Klöster Mosel-Saar

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Geschichtlicher Abriss

0.1.Anfänge

Auf dem großen Gräberfeld, welches sich im Süden der römischen Stadt Trier direkt von der Stadtmauer bis zur Mosel erstreckte, befand sich auch die Grabstätte der ersten Trierer Bischöfe Eucharius und Valerius aus der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts. Der Überlieferung zufolge waren sie in der Gruft eines reichen römischen Ehepaars beigesetzt worden („Albanagruft“), dessen Sarkophag sich bis heute in der Abteikirche erhalten hat. Diese Grabstätte befand sich unter der heutigen Quirinuskapelle nördlich der Abteikirche. Bischof Cyrillus hat dann um 450 eine neue Kirche errichtet, die sich an der Stelle der heutigen Basilika befand und die Gebeine seiner beiden Vorgänger hierher transferiert. Diese zwischen 446/47 und 475/76 fertiggestellte Kirche hat, wie ihre Bauinschrift zeigt, bereits das Euchariuspatrozinium getragen. An ihr, vielleicht aber auch schon über dem alten Bischofsgrab, hat eine Klerikergemeinschaft bestanden, für die Bischof Cyrill ein „monasterium“ einrichtete. Fragmente von Altarraumschranken dieser alten Kirche, in welcher auch der Trierer Erzbischof Hetti  (814-847) beigesetzt wurde, haben sich erhalten und können in der Krypta besichtigt werden. Über Größe und Formung der Klerikergemeinschaft ist nichts bekannt.

0.2.Benediktinerabtei

Als Trier in der Karwoche des Jahres 882 von den Normannen verwüstet wurde, blieb auch St. Eucharius nicht verschont, noch zu Beginn des 10. Jahrhunderts erscheint die Kirche in einem sehr verarmten Zustand. Erst in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts ändert sich dies dank der tatkräftigen Förderung, die die Trierer Erzbischöfe dieser Zeit ihren Klöstern und Stiften zukommen lassen. Auch St. Eucharius konnte sich dieser Unterstützung erfreuen, der Trierer Erzbischof Egbert (977–993)  veranlasste den Neubau der Kirche und die Wiederherstellung des Klosters, nunmehr freilich als Benediktinerabtei. Wahrscheinlich schon von Erzbischof Theoderich (965-977) und vor 977 wurde der Mönch Sigehard  aus St. Maximin als erster Abt eingesetzt, nach dessen frühen Tod Abt Gother (977 – wohl nach 980) folgte, der aus dem St. Peterskloster in Gent stammte. Auch in der Folgezeit stand St. Eucharius unter starkem Einfluss des großen lothringischen Reformklosters St. Maximin, von dem es auch mehrere Äbte erhielt.

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0.3.St. Matthias

Nach einem kurzen monastischen Niedergang am Ende des 11. Jahrhunderts schloss sich St. Eucharius um 1110 und unter Einfluss von Erzbischof Bruno von Trier der hirsauischen Reformbewegung an, was einen neuen Aufschwung zur Folge hatte. In diesem Zusammenhang steht auch der Neubau der großen, heute noch stehenden Kirche, der 1127 von Abt Eberhard begonnen wurde  und 1148 durch Papst Eugen III. bei seinem Trierer Aufenthalt geweiht wurde. Im Zusammenhang mit diesem Neubau wurden auch die Reliquien des Apostels Matthias wiederentdeckt. Angeblich hatte man sie nämlich schon einmal in der Zeit um 1050 gefunden, doch „besteht die begründete Vermutung, dass die `Erstauffindung´ eine Legende ist, die zur Stützung der Echtheit der Reliquien erfunden wurde“ (P. Becker in Germania Benedictina 9, S. 905 Anm. 18). Dieser Fund hatte einen sofort einsetzenden Pilgerstrom aus ganz Deutschland zur Folge; die hierdurch begründete Matthias-Wallfahrt besteht seit dem 12. Jahrhundert ohne Unterbrechung und führt auch heute noch vor allem vor Pfingsten Tausende nach Trier. Die Auffindung der Reliquien allerdings „und die folgenden Wunder sind mehrfach von Mönchen des Klosters überliefert … aber in historischer Hinsicht nicht überzeugend“ (P. Becker in Germania Benedictina 9, S. 905). Als Folge nahm die Abtei nun vorrangig den Namen „St. Matthias“ an.

