Klöster Mosel-Saar

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Bau- und Kunstgeschichte Franziskanerinnenkloster Filzen (Brauneberg)

0.1.Klosterkirche

Trotz der Armut, aber dank vielseitiger Unterstützung entschloß sich die Schwesterngemeinschaft, in Filzen im zweiten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts eine ausgedehnte Klosteranlage im barocken Stil zu errichten. Es liegen keine Urkunde über den Baumeister vor. Da es sich bei dem Gotteshaus um eine Franziskanerinnenkirche handelt, liegt es nahe, an einen Baumeister aus diesem Orden zu denken.So ist Horst Reber in seiner Dissertation  auf „verwandte Züge“ zwischen kirchlichen Bauten in Filzen und Leutesdorf,  Kreis Neuwied, gestoßen. Nach einem Stilvergleich geht er davon aus, dass derFranziskanerbruder und Hofbaumeister Paul Kurz  aus Andernach die Errichtung des Sakralbaus und des Klosters in Filzen leitete. In Leutesdorf hatte Kurz von 1728 bis 1730 die kath. Pfarrkirche St. Laurentius errichtet, einen Saalbau mit vier schmalen Jochen mit Strebepfeilern und Kreuzgewölben auf dorisierenden Pilastern.

Im Kunstdenkmälerband Bernkastel legt Vogt die Erbauungszeit auf Anfang 18. Jahrhundert fest.De Lorenzi dagegen gibt eine präzise Angabe des Zeitraums: 1712 bis 1721. Dieses Datum korrespondiert mit den Daten der Maueranker: moselseitig an der Klosteraußenmauer 1712, über der Sonnenuhr des Innenhofes 1721.In kurfürstlichen Akten sind über den weiteren Verlauf des Baus der Filzener Kirche keine weiteren detaillierten Informationen gefunden worden.

Die  neue Kirche beschreibt Vogt als einen  dreijochigen Saalbau aus verputztem Bruchstein, der über spitzbogige Kreuzgewölbe verfügt. Daran schließt sich eine  dreiseitige Apsis an.  Breite Gurte, die auf Pilastern aufsitzen,  trennen die einfachen Kreuzgewölbe der einzelnen Joche voneinander. Im Außenbau korrespondieren sie mit kräftigen, mit Schiefer gedeckten Strebepfeilern, dazwischen  acht Rundbogenfenster. Das Dach wird von einem schlanken, achtseitigen Dachreiter mit geschweifter  Haube und Laterne gekrönt. An der Südseite  befindet sich ein rundbogiges  Portal zwischen  Pfeilern mit gebrochenem Giebel und einer Muschelnische mit einer Figur des hl. Franziskus.

Der rechteckige Sakristeianbau weist rundbogige Kreuzgewölbe auf. Im daran anschließenden Vorbau führt eine gerade massive Treppe in den Kircheninnenraum zur Kanzel. Ein Vorraum vor der westlichen Giebelwand stellt eine Verbindung her über die Empore zum Kloster. Im Westen des Kircheninneren befindet sich eine doppelte Nonnenempore, darunter eine große neu gefasste Kalvarienberg-Gruppe. Es handelt sich um eine Arbeit der Trierer Bildschnitzerschule. Sie stammt wahrscheinlich aus der Zeit der Klostergründung, der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts.

0.1.1.Klostergebäude

An der Westseite der Kirche liegen die zweigeschossigen Klostergebäude, gleichfalls aus der Erbauungszeit der Kirche. Es handelt sich hierbei um eine zweigeschossige, massive vierflügelige Anlage, die einen Kreuzgang umschließt, der rundbogige Kreuzgewölbe aufweist. Der Klosterneubau soll nach 1684 vollendet worden sein.

0.1.2.St. Andreaskapelle

Von den ersten Gebäuden hat sich allein der frühromanische, aus dem 11. Jahrhundert stammende Turm mit Rundbogenarkaden erhalten. Die Kapelle selbst hatte bereits lange vor ihrer ersten Erwähnung  im Jahr 1455 bestanden. Nach Vogt war sie damals mit einer anscheinend mit ihr verbundenen Klause dem neuen Franziskanerinnenkloster übertragen worden. Die Kapelle hatte als Filiale der Pfarrei Wintrich bis 1455 bestanden.

