Klöster in Rheinhessen

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Bau- und Kunstgeschichte des Klosters Pfaffen-Schwabenheim

0.1.Kirche

Grundriss der Klosteranlage[Bild: Meyer-Husmann]

Der Bau der Kirche begann vermutlich ab 1230; die Apsis und das quadratische Chorgeviert waren wahrscheinlich um 1248 vollendet. Die Apsis zählt heute zu den bedeutendsten spätromanischen Sakralbauten des Mittelrheins.
Mitte des 13. Jahrhunderts begann man mit dem Bau des um 1260 vollendeten Querhauses. Für die Zeit um 1264 ist in der Literatur bereits von einer Weihe der noch nicht ganz fertiggestellten Kirche die Rede, denn in diesem Jahr erfolgte in der Kirche das Begräbnis des Grafen Simon von Sponheim. An anderer Stelle wird von der Weihe der Kirche am 23.4.1308 gesprochen. Ein Langhaus wurde aus wirtschaftlichen Gründen damals nicht gebaut.
Bei der Aufhebung des Konventes 1566 kam es auch zu Zerstörungen in der Kirche: Ein Augenzeugenbericht erzählt, dass Schultheißen und Bauern ins Kloster befohlen worden und seien mit „Aexten, Hauen, Karsten, Hebeln“. Sie begannen, so der Bericht weiter, „abzureißen und zu Stücken zu schlagen die Altäre in der Kirchen zum ersten, samt allem, was mehr darinnen war, sonderlich von Heiligenbildern und Cruzifixen ... Die Kreuze an den Meßgewanden rissen sie ab, nahmen dieselbigen Kreuze und was mehr zum Altardienst gehört welches wir nit Alles nennen und angeben können, auch die heiligen Tafeln .... und was für andere hölzerne und steinerne Bilder mehr waren ...“
Im Mittelalter, vielleicht sogar bis ins das 16. oder 17. Jahrhundert besaß die Kirche nach Angaben des Baubuches von W. Diehl noch einen Turm .
Bei den Zerstörungen Ende des 17. Jahrhunderts kam es zu weiteren Zerstörungen; das mittelalterliche Querhaus der Kirche wurde abgebrochen. In dieser Zeit fällt wohl auch der Abbruch des Turms. In der Amtszeit von Prior Ignatius Antonius Martels (1697/1740) begannen wieder Baumaßnahmen. Bis 1712 wurde der Chor der Kirche restauriert, wie aus einer bei Restaurierungsarbeiten 1962/63 freigelegten Inschrift hervorgeht. Diese Inschrift trägt auch das Wappen von Kurpfalz. Im Jahr 1712 wurde auch der Bau eines Langhauses begonnnen. Die Kirche wurde seit dem frühen 18. Jahrhundert simultan genutzt.
Die Wallfahrtskirche erwies sich bald als zu klein, weshalb man 1745 den Heidelberger Baumeister Kaspar Valerius mit einem Neubau beauftragte. Dieser Neubau erwies sich allerdings rasch als fehlerhaft; schon 1759 musste der Werkmeister Johann Georg Scherer aus Heidelberg Bauschäden begutachten, und 1762-1766 wurde das Langschiff gebaut. Zu einem Turmbau schritt man im 18. Jahrhundert nicht mehr.
Der dreigestufte Hochaltar, der für die romanische Apsis geschaffen wurde, stammt aus dem Jahr 1714. Anstelle des Altarbildes befindet sich über dem Tabernakel eine Muttergottesfigur (Immaculata), flankiert von Statuten des hl. Augustinus und Johannes Evangelist. Darüber befindet sich über dem kurpfälzischen Wappen eine Kartusche, auf der die Krönung Mariens dargestellt ist. Die vier Volutenaufsätze sind abgeschlossen durch die Darstellung trauernder Engel.
Ebenfalls für die Apsis geschaffen wurde das 1716 entstandene mit reichem Schnitzwerk (Bäume, Ranken) versehene Chorgestühl.
Die Kanzel stammt aus dem Jahr 1720. Verziert ist sie mit Darstellungen der vier Evangelisten; auf dem Schalldeckel befindet sich eine Figur des Guten Hirten.
Unter der Orgelempore ist ein Rest des mittelalterlichen Fußbodens, rote, gelbe und graue Tonfliesen zu einem sternförmigen Muster zusammengefügt, erhalten.
Aus früherer Zeit erhalten geblieben ist auch eine halbe Rosette, die durch Teile des originalen Randstreifens eingefasst ist.
Das Chorherrenstift Pfaffen-Schwabenheim war im 13. und 14. Jahrhundert geistliches Zentrum der Grafen der Vorderen Grafschaft Sponheim. Erhalten geblieben sind die Tumbadeckel der Gräber von Johann II. von Sponheim und Walram von Sponheim.
Decke und Wände der barocken Sakristei sind verziert mit Stuckreliefs des Mainzer Künstlers Max Greibner. Dargestellt sind Szenen aus dem Alten Testament und dem Leben Christi. Ebenfalls von Greibner stammen die 1991 restaurierten und nach Befund ergänzen Stuckverzierungen in dem über der Sakristei liegenden Oratorium des Klosters:
An den Wänden des Oratoriums befinden sich Darstellungen der Pröpste des 18. Jahrhunderts.
Eine umfassende Renovierung des Chors erfolgte 2014 (siehe hierzu den Denkmalschutzbericht in ArchmrhKG 67, 2015, S. 448f.).

