Bau- und Kunstgeschichte

0.1.Klosteranlage

Klosteranlage - Grundriss

Die früheste Darstellung stammt von 1646 und befindet sich an der Nordwand des Nordschiffs der Kirche über dem Zugang zur Eberhardsklause. Es ist eine malerische Darstellung der Kirche von Norden und zeigt Pilger, Beter und Stifter und die mit dem Besuch Klausens verbundenen Ereignisse wie Wunder und Heilungen.
Die Klostergründung von Klausen begann am 25. November 1456 mit der Einführung von zwei Fratres. Sie erfolgte durch den Prior des Augustinerklosters in Niederwerth, der den Subprior Herman de Ruden (Herman Kleyman) und den Professpriester Jacob von Neumagen für Eberhardshausen ausgewählt hatte. Die beiden Mönche lebten zunächst in einem bescheidenen Haus neben der ehemaligen Unterkunft Eberhards. 1457 folgten weitere vier Frates, die aufgrund der Dürftigkeit ihrer Unterkunft die Örtlichkeit bald wieder verließen. Als der Konvent 9 Mitglieder umfasste, wurde 1461 aus dem Kreis Herman Kleymann zum ersten Prior von Eberhardsklausen gewählt. Die ersten Unterkünfte befanden sich in den „cellae“, die Peter Linen im Anschluss an Eberhards Hütte errichtet hatte Über Umfang und Größe des Klostergeländes liegen nach Dohms  keine genauen Angaben vor, da es wiederholt durch Zukäufe erweitert wurde. Eine erste klösterliche Mauer wurde unter Prior Berthold von Marsberg (1469-1473) errichtet. Nach Erweiterungen der Klosteranlage 1483 entstand unter Prior Gerhard von der Lippe eine größere Umfassungsmauer, die ein Gelände von rund 15 000 Quadratmetern umschloss.
Zum ehemaligen Klosterareal gehörten:
ehemaliges Brauhaus des Klosters, im nördlichen Teil Nr. 5; die Bauten im südlichen Teil des Klosterberings, die vor 1802 als Wirtschaftsgebäude gedient haben (7+8), in den letzten beiden Jahrhunderten wurden sie als Scheunen, Stallungen und Küsterwohnung genutzt. Der von 1692 stammende Pferdestall (7) weist zwei durchgehende Stichkappengewölbe sowie historisierende Säulen und Pfeiler auf. Die anschließende Remise war an zwei Seiten durch große Rundbögen geöffnet. Nach Süden erstreckte sich der sog. Abtsgarten. Das ehemalige dreigeschossige Brauhaus wurde bis 1952 als Pfarrhaus benutzt.

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0.2.Kirche

Klosterkirche - Choransicht von Nordosten[Bild: Rita Heyen/Amt für kirchliche Denkmalpflege T]
Klosterkirche - Hochaltar[Bild: Amt für kirchliche Denkmalpflege Trier/Rita H]