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0.4.Spätmittelalter

Das 12. Jahrhundert bedeutete sicherlich einen Höhepunkt in der Geschichte des Klosters, dessen Konvent in dieser Zeit 40 – 50 Mönche angehörten. Auch in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts ist in St. Eucharius - St. Matthias von einer Krise, wie sie zahlreiche andere Benediktinerklöster in dieser Zeit durchlitten, nichts zu spüren. Unter Abt Jakob von Lothringen (1212-1257) nahm die Abtei unter Papst Honorius III. eine zentrale Rolle in der vom 4. Laterankonzil ausgehenden Benediktinerreform ein, einige ihrer Mönche wurden als Äbte in andere Klöster entsandt. Unter Jakobs Nachfolger, Abt Theoderich von Warsberg (1257 – 1287), wurde die Abtei allerdings in eine zwiespältige Trierer Erzbischofswahl  hineingezogen, was vielfältige Übergriffe auf das Kloster selbst und seinen Abt zur Folge hatte.

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0.5.Stellung in der benediktischen Reformbewegung

Auch in der großen benediktinischen Reformbewegung, die von dem im Zusammenhang des Konstanzer Konzils im Kloster Petershausen tagenden Provinzialkapitels der Benediktiner ausging und die letztlich in die Bursfelder Union mündete, spielte St. Eucharius eine bedeutende Rolle. Der Trierer Erzbischof Otto von Ziegenhain (1418-30) setzte am 6. Juli

1421 mit Dispens von Rom den Kartäuserprior Johannes von Rode aus der Trierer Kartause St. Alban als Abt in St. Matthias ein, der sich von nun an tatkräftig für die Reform der Benediktinerklöster einsetzte. Im Juli 1434 wurde er Generalvisitator der Benediktinerklöster in den Kirchenprovinzen Trier und Köln sowie in einigen Bistümern der Mainzer Provinz.

Die Reformation scheint keine Auswirkungen auf das monastische Leben in St. Matthias gehabt zu haben, doch brachten die Kriege der folgenden Jahrhunderte  mit Plünderungen, Beschädigungen und Kontributionen auch der Trierer Abtei enorme Belastungen. Dennoch stieg die Zahl der Konventsangehörigen bis 1770 auf eine Zahl von 47 Professen.

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0.6.Säkularisation

St. Matthias - Aquarell um 1783

Das Ende des 18. und das beginnende 19. Jahrhundert brachten dann allerdings auch in St. Matthias das vorläufige Ende des monastischen Lebens. Am 9. August 1794 rückten französische Truppen in Trier ein, das Kloster wurde geplündert und verwüstet, die Kirche als Lazarett genutzt. Im August 1795 konnten allerdings alle Mönche nochmals zurückkehren und bis 1802 weiterhin das Offizium in ihrer Kirche feiern. Freilich hatte in der Zwischenzeit schon eine Enteignung von Klosterbesitz begonnen und im Sommer 1802 wurde dann auch St. Matthias als letzte Abtei der Stadt Trier aufgelöst. Die Namen der 1802 noch lebenden Professen wurden von Prior Hubert Becker 1804 auf eine kleinen Urkunde niedergeschrieben, die er, in einem hölzernen Reliquiar in Buchform verborgen, der Matthiasstatue auf dem Hochaltar in die Hand gab. Erst 1922 wurde sie wiedergefunden. Die alte Abteikirche wurde nun zur Pfarrkirche umgewidmet, der letzte Prior Hubert Becker wurde der erste Pfarrer.

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0.7.Wiederbegründung

Nach mehreren vergeblichen Versuchen am Ende des 19. Jahrhunderts gelang es 1922 mit Hilfe des Trierer Bischofs Michael Felix Korum, in St. Matthias wieder benediktinisches Leben einzuführen.  Mönche aus den Abteien Seckau in der Steiermark und Maria Laach bildeten den neuen Konvent, dem es 1933 gelang, die alten Abteigebäude und einen Teil des früheren Klosterberings wieder zu erwerben. 1941 wurde die Abtei durch die Nationalsozialisten aufgehoben, doch seit der Rückgabe der Klostergebäude 1945 besteht wieder benediktinisches Klosterleben in St. Matthias.

Die Abtei, die nach 1922 zunächst zur Beuroner Kongregation gehört hatte, untersteht seit den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts allein dem Abtprimas der Benediktiner. Seit September 2004 ist St. Matthias mit dem Kloster Huysburg bei Halberstadt (Sachsen-Anhalt) zu einer Mönchsgemeinschaft zusammengeschlossen.

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Empfohlene Zitierweise

Schmid, Reinhard: Trier - Kloster St. Eucharius - St. Matthias. Geschichtlicher Abriss. In: Klöster und Stifte in Rheinland-Pfalz, URL: <http:⁄⁄www.klosterlexikon-rlp.de//mosel-saar/trier-kloster-st-eucharius-st-matthias/geschichtlicher-abriss.html> (Letzter Aufruf: 18.04.24)