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0.2.Klausur- und Konventsgebäude

Lehrsaal des Stifts[Bild: Landesamt für Denkmalpflege, RLP]

Seit 1130 entstanden die Gebäude des Stiftes, die zwischen 1468 und 1566 noch vermehrt wurden. Ende des 17. Jahrhunderts wurden die Klostergebäude zerstört. Außer einem überwölbten Keller in der Südostecke des Klosters, der wahrscheinlich auf Anfang 16. Jahrhundert zu datieren ist, hat sich von der alten Klosteranlage nichts erhalten.
Mit dem Neubau der Gebäude der Kanonie wurde 1723 begonnen. Geplant war die Gruppierung der Gebäudeflügel um zwei Höfe, von denen einer an die Kirche anschließen, der andere wohl nach Süden offen bleiben sollte. Die Planungen konnten allerdings aus finanziellen Gründen nicht vollständig verwirklicht werden. Es entstanden der Ostflügel, das Priorat (heute: Im Kloster 4-6), ein Südflügel (heute: Im Kloster 18) und der Westflügel, die sog. Propstei (heute: Im Kloster 10), der repräsentative Mittelpunkt der Kanonie. In Richtung der Kirche entstand eine Klosterherberge.
Zu den Klostergebäuden zu zählen ist auch das Oratorium über der Sakristei.
Das, ebenso wie die Kirche, auf einer Insel in einem Stauweiher des Appelbachs gelegene Kloster war durch eine Mauer zum Bach hin umschlossen. Zwei Brücken, im Norden und Westen, von letzerer sind drei Pfeilerfragmente erhalten, verbanden die Anlage mit der Außenwelt.
Im Westen waren den Klostergebäuden Ökonomiegebäude vorgelagert, ein zum Teil noch erhaltener halbkreisförmiger Scheunenring mit hohen Dächern.

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0.3.Schicksal der Klostergebäude nach 1802

Die Gebäude des Klosters fielen nach der Säkularisation der Pfarrei Badenheim zu, durch die es 1811 dem Mainzer Bischof Josef Ludwig Colmar (1802/1818) übertragen wurde. Er errichtete dort ein Emeritenhaus. Allerdings fand es bei den Priestern keinen Anklang. Nach dem Tod des einzigen Insassen (1826) blieb es seiner Funktion ledig. Die päpstliche Bulle Provida solersque (16.8.1821), die die Diözese Mainz in ihrer heutigen Form umschrieb, sah vor, das Haus in Pfaffen-Schwabenheim weiterhin als Emeriten- aber auch als Demeritenhaus zu nutzen und schrieb so ein Mißerfolgskonzept fort. Auch jetzt fand das Haus keinen Zuspruch. 1833 wurden die Gebäude an private Käufer veräußert.

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Empfohlene Zitierweise

Rommel, Martina: Pfaffen-Schwabenheim. Bau- und Kunstgeschichte. In: Klöster und Stifte in Rheinland-Pfalz, URL: <http:⁄⁄www.klosterlexikon-rlp.de//rheinhessen/pfaffen-schwabenheim/bau-und-kunstgeschichte.html> (Letzter Aufruf: 23.04.24)