Vor allem die zahlreichen Gaben und umfangreichere Spenden der Pilger hatten substantiellen Anteil an der Errichtung der Klosterkirche. Deshalb fühlte der Chronist Wilhelm von Bernkastel die Verpflichtung, die Freigiebigkeit des Volkes durch „großartige und schmuckvolle Bauten“ nach außen hin sichtbar werden zu lassen.
1442 war die „clausa“ vollendet. Für den Bau stellten die Herren von Esch eigenes Land zur Verfügung. Das neue Häuschen war drei Schritte lang, zwei Schritte breit und drei Schritte hoch. Nach Norden hin war es zunächst offen. Die Südwand wies ein Fenster für ein Marienbild auf, das Eberhard nach Verkauf seiner Habseligkeiten in Trier erworben hatte.
Der große Andrang zur Gnadenstätte wurden für Eberhard und seine Helfer notwendiger Anlass, die Klause durch eine größere Kapelle zu ersetzen. Nach Zustimmung des Erzbischofs Jakob von Sierck erfolgte 1444 der Abriss des sog. Marienhäuschens.
Die neue Kapelle maß fünf Schritte in Länge und Breite, verfügte über einen Altar und konnte 1445 fertig gestellt werden. Die Weihe der quadratischen Kapelle erfolgte erst nach Vollendung eines zusätzlichen Erweiterungsbaus. In der Klosterchronik wurde er als „Kirche“ (ecclesia), in Urkunden als Kapelle bezeichnet. Nach Dohm wurde das neue Gotteshaus mit den Maßen 26 auf 12 Schritte an einen bereits vorhandenen zweigeschossigen Turm angefügt. An Mariä Verkündigung, am 25. März 1449, erfolgte die Einweihung des Gesamtkomplexes (26 Schritte lang und 12 Schritte breit) durch Erzbischof Jakob von Sierck. Baumeister war vermutlich ein Peter Lienen aus Klüsserath/Mosel, so Wackenroder und Dohms.
Wesentlich erweitert wurde die Kirche durch den Bau des sich nach Osten anschließenden Chors. Unter dem ersten Prior Hermann von Kleymann (+1467) begonnen, wurde er unter Berthold von Marsberg (1469-1473) beendet und unter Johann von Eindhoven (1473-1482) 1474 eingeweiht
Noch in der Amtszeit Kleymans wurde südlich der Chorwand mit dem heute nicht mehr existierenden Kreuzgang begonnen. Eine westliche spätgotische Tür, vermauert und durch die heutige, weiter östlich ausgeführte Sakristeitür ersetzt, verbindet Chor und Kreuzgang.
Unter Prior Gerhard von der Lippe (1483-1527) erfolgte die Umgestaltung der Nordostecke des Kreuzgangs zur „Neuen Sakristei“ mit Altar und im ersten Stock die Bibliothek. Die nahezu quadratischen Räume erhielten jeweils auf einer mittleren Säule ruhende Kreuzrippengewölbe und die Bibliothek reiche spätmittelalterliche Wandmalereien.
Wie im Cusanus-Stift in Bernkastel-Kues und in der Franziskanerklosterkirche in → Enkirch fügen sich Sakristei und darüber liegende Bibliothek dem Chor an.
Noch vor der Chorweihe von 1474 wurde  mit der Erweiterung der alten Saalkirche in die heutige zweischiffige Hallenkirche begonnen. Für das neue Kirchenschiff wurde zuerst die nördliche Außenmauer fundamentiert. Endgültig noch nicht geklärt ist, ob dafür auch die Gnadenkapelle von 1444/45 abgerissen wurde. Sollte dies der Fall gewesen sein, wurde sie an gleicher Stelle danach neu errichtet, dann allerdings in das westliche Joch des Kirchenschiffs integriert. Im gleichen Zeitraum entstand die Michaelskapelle. Auch die sog. Eberhardsklause als Gedächtnisstätte wurde erstellt. Die alte Saalkirche blieb zunächst während der Bauarbeiten erhalten. Ihr Abriss erfolgte nach Fertigstellung der Außenwände und eines Schutzdaches über dem Kirchenschiff. 1500 wurde die Hallenkirche fertiggestellt. An der Westseite der Wandpfeiler wurden in den Wandnischen Altäre aufgestellt. Der bis dahin zweistöckige Kirchturm erhielt zwei weitere Stockwerke, ein neues Portal und an den westlichen Ecken Strebepfeiler zur Verstärkung. Unter Erzbischof Johann von Baden und Weihbischof Johann von Eindhoven erfolgte am 4. September 1502 die Schlussweihe der neuen Hallenkirche. Damit entstand eine Kirchenanlage, die bis auf eine Erweiterung durch das aus dem Kreuzgang-Nordflügel entstandene südliche Seitenschiff bis heute in ihrer Substanz erhalten geblieben ist.
Eine prägende Rolle bei der Kirchenausstattung spielte Prior Gerhard von der Lippe. Auf seine Initiative ging die Sakristei mit der Bibliothek im Obergeschoss zurück. Nach Angaben des Chronisten verdankt ihm die Kirche mehrere Altäre und Altarbilder, die in seiner Zeit aufgestellt wurden.
Neben dem Katharinen- Altar (Bild) von 1500 ging auf ihn, sowie die finanzielle Mithilfe des Kanonikers Paul von Prüm, eine schmuckvolle „capella sanctissimae trinitatis“ zurück,die 1708 zum letzten Mal bezeugt ist. Im Chor beließ von der Lippe das erhalten gebliebene "durchbrochen geschnitzte“ Gestühl. Für den täglichen Gebrauch des Gottesdienstes wurden Paramente und sonstiges kirchliches Gerät angeschafft. Für die war, so Wilhelm von Bernkastel, kein Preis zu hoch gewesen. Regelrechte Kunstwerke sind die zahlreichen Schlusssteine des Kirchengewölbes, Steinplastiken mit den unterschiedlichsten Darstellungen aus Bibel und Kirchengeschichte. Zu seiner Zeit als Prior kaufte der spätere Erzbischof den Schnitzaltar aus Brabant. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts trennte noch ein mit mehreren Türen versehener Lettner das Chor vom Kirchenschiff.
Als Baumeister des Kirchbaus wurden zwei Namen überliefert: zum einen der Vater des
Konventsmitgliedes Jasper, der als „operarius … in fundamentibus et sculpendibus
lapidius sub priore bertholo“ erwähnt wurde. Als zweiter möglicher Baumeister ist Johannes Cluyse als lapicida (Baumeister) aufgeführt. Sein Name wurde durch eine kurze Notiz überliefert.
Die Quellenlage über den weiteren Baufortgang allerdings ist sehr dürftig.

