Besitzgeschichte und Wirtschaftsordnung

0.1.Besitzgeschichte

1119 bestätigte Papst Calixt II. die Besitzungen der Abtei Affligem, darunter das "monasterium Sanctae Mariae de lacu". Die Unterstellung unter das flandrische Kloster hatte für Laach eine Ausweitung des Grundbesitzes durch Liegenschaften Siegfrieds in Thüringen und in Brabant zur Folge. Im Laufe des 12. Jahrhunderts ging dieser Fernbesitz verloren, wurde jedoch durch die Rückgewinnung Bendorfs wieder gutgemacht. Zusätzlichen Besitz erhielt das Kloster aus dem ehemaligen Herrschaftsbereich der Pfalzgrafen. Ergänzt wurden sie weiterhin durch Güter der Herren von Isenburg, von Hochstaden und von Are. Das von Laach praktizierte Totengedächtnis im Ritus der "ordo cluniacensis" motivierte viele Stifter zu kleineren, aber dafür zahlreicheren Schenkungen. In der Folge wirkte sich dies günstig auf Laacher Besitz und Sondervermögen aus.
Spätestens unter Abt Dietrich (1235-1247) zeichneten sich für das Kloster substantielle  Schwierigkeiten ab. Binnen weniger Jahrzehnte kam es zu einem raschen Verfall der monastischen Einrichtung. Verursacht wurde dies durch grundsätzliche ökonomische Rahmenbedingungen während des Jahrhunderts. Spätere Erklärungsversuche für den Niedergang verwiesen auch auf Lockerungen in der monastischen Zucht. Die Überbesetzung der Region mit Klöstern  und eine sich verstärkende Akzeptanz der neuen Orden trugen das Ihre zur Verschlechterung bei. 
Wegen der Schulden der Abtei veranlasste 1235 Papst Gregor IX. eine Untersuchungskommission. 1255 waren so viele Schulden angelaufen, daß der Konvent keine Kredite mehr erhielt. Die Abtei war gezwungen, Besitz zu verpfänden oder zu verkaufen. Angesichts der finanziellen Not blieben auch die Äbte nicht lange im Amt: 1247 resignierte Abt Dietrich, 1249/50 Abt Heinrich von Virneburg und 1256 Abt Walter.
Mit dem Amtsantritt des Abtes Dietrich von Lehmen (1256-1295) gelang die Konsolidierung. Ungeklärt bleibt jedoch die Herkunft seiner dafür eingesetzten Mittel. Nach 1268 konnte er Notverkäufe rückgängig machen, neuen Besitz erwerben und den ökonomischen Status des Klosters durch Verbesserungen der Infrastrukturen sichern. Dazu gehörten weiterhin eine ausreichende Versorgung mit Eigenkapital und die Ausstattung der Höfe mit genügend Produktionsmitteln.
Seine Neuordnung der Klosterämter und die von ihm geschaffenen Institutionen blieben bis zur Einführung der Bursfelder Reform 1474 in Kraft.

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0.2.Eigenwirtschaft

Im Vergleich zu anderen Abteien war die praktizierte Eigenwirtschaft Laachs nur wenig ausgeprägt. Bis zu Beginn des 13. Jahrhunderts beschäftigte das Kloster zahlreiche Konversen. Damit verfügte es über ausreichend Arbeitskräfte, um landwirtschaftlichen, aber auch handwerklichen Bedarf durch Eigeninitiative im unmittelbaren Klosterbereich abzudecken und Laach zu einem Versorgungszentrum für das Umland zu machen. Wegen des Rückgangs der Konversen mußte dieser Bereich zurückgefahren werden.

In diesem Zeitraum gerieten aber auch andere benediktinische Klöster in wirtschaftliche Schwierigkeiten. Eine differenzierte Auflistung der einzelnen Klostergüter listet Resmini auf (1993, S. 271-346).

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0.3.Stadthöfe

Papst Innozenz II. bestätigte 1139 Laacher Besitz in Andernach. 1190 erwarb das Kloster Haus und Hof eines Burchard, dessen Sohn Gottschalk Mönch des Klosters Laach geworden war. 1297 kam es zum Erwerb eines Weingartens gen. Lupoldere neben der Gervasiuskapelle. Zusätzlicher Hausbesitz wurde 1310 gegenüber der Kurie der Kanoniker der Trierer Kirche erworben. Weitere Schenkungen erhielt die Abtei in den Jahren von 1314 bis 1343 von Andernacher Bürgern. Der sog. Laacher Hof wurde 1352 erstmals als Besitz des Klosters genannt. Anlass war eine Auflage für die Mönche, die vom Klosterhof zu weit auf Gemeindegrund erbaute Mauer abzureißen.

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0.4.Marktrecht

Nachdem es auf dem neuntägigen Bartholomäus-Markt unmittelbar vor der Laacher Abteikirche wiederholt zu unwürdigen Szenen gekommen war, beschloss 1332 Abt Johannes Winkel (1328-1333), die Veranstaltung in die nahe gelegene Stadt Andernach zu verlegen. In seinen Annalen berichtet der Chronist Güssenhoven (18. Jh.): Am Kirchweihfest am 24. August, dem Bartholomaeustag, wurden die Reliquien dem Volk gezeigt und zwar „exsublimi Turris Martinianae suggrundio supra paradisum“ – also von der Zwerggalerie des Martinsturms über dem Paradies.

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0.5.Technische Innovationen

Wohl einmalig in der mittelalterlichen Technikgeschichte Deutschlands ist der sog. Fulbert-Stollen, der auf Initiative des zweiten Laacher Abtes Fulbert (1152-1177) am Laacher See realisiert wurde. Einige Jahrzehnte nach der Standortwahl waren an den frühen Fundamenten der Klosters Wasserschäden festgestellt worden. Sie machten ein für das Mittelalter singuläres Projekt notwendig, um den wechselnden Wasserhöhen und damit bedingten Überschwemmungen ingenieursmäßig zu begegnen.
Das Gewässer vor dem Kloster speiste sich aus Bächen, Quellen und Niederschlägen, wies aber keinen Abfluss auf. In Fulberts Amtszeit gruben Mönche vom Kloster in Richtung See 28 bis 30 Schächte in unterschiedlichen Abständen senkrecht ins Erdreich. Als die festgelegten Tiefen erreicht waren, wurden in zwei Richtungen jeweils Gänge bis zu den nächsten Schächten vorgetrieben. Es entstand ein Tunnel mit einer Gesamtlänge von 880 m bei einem mittleren Querschnitt von 1,5 x 3,5m. Das bedeutete einen Aushub von rund 5 000 cbm.

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Empfohlene Zitierweise

Brauksiepe, Bernd: Glees - Maria Laach Benediktinerabtei. Besitzgeschichte und Wirtschaftsordnung. In: Klöster und Stifte in Rheinland-Pfalz, URL: <http:⁄⁄www.klosterlexikon-rlp.de//eifel-ahr/glees-maria-laach-benediktinerabtei/besitzgeschichte-und-wirtschaftsordnung.html> (Letzter Aufruf: 25.04.24)