Klöster am Mittelrhein
Inhaltsverzeichnis
- Kirche
- Die Kirche des 13. Jahrhunderts
- Die heutige Kirche aus dem 14. Jahrhundert
- Altäre, Kanzeln, Taufsteine, weitere Ausstattungsgegenstände
- Kelche, Monstranzen, weitere liturgische Geräte, Paramente
- Grabstätten, Grabmäler
- Orgeln
- Glocken
- Gemälde, Wandmalereien, sonstige Ausstattung
- Inschriften
- Klausur-/Konventsgebäude
Bau- und Kunstgeschichte Stift St. Martin (Oberwesel)
0.1.Kirche
0.1.1.Die Kirche des 13. Jahrhunderts
Die Kirche St. Martin in Oberwesel wird urkundlich erstmals 1219 zusammen mit ihrem Pleban Theoderich genannt. Über diese Kirche, die sicher schon an der Stelle des späteren Stifts St. Martin an der höchsten Stelle von Oberwesel gestanden hat, weiß man ansonsten nichts.
0.1.2.Die heutige Kirche aus dem 14. Jahrhundert
Auch über den Bau dieser Kirche sind keine Nachrichten erhalten. Das Mittelschiff wird, ungefähr gleichzeitig mit der benachbarten Liebfrauenkirche, in die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts datiert. Der markante Turm wurde, wie dendrochronologische Untersuchungen ergaben, erst nach 1435 vollendet, das nördliche Seitenschiff in stark vereinfachten Formen erst im 16. Jahrhundert. Ein ursprünglich vorgesehenes südliches Seitenschiff wurde nicht gebaut. Neben des beständigen Rückgangs der Einkünfte waren vielleicht auch kriegerische Ereignisse - man denke an die Beschießung von Oberwesel in den Jahren 1390 und 1391 durch Erzbischof Werner von Trier - daran schuld, dass sich die Fertigstellung der gesamten Kirchenanlage über einen sehr langen Zeitraum erstreckte und der ursprüngliche Plan einer dreischiffigen Anlage aufgegeben wurde. Das nördliche Seitenschiff wurde 1689 zerstört und verändert wiederhergestellt.
Die weiß gestrichene Kirche ist bis auf den Turm verputzt. Im Innern Kreuzrippengewölbe. Das Mittelschiff besteht aus drei Jochen, der Chor mit gleicher Höhe und Breite aus zwei Jochen und 5/8 Schluss mit Gewölben. Auf der Südseite befinden sich einfache Strebepfeiler, dazwischen die vermauerten Spitzbogenöffnungen des geplanten Seitenschiffs und dreibahnige Maßwerkfenster. Das nördliche Seitenschiff hat sechs Achsen mit nach innen gezogenen Strebepfeilern, daran schließt sich ein heute als Sakristei dienender frühgotischer Nebenchor (ein Joch und 5/8 Schluss) an (nach Dehio).
Der mächtige Westturm, der mit seinem zinnenbekrönten Wehrgang und Ecktürmchen sowie den schießschartenartigen Fenstern nach Westen dem Kirchenbau einen wehrhaften Charakter verleiht, steht nur wenig hinter der Stadtmauer und bildete deren nordwestliche Eckbastion. Er wurde nach dem Weseler Krieg 1390/91 zusammen mit der Befestigung der Niederburger Vorstadt zum Wehrturm ausgebaut. Sein quadratischer Grundriss entspricht zwei etwas schmäleren Mittelschiffjochen. Die Obergadenfenster des Langhauses setzen sich beim Turm in Form von Blendfenstern fort. Die Horizontale des Langhausdaches wurde dabei nicht aufgenommen, sondern im Gegenteil die Vertikale durch Strebepfeiler hervorgehoben.