Mit seinen gleichmäßigen Horizontalschichten, den eingelegten Reihen schräg geschichteter Steine nach Art des römischen Fischgrätenmauerwerks und den regelmäßig behauenen Eckquadern weist der hochragende Bau ein interessantes Bruchsteinmauerwerk auf. Nach Mauerwerk und Einzelformen ist der Turm ein Werk des frühromanischen Stils. Es besteht eine enge Verwandtschaft mit den Westtürmen des Trierer Doms: Erdgeschoss mit „farbigem Steinwechsel“ an der Rundbogenöffnung nach Süden und zugesetztem Portal zum ehemaligen östlich anschließenden Schiff, im vierten Geschoss auf drei Seiten gekuppelte Rundbogenarkaden über stark verjüngte Säule, gleiche, kleinere Arkaden paarweise im abgesetzten fünften Geschoss.

Im Erdgeschoß nach Nordosten weist der Turm ein Rundbogenportal auf mit schönem Kämpfergesims, nach Südosten ein rechteckiges Portal mit halbkreisförmigem Tympanon, möglicherweise ein Zugang früher zum Kloster.

Seit dem 2. Juni 1803 befindet sich der ca. 12,50 m hohe Turm im Besitz der Gemeinde.

0.1.3.Grablegen

Das Kirchenschiff ist teilweise unterkellert. Vom linken Seitenaltar ausgehend führt eine vierzehnstufige Treppe hinunter in die tonnengewölbten Gruft der Nonnen. Hier sind 33 Klosterschwestern in gemauerten Einzelkammern beerdigt. An der Stirnseite tragen die Kammern ein Kreuz mit den Jahreszahlen der jeweiligen Beerdigung von 1740 bis 1786.

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0.2.Materielle Kulturgeschichte

Die Ausstattung der Klosterkirche stammt überwiegend aus den Jahren ihrer Erbauung.

0.2.1.Altar

Der Hochaltar aus Eichenholz mit zwei Gemälden auf Holz: Unten im Rundbogenfeld zwischen zwei Säulenpaaren korinthischer Ordnung die Hl. Familie; oben zwischen drei Velutenpaaren die Stigmatisation des Hl. Franziskus. Die qualifizierte Arbeit ist wohl um 1720 entstanden.

0.2.2.Kanzel

Die Kanzel trägt auf ihren Brüstungen Rocaillewerk und Reliefs der vier Evangelisten und der „Synagoge“, an der Unterseite des Schalldeckels erinnert eine Taube symbolhaft an den hl. Geist. An der rückwärtigen Tür befindet sich ein Relief zum Thema des guten Hirten. Über die beteiligten Künstler aus der Mitte des 18. Jahrhunderts liegen keine weiteren Angaben vor.

0.2.3.Kreuze und Skulpturen

In einer Flachbogennische unter der Empore erwartet die Besucher des Gotteshauses eine Kalvarienberg-Gruppe. Die Figuren der hl. Maria und des hl. Johannes in faltenreichen Gewändern tragen einen in sich gekehrten Gesichtsausdruck. Auch auf Grund der Größe der beiden Holzplastiken (je 1,10 m hoch) dominiert der Gekreuzigte (1,40m hoch, stark ausgearbeitete Brustpartie, Faltentuch, Dornenkrone) das Ensemble. Vergleiche bieten sich dazu an mit Arbeiten in Eberhardsklausen. Bei der Figurengruppe handelt es sich um eine Gruppe aus der Zeit der Klostergründung in der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts.

0.2.4.Gemälde und sonstige Austattung

Gute Ölgemälde auf Leinweind „Jesus am Kreuz“, „Christus am Ölberg“ und „Maria Magdalena“ sollen sind im vergangenen Jahrhundert in der Pfarrerwohnung aufbewahrt worden sein. Nach Vogt soll dort auch ein Sakristeischrank aus Eichenholz mit zwei Füllungen in reich profilierten Umrahmungen und mit einem alten kunstvollen Beschlag (1,80 breit, 2,20 hoch) gestanden haben.

0.2.5.Glocken

Zwei Jahrzehnte nach der Klostergründung wurde die erste Glocke des Klosters erwähnt: Es ist die Marienglocke mit der Inschrift „Maria heissen ich. Alle + bose weder verdriven ich. Anno 1474.“ Diese Glocke versieht ihren Dienst als Wandlungsglocke auf dem Kirchturm. Weitere Glocken wurden in den Jahren 1693 und 1819 angeschafft.

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Empfohlene Zitierweise

Brauksiepe, Bernd: Brauneberg Franziskanerinnenkloster Filzen. Bau- und Kunstgeschichte. In: Klöster und Stifte in Rheinland-Pfalz, URL: <http:⁄⁄www.klosterlexikon-rlp.de//mosel-saar/brauneberg-franziskanerinnenkloster-filzen/bau-und-kunstgeschichte.html> (Letzter Aufruf: 24.04.24)