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Trier-Pfalzel, Ehemalige Stiftskirche St. Maria und Stift

Stiftskirche - Luftaufnahme[Bild: Michael Imhof Verlag]

Römischer Sommerpalast, mittelalterliches Kloster und Kanonikerstift, erzbischöfliche Burg und kurfürstliche Residenz: das alles ist Pfalzel gewesen. Der Ortskern stellt heute ein kulturhistorisches Kleinod sondergleichen dar, das wie ein Spiegel facettenreich die wechselvolle Geschichte Triers reflektiert.

Um die Mitte des 4. Jahrhunderts wurde an der Mosel, knapp 4 km von Trier entfernt,  ein Palatiolum, eine kleine Pfalz, errichtet. Als wehrhafte spätrömische Palastanlage kontrollierte sie den nördlichen Zugang nach Trier. In dem weitläufigen Komplex gründete um 700 Adela aus der Sippe der Irmina von Oeren ein Nonnenkloster nach der Regel des hl. Benedikt. Die Südostecke des Palatiolums wurde zur Klosterkirche umgebaut. Um 1016 sah sich Erzbischof Poppo veranlasst, den Nonnenkonvent aufzulösen. Um 1027 richtete er ein mit Kanonikern besetztes Kollegiatstift ein.

Der andere Teil des Palatiolum, das inzwischen ruinöse römische castrum, wurde ab 1132 unter Erzbischof Albero wieder errichtet. In der Folge diente die Anlage des Öfteren als "Trutz- und Kampfresidenz" der Trierer Erzbischöfe. Beide Einrichtungen zusammen formten in den folgenden Jahrhunderten den Kern einer ausgedehnten Immunität mit festen Verteidigungsanlagen, zuletzt orientiert an Albrecht Dürers Befestigungslehre. Der wehrhafte Komplex mit Ringmauern und sechs Bastionen wurde 1673 von französischen Truppen zerstört. Imposant ist die Wallmauer mit der heute noch sehr gut erhaltenen Moselbastion.

1802 wurde die Stiftskirche profaniert. Nach Restaurierung des 1944 beschädigten Gotteshauses und dessen dreischiffiger Erweiterung 1962-1965 dient es seitdem  als kath. Pfarrkirche, mit der mittelalterlichen Kirche als Querhaus. Neben Deutschlands ältestem bewohnten Steinhaus (ehem. Küsterei) beherbergt Pfalzel spätmittelalterliche und barocke Bauten: kurtrierisches Amtshaus (1544), Palastmühle, Gerichtshaus (1585) und Kanonikerhäuser (16., 17. und 18. Jh.).

Allgemeines

Name Stiftskirche St. Maria
Ordenszugehörigkeit bis 1016 Benediktinerinnen, ab 1027 Kanoniker-Stift
Topografische Lage der 1969 eingemeindete Stadtteil Pfalzel liegt knapp 6 km moselabwärts von Trier auf einer hochwasserfreien Terrasse.
Kirchliche Zugehörigkeit Erzbistum Trier, Archidiakonat Trier St. Peter, Burdekanat; Bistum Trier, Region Trier, Pfarrverband Trier III
territoriale Zugehörigkeit Herzogtum (Ober-)Lothringen; Amt Pfalzel, Oberstift, Kurfürstentum Trier, Stadt Trier, Regierungsbezirk Trier, Land Rheinland-Pfalz
Klosterleitung Äbtissin
Kollegiatsleitung Ursprünglich hat an der Spitze des Stifts der Probst (prepositus) gestanden, erstmals für 1068 bezeugt. Innerhalb der innerstiftischen Verfassung kommt es wohl im zweiten Viertel des 13. Jahrhunderts zur Hervorhebung der Dignität des Dekans; urkundlich wird das Amt 1251 erstmals bezeugt.
Gründungsjahr um 700
Gründerin Adela
Patrozinium hl. Maria, die Apostel Petrus und Paulus (so im Testament Adelas, später aus der Zeit des Frauenklosters keine Nachweise)
Zweitpatrozinium Agritius, Bischof von Trier
Ordenswechsel 1016 Auszug der Nonnen, Errichtung einer Kommunität der "clerici religiosi" Ende 1028/Anfang 1029.
Aufhebung Stiftskirche ab 1802 in Privatbesitz
Spätere Nutzung nach Profanierung landwirtschaftliche Nutzung, in den 1920er Jahren Turnhalle, 1927 von der Pfarreigemeinde erworben und nach Zerstörung des westlichen Kreuzarms 1944 Wiederaufbau und Erweiterung 1962-1965 nach Plänen des Trierer Architekten Heinrich Otto Vogel als Pfarrkirche.

Empfohlene Zitierweise

Brauksiepe, Bernd: Trier-Pfalzel - Stift Pfalzel. In: Klöster und Stifte in Rheinland-Pfalz, URL: <http:⁄⁄www.klosterlexikon-rlp.de//mosel-saar/trier-pfalzel-stift-pfalzel.html> (Letzter Aufruf: 28.03.24)