Klöster in Rheinhessen

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Geschichtlicher Abriss des Klosters Nikomedes (Mainz)

0.1.Klostergeschichte

St. Nikomedes gehörte zu den ältesten Mainzer Kirchen. Gegründet und mit Besitz ausgestattet wurde sie von einem der ersten überhaupt fassbaren Mainzer Bischöfe, Bodardus oder Bothadus (um 614 – um 625), der auch mit dem Petilinus der Bischofslisten gleichgesetzt wird. Der ungewöhnliche Patron - ein römischer Märtyrer, dessen Patrozinium ansonsten im ganzen Merowingerreich unbekannt ist - erfuhr unter Papst Bonifaz V. (619-625) eine besondere Verehrung, was ein wichtigen Anhaltspunkt für die Gründungszeit dieser Mainzer Kirche bietet. Aufgrund des Fehlens weiterer Nachrichten können keine Aussagen über den Charakter dieser frühen Kirchengründung gemacht werden; gegen die Annahme, dass es sich um eine einfache bischöfliche Gemeindekirche handelte, verweist die relativ umfangreiche Ausstattung von St. Nikomedes eher darauf, dass diese Kirche „nur als Kloster konzipiert gewesen sein kann“, sie also „das erste benediktinisch-columbanisch verfasste Kloster in Mainz“ war [Anm. 1]. Hausmeier Pippin der Mittlere (†714) stattete sie mit Königsgut in Armsheim bei Alzey aus. Später unterstand St. Nikomedes dann dem benachbarten Benediktinerkloster St. Alban, bevor Erzbischof Liutpold (1051-1059) dem von ihm vollendeten, wahrscheinlich aber schon von seinem Vorgänger Bardo begonnenen Kloster St. Jakob die Nikomedeskirche mit ihrem Besitz in ihrer Nachbarschaft und in den Dörfern Armsheim, Saulheim und Wörrstadt übertrug.

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0.2.Beginen in St. Nikomedes

In der Nähe des Eigelsteines wird im 12. und 13. Jahrhundert mehrfach ein „Nikomedeshof“ genannt, über dessen Beziehung zur gleichnamigen Kirche nichts bekannt ist und der, genau wie der „Nikomedeszehnt“, nicht St. Jakob gehörte. Dieser Nikomedeszehnt war später in viele kleine Teile aufgeteilt, so dass der Nikomedeshof als Zehntsammelstelle wohl nicht mehr benötigt wurde. Hier siedelten sich nun wahrscheinlich im Laufe des 14. Jahrhunderts Klausnerinnen an, die erstmals 1403 urkundlich erwähnt werden. Schon drei Jahre später sorgten diese Frauen für großes Aufsehen, als eine von ihnen wegen Häresie angeklagt und in den Kerker gesperrt wurde.

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0.3.St. Nikomedes wird Benediktinerinnenkloster

Wahrscheinlich im Zusammenhang mit der in den Jahren zwischen 1441 und 1443 im benachbarten Benediktinerkloster St. Jakob durchgeführten Reform trat auch die Frauengemeinschaft von St. Nikomedes dem Benediktinerorden bei. 1442 befreite Kardinallegat Nikolaus von Kues St. Nikomedes aus dem Pfarrbezirk der Vilzbacher Pfarrkirche St. Nikolaus auf der Steig. Die sub regula sancti Benedicti lebenden Frauen durften sich von nun an ihren Priester und Beichtvater selbst auswählen. Wie St. Jacob hat wahrscheinlich auch St. Nikomedes die Statuten der Bursfelder Union übernommen.
Inwieweit die Beginen in St. Nikomedes aus innerer Überzeugung Benediktinerinnen geworden sind, kann nicht gesagt werden; die Tatsache, dass sie sich noch 1486 als „geistliche samlung des gotshaus zu sanct Nicomeden“ und ähnlich in den folgenden Jahren bezeichnen, scheint eher darauf hinzuweisen, dass für sie die Zugehörigkeit zum Benediktinerorden eher ein Mantel der Legalität war, unter dem sie ihr altes Leben weiterführten. In den Visitationen der Äbte von St. Jakob wurde auch immer wieder auf gravierende Missstände hingewiesen, mehrfach wurden die Schwestern ermahnt, die Klausur zu beachten; 1511 ließ der Abt von St. Jakob einen Käfig mit Ziervögeln aus dem Refektorium entfernen: die Nonnen sollten ihre wollost mehr auf den Kirchengesang als auf das fogel geschrey richten. Schon 1491 hatte Papst Innozenz VIII. dem Konvent dreimaligen Fleischgenuss in der Woche erlaubt, 1535 wurde ihnen obendrein gestattet, zu allen ihren Speisen Butter zu nehmen.

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0.4.Ende des Klosters

Da das Kloster stets nur über äußerst bescheidene Mittel verfügte und dementsprechend auch nur einen kleinen Konvent beherbergte, wurde schon 1591 überlegt, das Kloster aufzulösen und die Schwestern auf umliegenden Klöster zu verteilen. Nach dem Tod der Meisterin Sophie am 14. Dezember 1597 wurde dieser Plan dann in die Wirklichkeit umgesetzt, von den drei verbliebenen Nonnen kamen zwei in das Binger Kloster Rupertsberg und eine nach Schönau. Das Kloster selbst wurde 1604 aufgehoben und St. Nikomedes St. Jakob inkorporiert.

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Anmerkungen:

  1. F. Staab, Mainz vom 5. Jahrhundert bis zum Tod des Erzbischof Willigis, S. 78 Zurück

Empfohlene Zitierweise

Schmid, Reinhard: Mainz - St. Nikomedes. Geschichtlicher Abriss. In: Klöster und Stifte in Rheinland-Pfalz, URL: <http:⁄⁄www.klosterlexikon-rlp.de//rheinhessen/mainz-st-nikomedes/geschichtlicher-abriss.html> (Letzter Aufruf: 19.04.24)