Klöster Mosel-Saar
Geschichtlicher Abriss Kloster Stuben
Gründung und weitere Entwicklung
1137 bestätigte der Trierer Erzbischof Albero die Stiftung eines Ministerialen Egelolf. Dieser „fidelis laicus“ hatte Richard von Springiersbach auf einer - Bremm gegenüberliegenden - damaligen Halbinsel sein festes Haus, eine dem hl. Nikolaus geweihte Kapelle, Weingärten und weiteren Besitz übertragen. Damit sollte eine „cella“ (klösterliche Niederlassung) errichtet werden, in der die Tochter Gisela, als sponsa Christi, mit anderen Jungfrauen und Witwen nach dem Grundsatz „pauperem Christum pauperes sequi“ leben kann. Erste Vorsteherin wurde Egelolfs Tocher Gisela. Das Anwesen in Stuben konnte den Lebensunterhalt nur für eine begrenzte Zahl von Frauen sichern. Albero entschloss sich deshalb zu einer personellen Beschränkung auf 100 Konventsmitglieder. Ein solcher numerus clausus war notwendig angesichts der Entschlossenheit unverheirateter Frauen und Witwen, dem allgemein azeptierten Springiersbacher Ideal zu folgen und „in Armut dem armen Christus“ nachzufolgen. 1138 bestätigte Papst Innozenz das neue Kloster. Es konnte für sich in Anspruch nehmen, dass erste Frauenkloster zwischen Trier und Koblenz zu sein. In Trier selbst gab es um 1100 lediglich das Benediktinerinnenkloster St. Irminen, das nur adelige Frauen aufnahm. Den Frauenkonvent in Pfalzel hatte bereits 1016 Erzbischof Poppo aufgelöst. Mit seiner Initiative errichtete Richard die ersten selbständigen Frauenklöster, die nach der Ordo monasterii der ersten und strengsten Augustinus-Regel leben. Die Einhaltung dieser Regel unterstand der Aufsicht des jeweiligen Springiersbacher Abtes. Neben der Stubener Einrichtung sind weitere Gründungen zu verzeichnen: St. Thomas vor Andernach, Martenthal, Marienburg, Pedernach bei Boppard. Springiersbach (1102) und Lonnig/Maifeld (um1123) bestanden zunächst aus einem Männer- und einem Frauenkonvent. Die Frauengemeinschaft in Springiersbach wurde 1128 nach Andernach, die in Lonnig 1143 nach Schönstatt umgesiedelt. Doch die rigorose Geisteshaltung der Gründungszeit dauerte nicht einmal ein Jahrhundert.
Bereits gegen Ende des 12. Jahrhundertswar es notwendig geworden, Abt Absalon aus dem Pariser Augustinerstift St. Viktor für einen inhaltlichen Neuanfang nach Springiersbach zu rufen. Dessen Tod nach wenigen Jahren verhinderte die Durchsetzung der viktorinischen „consuetudines“. Sie richteten sich gegen das Hauptübel des Niedergangs, aus dem alle anderen sich herleiten lassen: die Aufgabe des strengen Ideals der Armut. 1241 beklagte Erzbischof Theoderich von Wied die desolaten Zustände in Springiersbach. Die von der Bewegung initiierten Klöster waren zwischenzeitlich zu Versorgungseinrichtungen vornehmlich unversorgter Söhne und Töchter des regionalen Adels geworden. Nach einer Visitation 1511 wurde dem Frauenkloster Stuben noch einmal eine Chance eingeräumt, um den hohen Zielen der Armut im Richardschen Sinne zum Durchbruch zu verhelfen. Die Hoffung auf eine Wende zum Besseren bestand noch. Als 1550 jedoch der Springiersbacher Abt Daniel Schilling von Lahnstein erneut eine Visitation in Stuben durchführte,waren die gleichen beklagenswerten Zustände wie vor knapp 40 Jahren festzustellen. Im gleichen Sinn äußerte sich ein Visitationsbericht vom 16.10.1640. Auch der offizielle „Besuch“ vom 1762 diagnostizierte die alten Probleme. Hinzu kam erschwerend die defizitäre Wirtschaftsführung der Äbtissin hinzu, sodass der Konvent auch wirtschaftlich in eine problematische Lage geriet. Die Bestellung einer Schwester zur Zellerarin und des Hausgeistlichen zum Güterverwalter änderten aber grundsätzlich nichts an den wirtschaftlichen Problemen. Dank seiner ausgedehnten Besitztümer verfügte das adelige Augustinerinnenkloster zunächst noch über hohe Einkünfte. Im Laufe des 18. Jahrhunderts verschuldete es sich grundlegend. 1784 der Abt von Springiersbach als Visitator der Ansicht war, die Hauptursache für die erloschene Klosterdisziplin läge in dessen unfähiger Wirtschaftsführung. Die Missstände der letzten Jhre führten zur Absetzung der Meisterin Zandt von Merl, die 30 Jahre das Kloster geleitet hatte; ein bischöflicher Administrator wurde bestellt. Nach dem Tod der Meisterin 1787 wurde das Kloster ein Jahr später in ein adeliges Stift umgewandelt. Unter Beibehaltung ihres Gelübdes, jedoch in weltlicher Kleidung, bewohnten zunächst fünf ehemalige Klosterfrauen die Stubener Anlage.
