Klöster Mosel-Saar

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Geschichtlicher Abriss Marienburg (Cochem-Zell)

0.1.Klostergeschichte

Bereits Kelten hatten den exponierten Platz auf der Höhe des Zeller Hamm zu einer Kultstätte gemacht. Auf der Hochfläche des Barl ist ein römischer Gutshof nachgewiesen. Der schmale und steil abfallende Bergrücken, auf dem die Marienburg liegt, hatte neben einer vermuteten Burg auch schon frühchristliche Bedeutung: So soll um 500 hier oben die Mutterkirche des Hamm gestanden haben. Sie war dem hl. Petrus geweiht und zählte zu den ältesten Kirchen der Erzdiözese Trier. Sie hat auch dem Berg den Namen gegeben, St. Petersberg (mons sancti Petri) und diente als Pfarrkirche der Orte Kaimt, Zell, Pünderich, Merl und Corray. Zugleich war sie Haupt- und Mutterkirche des Landkapitels Kaimt, über das schon 1030 in einer Urkunde berichtet wurde. Erzbischof Albero übereignete 1142 der Abtei Springiersbach die Mutterkirche St. Peter auf dem Berg. Dies wurde mit der Auflage verbunden, dort Kanoniker für die Pfarrseelsorge anzusiedeln. Am 22. April 1143 bestätigte Papst Innozenz II. diesen Vorgang. Um diese Zeit mussten die Gebäude auf dem Berge, über deren Aussehen keine Berichte existieren, sehr baufällig geworden sein. Richard ließ sie abreißen und gründete ein Kloster für Schwestern nach der Regel des hl. Augustinus. Eine neue Kirche unter seiner Leitung wurde der Muttergottes geweiht. Der Berg, auf der sie stand, erhielt ihren Namen, „Marienburg“ (castrum beatae Mariae). 1157 erfolgte die Einweihung zur „reinen und makellosen Jungfrau Maria“ durch Erzbischof Hillin. Aus dieser Zeit stammen auch die ältesten erhaltenen Bauten und Baureste. Um die Wende des 12. Jahrhunderts wurde der Titel der einstigen Peterkirche nach Zell auf das andere Moselufer übertragen. Bald wurden unter Erzbischof Heinrich II. von Finstingen (1260-1286) Ort und Umfeld befestigt. Doch stilles Klosterleben und militiärische Belange vertrugen sich nicht auf Dauer.

Erzbischof Richard von Greiffenklau plante deshalb – auch wegen weiterer militärischer Ausbaupläne - die Auflösung des Konvents. Die Nonnen sollten zu ihren Familien zurück oder von den Augustinerinnen des nahen Klosters Stuben auf der anderen Moselseite aufgenommen werden. Die Umsetzung dieser Überlegungen stieß auf heftigsten Widerstand der zumeist adeligen Schwestern. Erst ein Vergleich, den eine päpstliche Bulle bestätigte, ermöglichte den Schwestern, den neuen Aufenthaltsort selbst zu bestimmen. Der Unterhalt wurde durch eine jährliche Rente von 500 Goldgulden gesichert. Am 22. Oktober 1516 verließen die Äbtissin Ottilie von Kesselstatt und ihre adeligen Schwestern Kloster und Kirche, um gemeinsam im Hofgut Molun (heute Mullay) oberhalb von Reil ihr klösterliches Leben fortzusetzen. Ottilie von Kesselstatt starb dort 1528 und fand in der Kirche von Springiersbach ihre Grabstätte.
Trotz der Auflösung blieb die Kirche auf der Marienburg Mittelpunkt des religiösen Lebens in der Region. Von nah und fern pilgerten Gläubige zum Bild der Gottesmutter.
Ein Geistlicher, der ständig beim ehemaligen Kloster lebte, übernahm die Seelsorge der Bevölkerung. Wie nicht anders zu erwarten, erfreute sich die strategisch einmalige Lage der Marienburg während des Dreißigjährigen Kriegs der Gunst der kriegführenden Kräfte.
Dies schien allerdings der Örtlichkeit nicht zum Nachteil zu gereichen. So dokumentieren die Rechnungen jener Jahrzehnte keine ungewöhnlichen Ausgaben, die auf Zerstörungen oder Brandschatzungen hätten hinweisen können. 1650 kam es zu kriegerischen Auseinandersetzungen mit französischen Truppen im Terrain der Marienburg. Schlimmer hingegen erging es dem aufgelassenen und zugleich befestigten Kloster im Pfälzischen Krieg. 1687 ging die Kirche in Flammen auf. Doch Aufbaumaßnahmen ab 1700 im Barockstil ermöglichten bald wieder Gottesdienste und die Aufnahme von Wallfahrten.

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Nachnutzung und späteres Schicksal

1792 hielt Rektor Justen den letzten Gottesdienst in der Marienkirche. Das reiche religiöse Leben fand durch die französische Revolution ein abruptes Ende. Kurze Zeit danach wurde die Kirche von französischen Revolutionstruppen zerstört. Ein Klausner rettete das hoch verehrte Marienbild nach Kaimt. Glocken, Orgelpfeifen und Fernsterblei wurden von den Siegern mitgenommen. Das Dach und der Turm wurden eingerissen. Die Vorsprache von Pündericher Männern in Koblenz ergab zwar eine Zusage des Präfekten, den Turm nicht einzureißen. Doch vor Ort waren zwischenzeitlich schon Fakten geschaffen worden. Turm, Ruine und Garten wurden zum Nationaleigentum erklärt und am 8. September versteigert. Am 30. August 1810 ging auch der Hof Marienburg mit 11 ha Ackerland, 1 ha Wiese und 400 Weinstöcken in Privateigentum über. Nach vielen Zwischenbesitzern kehrte schließlich die Marienburg am 25. Februar 1950 mit Kapelle und Landbesitz wieder in das Eigentum des Bischöflichen Stuhls zurück. Heute besteht hier eine Fachstelle für kirchliche Kinder- und Jugendarbeit.

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Empfohlene Zitierweise

Brauksiepe, Bernd: Zell - Kaimt - Kloster Marienburg. Geschichtlicher Abriss. In: Klöster und Stifte in Rheinland-Pfalz, URL: <http:⁄⁄www.klosterlexikon-rlp.de//mosel-saar/zell-kaimt-kloster-marienburg/geschichtlicher-abriss.html> (Letzter Aufruf: 24.04.24)