Klöster am Mittelrhein
Besitzgeschichte Stift St. Martin (Oberwesel)
„Bei der Beurteilung der Besitzverhältnisse des Stifts St. Martin muss man von der grundlegenden Feststellung ausgehen, dass die Einkünfte und Güter nichts anderes sind als die Dotation einer gut ausgestatteten Pfarrkirche mit einem ausgedehnten Bezirk, in welchem am Rhein der Weinbau, auf dem Hunsrück die Landwirtschaft dominierte“[Anm. 1]. Die Höhe dieser Einkünfte, die „nur ein Sechstel des Gesamtzehnten ausmachten“ [Anm. 2], kann man daran ermessen, dass sie der Gründungsurkunde von 1303 zufolge reichlich für sieben Kleriker ausreichen. Auch ein Steuerverzeichnis des Trierer Sprengels aus der Zeit Erzbischof Balduins von Trier (1307 – 1354) zeigt die reichlichen Einkünfte von St. Martin, dessen Kapitel mit 29 Pfund Silber deutlich mehr zu zahlen hatte als das Oberweseler Liebfrauenstift mit 9 Pfund. Ein Güterverzeichnis von 1650 lässt allerdings eine sehr schmale Ausstattung an Grund und Boden erkennen, während die Hauptfinanzkraft des Stifts in den von seiner Präsenz erworbenen oder ihr gestifteten Renten bestand. Hier erkennt man auch den Grund für den wirtschaftlichen Zusammenbruch des Stifts im späten Mittelalter: „Wenn die zusammengefassten Einkünfte aller Kanonikate und Vikarien nur noch für zwei Kanoniker verwendet werden sollten und dann doch nicht ausreichten, so zeigt sich hier das ganze Ausmaß der wirtschaftlichen Katastrophe, die im wechselseitigen Aufeinanderwirken von Geldentwertung, Rückkauf von Renten mit entwertetem Geld durch die Schuldner und im Verfall von Unterpfändern für die Renten vor sich gegangen sein mag“[Anm. 3].
Anmerkungen:
Empfohlene Zitierweise
Schmid, Reinhard: Oberwesel - Stift St. Martin. Besitzgeschichte. In: Klöster und Stifte in Rheinland-Pfalz, URL: <http:⁄⁄www.klosterlexikon-rlp.de//mittelrhein-lahn-taunus/oberwesel-stift-st-martin/besitzgeschichte.html> (Letzter Aufruf: 10.10.24)