Offenbar bestand Stuben als Stift schon 1794 nicht mehr als Institution, sondern nur noch als ein Personenverband von Pensionärinnen. Die früheren adeligen Klosterfrauen, dann Stiftsdamen, durften 1794 größtenteils in ihre rechtsrheinischen Heimatgebiete fliehen. Von hier aus richteten sie nach Erlass der französischen Pensionsgesetzgebung mehrmals vergebliche Unterstützungsanträge an die Behörden, bis ihre Ansprüche nach 1812 anerkannt wurden. Die zweite Gruppe der Pensionärinnen, kurtrierische Beamtentöchter, denen Clemens Wenzeslaus aus dem Stubener Vermögensfonds Renten ausgesetzt hatte, kämpften vor den preußischen Finanzbehörden um Unterstützung, allerdings vergeblich. Weitere Abgänge führten dazu, dass Stuben personell ausblutete. Als Kommissar für die Umwandlung des Klosters zum Stift bestellte Klemens Wenzeslaus den Geistlichen Rat und Kanoniker von St. Florin, Koblenz, Heinrich Arnoldi. Er brachte Kirchensilber, Reliquiare und Paramente in zwei Kisten am 17. Januar 1789 ins Karmeliterkloster der Stadt. Nach teilweisem Verkauf des Kirchenguts wurde der Rest zunächst nach Montabauer, dann nach Hanau und von dort über Dillingen und Augsburg 1800 nach Dresden gebracht. Nach der Rückführung im Dezember 1892 nach Ehrenbreitstein erhielt die kath. Gemeinde in Weilburg die Stubener Monstranz, ein silbervergoldetes Ciborium und ein Kreuz in Ebenholz mit einem Christus in Silber. Das Kreuzreliquiar erreichte 1811 die nassauische Residenz in Wiesbaden, um 1835 anlässlich einer Bischofsweihe für immer in den Limburger Dom verbracht zu werden.
Späteres Schicksal
Die Güter des Klosters wurden 1802 eingezogen und die Bauten auf Abbruch verkauft. Die Altäre wurden in die vom Stift zu unterhaltenden Kirchen in Bremm, Urschmitt, Ernst, Gillenbeuren, Schmitt und Gappenach sowie über Neef auf den Petersberg und nach Eller verbracht. Es handelte sich dabei um Arbeiten der Hoffmann-Nachfolge um 1625 und des etwas jüngeren Johannes Gros. Das Klostergebäude zerfiel in den kommenden Jahren. Der Besitz umfasste noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts rund 200 ha Land, davon 2,5 ha Weinberge im „Frauenberg“ von Neef und Bremm.
Heute sind die romantischen Ruinen am Moselufer im Sommer das Ziel vieler Kulturinteressierter. Die singuläre Örtlichkeit in sanft auslaufenden Weingärten hat sich einen Namen gemacht mit ihrem anspruchsvollen Kulturprogramm.
Empfohlene Zitierweise
Brauksiepe, Bernd: Bremm - Augustinerinnenkloster Stuben. Geschichtlicher Abriss. In: Klöster und Stifte in Rheinland-Pfalz, URL: <http:⁄⁄www.klosterlexikon-rlp.de//mosel-saar/bremm-augustinerinnenkloster-stuben/geschichtlicher-abriss.html> (Letzter Aufruf: 13.12.24)