sayn tat 1478 das gleiche mit dem Zoll auf den Jahrmärkten im Kloster und auf der Nister-Brücke.

Der Handel mit Wein und Holzkohle war eine weitere Einnahmequelle ebenso wie Zinsen aus verschiedenen Geldgeschäften.

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0.5.Die Kloster GmbH: Schule, Gaststätte und Energieversorgung

Auch das 1888 wiederbesiedelte Kloster stützte sich wirtschaftlich zunächst auf die Landwirtschaft. Versuche mit selbstgebrautem Bier wurden bald wieder eingestellt. Für die Versorgung des Konvents während der beiden Weltkriege sollte sich vor allem der Obst- und Gemüsegarten als nützlich herausstellen. Als nach dem Zweiten Weltkrieg die Landwirtschaft immer unrentabler wurde, musste man umdenken. Gleichzeitig entwickelte sich die Schule, die sich nach und nach zu einem vollgültigen Gymnasium wandelte, nicht nur zu einem Kostenfaktor, sondern auch zu einer Einnahmequelle, denn Schulgeld (bis 1962), Pensionsgelder für Internatsschüler (bis 1978) und staatliche Zuschüsse flossen in den Haushalt ein. Die Gründung der Vermögensverwaltungsgesellschaft Abtei Marienstatt mbH (VVG), die heute als Holding für die verschiedenen Wirtschaftsbetriebe der Abtei fungiert, im Jahre 1939 stellt den Wendepunkt hin zu einer modernen Wirtschaftsführung dar. Zu den Tochtergesellschaften gehören mittlerweile die M-V-B Marienstatter Energieversorgungsbetrieb GmbH (gegr. 1980), die Betriebsgesellschaft Abtei Marienstatt mbH (gegr. 2000) und die Marienstatter Brauhaus GmbH (gegr. 2004). Außerdem betreibt die VVG den Gästebereich des Klosters, die eigene Turbine sowie die Buch- und Kunsthandlung. Die Landwirtschaft wurde hingegen 1971 vollständig aufgegeben.

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Empfohlene Zitierweise

Hillen, Christian: Streithausen - Abtei Marienstatt. Besitz- und Wirtschaftsgeschichte. In: Klöster und Stifte in Rheinland-Pfalz, URL: <http:⁄⁄www.klosterlexikon-rlp.de//westerwald/streithausen-abtei-marienstatt/besitz-und-wirtschaftsgeschichte.html> (Letzter Aufruf: 17.04.24)