0.1.3.Altäre, Kanzeln, Taufsteine, weitere Ausstattungsgegenstände
Der vierstöckige Hochaltar über der gotischen Altarmensa wurde 1682 durch den Oberweseler Martin Eschweiler gestiftet. Der zuvor hier stehende Altar wurde in den sogenannten Pfarrchor des Seitenschiffs versetzt. Nachdem 1681 noch sechs Nebenaltäre genannt werden (St. Margaretha, Krippenaltar, Marienaltar, St. Maria Magdalena, St. Aldegund, St. Laurentius), stehen heute in der Kirche noch der Laurentius- und der Marienaltar sowie der nicht aus der Kirche St. Martin stammende Altar St. Anna im Chor des Seitenschiffs.
Ein spätromanisch-frühgotischer Taufstein steht heute als Brunnenschale im Garten des Pfarrhauses; er war durch einen Barocktaufstein ersetzt worden, den 1713 der Stiftspropst Severus Knopp gestiftet hatte und der heute im Mittelschiff vor dem Turm steht.
Die Kanzel von 1617 ist mit schönen Intarsien gearbeitet.
Sechsseitiges Sakramentshaus aus dem Anfang des 14. Jahrhunderts mit einer gemalten Kreuzigungsdarstellung aus der Mitte des 15. Jahrhunderts.
Das einreihige Chorgestühl stammt aus der 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts.
0.1.4.Kelche, Monstranzen, weitere liturgische Geräte, Paramente
Siehe hierzu Pauly S. 419-422 (Schatzverzeichnis vom 18. Juli 1678).
0.1.5.Grabstätten, Grabmäler
Siehe hierzu Pauly S. 418f.
0.1.6.Orgeln
Die erste bekannte Orgel, die aber sicherlich Vorgänger hatte, wurde 1729 von Jacob Reiffert aus Bad Breisig erbaut. Sie wurde 1743 vom Schiff nach hinten versetzt und um zwei Register erweitert. Eine neue Orgel mit 30 Registern auf drei Manualen und Pedal wurde 1955 von der Firma Klais in Bonn gebaut. Bemerkenswert ist, dass das Gehäuse der alten Orgel dabei als Prospekt für das Oberwerk integriert wurde (nach Christian Binz, Bacharach).
0.1.7.Glocken
Zwei mittelalterliche Glocken von 1458 und 1477 sind heute noch erhalten.
0.1.8.Gemälde, Wandmalereien, sonstige Ausstattung
Die Wandmalereien der Kirche stammen aus verschiedenen Epochen. „Aus der Erbauungszeit in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts stammt die Ausmalung des Chorgewölbes mit Sternen, Engeln mit Leidenswerkzeugen, Evangelistensymbolen und Wappen, die um die Schlußsteine gruppiert sind; aus dem Ende des 15. Jahrhunderts sind die Pflanzenornamente im Langhaus“[Anm. 1].
0.1.9.Inschriften
Die Inschriften der Kirche sind in einer Broschüre gesammelt. Sie kann hier kostenlos heruntergeladen werden.
0.2.Klausur-/Konventsgebäude
In der Stiftungsurkunde von 1303 wird eine zur Kirche gehörende curia erwähnt, in welcher der Propst und der Dekan wohnen. Sie hat bis zur Aufhebung des Stifts bestanden, auf ihren Mauern steht heute das Pfarrhaus von Liebfrauen und St. Martin. Ein Kreuzgang wurde nie gebaut.
Anmerkungen:
- Pauly S. 416. Hier S. 416f. auch zu den Darstellungen an den Pfeilern des Langhauses. Zurück
Empfohlene Zitierweise
Schmid, Reinhard: Oberwesel - Stift St. Martin. Bau- und Kunstgeschichte. In: Klöster und Stifte in Rheinland-Pfalz, URL: <http:⁄⁄www.klosterlexikon-rlp.de//mittelrhein-lahn-taunus/oberwesel-stift-st-martin/bau-und-kunstgeschichte.html> (Letzter Aufruf: 10.10.24)