Klöster in Rheinhessen
Besitz- und Wirtschaftsgeschichte des Stifts St. Stephan (Mainz)
Besitz
Durch Otto III. wurde dem Stift 992 das Königsgut Hahnweiler / Pfalz geschenkt.
In welchem Umfang der Erzbischof das Stift bei der Gründung ausgestattet hatte, ist nicht mehr bekannt. Bekannt ist jedoch, dass Erzbischof Willigis dem Stephansstift die erst relativ kurze Zeit zuvor gegründeten Pfarreien Münsterliederbach und Schloßborn überlassen hat.
996 erfolgte eine weitere Schenkung Ottos III. an das Stift, dem ein Gut in der Mark Büchenbach in Ostfranken übertragen wurde. Dieses Gut wurde allerdings bereits 1008 umgetauscht in Königsgüter in Dillich, Eschborn, Niederohmen und Reil.
Damit gab es beim Abschluss des Gründungsprozesses vier Besitzgebiete: Main-Taunus-Gebiet, Oberhessen, Pfalz und Mittelmosel.
In den folgenden Jahren kam es zum Besitztausch, um eine Arrondierung von Besitz zu erzielen.
1035 wurde Hahnweiler mit der Abtei St. Maximin (Trier) getauscht gegen Bretzenheim. Mit Ravengiersburg getauscht wurde Reil gegen Klostergut in Alzey. 1189 tauschte das Stift dann das Patronat in Alzey gegen das Patronat in Bretzenheim und Münster an der Nahe. Im Zusammenhang mit diesem Tausch wurde dem jeweiligen Domkustos dann eine Präbende am Stephansstift zugesprochen.
Bis zum 12. Jahrhundert bildete sich neben den Besitzkomplexen in Oberhessen und dem Main-Taunus-Gebiet ein weiterer Besitzkomplex im Mainzer Hinterland aus. Dadurch, das das Gebiet im Einflussbereich des Mainzer Erzbischofs lag, erwuchsen sowohl dem Stift als auch dem Erzbischof hinsichtlich der Festigung ihres Einflusses und der Besitzarrondierung gewisse Vorteile.
Zentrum des Besitzes in Oberhessen war das Gut in Niederohmen, dazu trat der Zent Merlau, woran wiederum bestimmte Recht gebunden waren. Anfang des 12. Jahrhunderts konnte zusätzlich der sog. Ebsdorfer Grund erworben werden, der zuvor wie Niederohmen Reichsgut gewesen war. Die Expansion in Oberhessen kam im 13. Jahrhundert allerdings zum Stillstand, da die Landgrafen von Hessen ihrerseits nach einer Ausweitung ihres Besitzes und Einflusses strebten. Langsam wurde das Stapehansstift aus dem Raum sogar verdrängt. 1249 bereits wurde der Ebsdorfer Grund an die Landgräfin Sophie verpachtet, 1335 wurden dann Dillich und schließlich 1370 auch Niederohmen in das Pachtverhältnis mit den Landgrafen einbezogen. Der Pachtvertrag wurde im 15. Jahrhundert dann rechtlich zu einem Lehensverhältnis umgestaltet. Nach einem mit Hessen-Darmstadt geführten Prozess (1621-1661) wurde 1661 eine weitere Pacht auf 150 Jahre vereinbart. 1780/81 wurde anlässlich einer Visitation dem Stift empfohlen, das Gebiet zu gegebener Zeit wieder unter eigene Verwaltung zu nehmen.
Im Main-Taunus-Gebiet schloss das Stift im 13. Jahrhundert ein Lehensverhältnis mit den Herren von Eppstein. Ende des 16. Jahrhunderts erfolgte ein Güterverkauf an das Erzstift Mainz, nachdem Erzbischof Daniel Brendel von Homburg (1555/1582) die Grafschaft Königstein als heimgefallenes Lehen an sich gezogen hatte und nun in diesem geographischen Raum nach einer Arrondierung des Besitzes strebte.
Von geringem Ausmaß war der Stiftsbesitz in Thüringen.
Die Besitzarrondierung des Stephansstiftes konzentrierte sich zunehmend auf den Raum des heutigen Rheinhessen, wo man ja bereits Liegenschaften und Rechte besaß. Ende des 12. Jahrhunderts hatte es Besitz in Marienborn und Elsheim. Hinzu kam (seit 1189/90) Besitz in Münster an der Nahe. Weiterer Zuwachs des Besitzes erfolgte in Zahlbach. Es gelang dem Stift dann auch, Fernbesitz anderer Stifte (St. Kunibert/Köln; St. Gereon/Köln; Domkapitel Würzburg) zu übernehmen: den Hof in Dromersheim, Besitz in Bubenheim, Nackenheim und Lörzweiler sowie Nieder-Ingelheim. 1419 trat der Propst von St.Alban dem Stift das Patronatsrecht in Schornsheim ab, wofür ihm im Gegenzug das Recht eingeräumt wurde, eine der Pfründen zu besetzen.
Empfohlene Zitierweise
Rommel, Martina / Schmid, Reinhard / Rettinger, Elmar: Mainz - St. Stephan. Besitz- und Wirtschaftsgeschichte. In: Klöster und Stifte in Rheinland-Pfalz, URL: <http:⁄⁄www.klosterlexikon-rlp.de//rheinhessen/mainz-st-stephan/besitz-und-wirtschaftsgeschichte.html> (Letzter Aufruf: 10.10.24)