Klöster Mosel-Saar

Zur Übersicht

Bau- und Kunstgeschichte Marienburg (Cochem-Zell)

Kirche

Von einem einschiffigen Flachdachbau von rund 22 m Länge und 10 m Breite sind die Langwände von Bruchsteinen mit Resten von kleinen, hoch sitzenden, später zugesetzten Rundbogenfenstern erhalten. Sie wurden durch je drei größere Barockfenster ersetzt. Bei Ergänzung der erhaltenen Reste und Annahme regelmässiger Abstände ergeben sich auf jeder Seite neun romanische Fenster. Von einer doppelten Nonnenempore aus Holz im Westen des Schiffes zeugen noch Kragsteine. Fundstücke staufischer Bauzier werden in der Ruine bewahrt: Fries und Zwickel eines Kleeblattbogens mit gutem Blattwerk um 1200, dazu ein Säulenknauf und eine Eckblattbasis aus Sandstein.
Die Kirche ist als einschiffige Hallenkirche erbaut. Erzbischof Hillin weihte sie am 18. Oktober 1156 ein. Mit dem schmalen, nach Osten gerichteten Chor verfügt sie über eine Länge von 28 m. Das über 10 m breite Langhaus weist zur Zeit der Erbauung zunächst eine flache Decke auf. Auffallend hoch sitzen die vermauerten, kleinen ursprünglichen Rundbogenfenster. Die Kirche ist der älteste, heute noch aufstehende größere Sakralbau im Kreise Cochem-Zell. Die großen mit Sandstein gefassten Fenster wurden bei der Renovierung der Kirche im 18. Jahrhundert eingebracht. Auch die Strebepfeiler des Langhauses stammen aus einer jüngeren Bauperiode und lassen auf eine spätere Dreiteilung des Kirchenschiffs schließen. Der spätgotische Chor wurde in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts erbaut. Seine drei zweiteiligen Spitzbogenfenster zeigen beachtliche Reste von schönem Fischblasenwerk. Von den beiden Jochen des Kreuzgewölbes sind noch die Ansätze zu sehen. An der Nordwand befinden sich eine flach gewölbte Nische und ein Sakramentshäuschen. Hier sind auch noch die Reste alter Wandmalerei, drei schwarze Kreuze in roten Kreisen zu erkennen. Als es zur Erneuerung der nach dem Dreißigjährigen und dem Pfälzischen Krieg entstandenen Schäden kam, wurde das Mauerwerk erhöht. Über den alten gotischen Fenster wurden kleine ovale ergänzt.
An der Westseite der Kirchenruine sind noch die Konsolen und Balkenlöcher eines doppelten Emporenhauses zu erkennen. Die außergewöhnliche Höhe des Kirchenraumes ist wohl durch die für die Klosterfrauen bestimmten Emporen bedingt, die von den sich anschließenden Klostergebäuden erreicht werden konnten. Der wuchtige Bau, der die Kirche nach Westen abschließt, diente später, vor allem im 18. Jahrhundert, den Eremiten, die für die Kirche sorgten, als Wohnung. Nach einem Plan der kurfürstlichen Baumeisters Johann Seiz von 1744 trug das Walmdach dieses Hauses einen Dachreiter mit geschweiftem Helm.
In den Gärten nach Norden sind noch Reste von Bauten zu finden, die einst Teil der monastischen Anlage gewesen sind. Vor allem an der Nordseite sind noch wesentliche Objekte der wehrhaften Umfassungsmauer ausfindig zu machen.

Nach oben

Kapelle außerhalb der Anlage

Auf Veranlassung der letzten Äbtissin des Klosters, Ottilie von Kesselstatt, wurde an der Südseite des Kirchenchores eine kreuzgerippte Sakristei angebaut, die später die Kapelle beherbergte. Es handelt sich um einen zweijochigen, spätgotischen Raum. Zwei Gewölbekonsolen tragen ein Doppelkreuz und das Wappen der Familie von Hammerstein oder von Koss zu Ahrweiler. Auf den Schlusssteinen sind die Wappen des Kurfürsten Richard von Greiffenklau und der Äbtissin Ottilie von Kesselstatt abgebildet. Über dem schlichten Altartisch steht in einer Rundbogennische ein ergreifendes Vesperbild der schmerzhaften Muttergottes.

Nach oben

Bauausstattung

Altäre

Nach einer Inventarübersicht vom 12. Februar 1787 durch den Landdechanten des Dekanats Zell, Pfarrer Becker aus Mastershausen und dem Marienburger Rektor Nikolaus Justen, befanden sich in der Kirche drei Altäre: der Hochaltar aus Lindenholz im Ostchor zu Ehren der heiligen drei Könige (vor rund 10 Jahren – also 1777 – renoviert), ein Muttergottesaltar zur Südseite, zwischen dem und der Kommunionbank sich eine erhöhte Kanzel befand, die offenbar auf älteren reliefierten oder skulpierten Spolien ruhte und ein steinerner Nebenaltar an der Nordseite, der 1639 vom Zeller Amtsverwalter und Amtskellner Nikolaus gestiftet worden war. Die gesamte Inneneinrichtung wurde wohl von französichen Soldaten in den letzten Jahren des 18. Jahrhunderts zerstört. Dies ist um so bedauerlicher, als der steinerne Altar wohl dem Kreis der berühmten Hans-Rupprecht-Hoffmann-Schule zuzurechnen war. Altäre und Altaraufsätze dieser Bildhauerschule wurden in Auderath, Bruttig, Bullay, Ediger, Ernst, Gevenich, Karden, Klotten, Stuben jetzt Eller, St. Aldegund und Ulmen nachgewiesen.

Nach oben

Empfohlene Zitierweise

Brauksiepe, Bernd: Zell - Kaimt - Kloster Marienburg. Bau- und Kunstgeschichte. In: Klöster und Stifte in Rheinland-Pfalz, URL: <http:⁄⁄www.klosterlexikon-rlp.de//mosel-saar/zell-kaimt-kloster-marienburg/bau-und-kunstgeschichte.html> (Letzter Aufruf: 23.04.24)