Klöster in Rheinhessen

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Geschichte des Klosters Pfaffen-Schwabenheim

Alte Aufnahme der Klosteranlage[Bild: Landesamt für Denkmalpflege, RLP]

Um 1040 /1044 erfolgte durch Gräfin Hedwig von Nellenburg und ihren Sohn Graf Eberhard von Nellenburg die Gründung eines Eigenklosters in Pfaffen-Schwabenheim. Graf Eberhard von Nellenburg, der 1052 das Salvatorkloster in Schaffhausen gegründet hatte, starb 1078. Er wird als Seliger verehrt.
Auf dem Erbweg fiel das Kloster an die Tochter Adalberts von Mörsberg (Meersburg), Mechthild von Mörsberg (vg. Jakob, Pfaffen-Schwabenheim) und schließlich um 1130 als Heiratsgut an Graf Meginhard von Sponheim.
Über die Regel, die in dem Kloster in der ersten Phase seine Bestehens (1040-1130) befolgt worden ist, ist nichts bekannt, ebensowenig etwas über die wirtschaftliche Lage.
Eine zweite Phase der Geschichte des Klosters Pfaffen-Schwabenheim dauerte von 1130 bis 1468. Unter Meginhard von Sponheim wurde das Kloster 1130 mit regulierten Augustinerchorherren besetzt. Dies deutet darauf hin, dass die Sponheimer in die geistliche Reformbewegung des 12./ 13. Jahrhunderts eingebunden waren. Die Bindung des Geschlechtes an die Kanonie zeigt sich auch daran, dass die Kirche die Funktion als Bestattungsort erhielt und Memorialstiftungen errichtet wurden.
Jakob berichtet, dass das Kloster durch Meginhard von Sponheim dem hl. Martin übergeben wurde; es wurde der Oberaufsicht des Mainzer Erzbischofs unterstellt. Schirmherr war der jeweilige Inhaber von Burg Dille.
In der Schlacht von Sprendlingen (1279) wurden die Grafen von Sponheim durch den Mainzer Erzbischof besiegt. Das Kloster wurde geplündert, und in den folgenden Jahren kamen erhöhte finanzielle Belastungen auf es zu.
Im Jahr 1308 begannen die Wallfahrten nach Pfaffen-Schwabenheim.
Wiederholt wurde dem Kloster in der zweiten großen Phase seiner Geschichte päpstlicher Schutz zugesprochen: 1223 durch Honorius III. (1216/1227), 1229 durch Gregor IX. (1227/1241); 1254 durch Alexander IV. (1254/1261), 1358 durch Innozenz VI. (1352/1362), 1364 durch Urban V. (1362/1370), 1436 durch Eugen IV. (1431/1447).
Der letzte Graf von Sponheim starb kinderlos; sein Erbe fiel zu drei Fünfteln an den Pfalzgrafen und zu zwei Fünfteln den Markgrafen von Baden..
Im 15. Jahrhundert war das Kloster wirtschaftlich in desolatem Zustand. Auch die innere Disziplin war in eine Krise geraten. Der Mainzer Erzbischof befahl am 27.7.1468 vier der fünf Chorherren, Pfaffen-Schwabenheim zu verlassen und sich in das Kloster St. Peter nach Kreuznach zu begeben; wenige Tage später, am 30.7.1468 wurde das Stift in seiner bisherigen Form aufgehoben und der Windesheimer Reformkongregation des Augustinerordens in Zwolle (Holland) unterstellt.. Die Unterstellung unter die Windesheimer Kongregation führte zu einem Wiederaufschwung der Kanonie Pfaffen-Schwabenheim, der sich auch in einer steigenden Zahl von Mitgliedern niederschlug. Der Wiederaufschwung wurde allerdings sehr bald wieder zunichte.
1566 wurde das Kloster durch den Kurfürsten Friedrich III. von der Pfalz, der den reformierten Glauben angenommen hatte, eigenmächtig aufgehoben.
Es kam dabei zu Zerstörungen im Kirchenraum; Gebet- und Gesangbücher wurden mitgenommen oder verbrannt. Von den Chorherren wurde verlangt, dass keine Messfeier mehr stattfinden dürfe. Sie selbst sollten nicht mehr ihr Ordensgewand tragen, sondern sich weltlich kleiden. Vor allem aber sollten sie zur Reformation übertreten. Jeder einzelne der Chorherren wurde einzeln nach seiner Meinung gefragt; wer die Forderungen ablehnte, sollte das Kloster verlassen. Da keiner der Chorherren bereit war, die neue Lehre anzunehmen, wurde ihnen die Räumung des Klosters befohlen. Je nachdem wie lange ein Konventsmitglied im Kloster gewesen war, wurde ihm ein Geldbetrag in Aussicht gestellt, der sich zwischen 30 und 100 fl. bewegte. Danach sollten die Mitglieder auf das Kloster Verzicht leisten.
Am 7.2.1566 verließen sie gemeinsam das Kloster. Sie wichen zunächst nach Eberbach aus, wurden dann zwischen Eberbach und St. Jakobsberg aufgeteilt und schließlich durch Erzbischof Daniel Brendel von Homburg 1568 in Marienthal untergebracht.
Die Kirche wurde der reformierten Gemeinde übergeben; im Kloster wurde eine Schaffnerei (Verwaltung von Kirchenvermögen) eingerichtet, die bis 1730 bestand.
1620 erfolgte spanische Besetzung des Klosters (bis 1621). Ab 1621 ernannte die Windesheimer Kongregation wieder formal Prioren (1621/1642), die allerdings ihr Amt nicht antreten konnten.
Unter dem Einfluss der spanischen Truppen und des Markgrafen von Baden wurden im Zuge der Rekatholisierung der Pfalz in Pfaffen-Schwabenheim 1622 Jesuiten eingesetzt, die das Kloster 1636 aus kaiserlicher Hand erhielten. Dies führte zu Auseinandersetzungen mit den Augustinerchorherren, die 1648 durch den Vertrag von Brüssel behoben wurden: Den Augustinerchorherren wurde die Kanonie Pfaffen-Schwabenheim wieder zugesprochen, während die Jesuiten St. Peter in Kreuznach erhielten. 1652 mussten die Chorherren Pfaffen-Schwabenheim bereits wieder verlassen, da sie im „Normaljahr“ 1624 nicht im Besitz des Klosters gewesen waren.
Nach dem Frieden von Rijswijk (1697), der die Rechte der einzelnen Konfessionen in der Pfalz vertraglich regelte, konnten die Augustinerchorherren nach Pfaffen-Schwabenheim zurückkehren. Stützpunkt für die Rückgewinnung des Stiftes war Eberhardsklausen. Der Anfang 1697 nahm man wieder Besitz von der simultan genutzten Kirche und vom Klosterbereich.
Nach dem Tod des Vorstehers der Kanonie im Jahr 1795 konnte, nicht zuletzt auch bedingt durch die politische Situation auf dem linken Rheinufer, keine Neuwahl mehr stattfinden.
1802 erfolgte die Säkularisierung des Chorherrenstiftes.

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Empfohlene Zitierweise

Rommel, Martina: Pfaffen-Schwabenheim. Geschichtlicher Abriss. In: Klöster und Stifte in Rheinland-Pfalz, URL: <http:⁄⁄www.klosterlexikon-rlp.de//rheinhessen/pfaffen-schwabenheim/geschichtlicher-abriss.html> (Letzter Aufruf: 29.03.24)