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0.3.Kapelle außerhalb der Anlage

In der Nähe des Calefaktoriums, ohne direkten architektonischen Bezug zu dem Kirchgebäude, ist unter Gerhard von der Lippe die heute nicht mehr bestehende „capella sanctissime trinitatis“ mit Unterstützung des Chorherren Paulus von Prüm gebaut worden, 1501 nach Klausen gekommen war. Die Kapelle wurde 1511 u. a. im Zusammenhang mit der Beisetzung des Kellners und Pfarrers von Wittlich urkundlich erwähnt.

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0.4.Friedhöfe

Die Informationen über Lage und Einteilung des Friedhofs sind dürftig. Indirekt lässt sich seine Lage aus Äußerungen des Chronisten Wilhelm von Bernkastel ableiten. In dessen Betrachtungen über das Wirken des Priors Hermann Klexmans resümierte er dessen Wirken mit den Worten, dass er alle die Gebäude errichtet hätte, die den Friedhof „umgürteten“.1496 weihte Johann von Eindhoven einen Friedhof ein, der, so Dohms, „im Norden vor der Kirchtüre“ gelegen hätte.

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Materielle Kulturgeschichte, Bauausstattung

0.1.Altäre

Klosterkirche - Hochaltar in Detail[Bild: Amt für kirchliche Denkmalpflege Trier/Rita H]

Ein Prunkstück ist im wahrsten Sinn des Wortes der bedeutende Antwerpener Hochaltar aus dem Jahr 1480. Zuschreibungen des monumentalen Schreinaufsatzes erfolgten auf den Meister des Altars von ->Pfalzel, heute in der Wiener Votivkirche. Andere nannten einen Meister Johann Eltusch, der an seinem Lebenswerk, der geschnitzten Passionsdarstellung, 40 bis 50 Jahrzehnte gearbeitet haben soll. Die beidseitig gemalten Flügel werden in Informationen der Klausener Klosterleitung Hans Memling zugeschrieben.
Der Flügelaltar dokumentiert im Mittelteil unter einer Baldachinarchitektur in einem dreigeteilten, reichen und liebevoll ins Detail gehenden Schnitzwerk die Kreuzigung des Erlösers. Die Gemälde zeigen die Geburt Christi und die Anbetung der Weisen (außen) und die Kreuztragung und Auferstehung (innen). Die kleinen oberen Flügel illustrieren die Verkündigung und die Sendung des Heiligen Geistes (außen) und die Himmelfahrt Christi und den Tod Mariens (innen).
Über die Gliederungen des Altares sind 96 Figürchen verteilt, die aus dem vollen Holz geschnitzt wurden: Propheten, Heilige, Kirchenlehrer und musizierende Engel.
Das Meisterwerk muss von einem unbekannten Antwerpener Meister stammen. Eine schwarze Hand als Brand- und damit Markenstempel bezeugt dies.

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Kanzel

Klosterkirche - seitliches Hauptschiff mit Kanzel[Bild: Amt für kirchliche Denkmalpflege Trier/Rita H]

Die prächtige Kanzel von 1774 ist unterbaut mit einem Beichtstuhl. Um den Korb der Kanzel ranken sich  Evangelistenfiguren. Ein üppig dekorierter Schalldeckel bildet den Abschluss.

0.2.Skulpturen

Als sog. Gnadenbild wurde bis zum 17. Jahrhundert eine hölzerne Mariendarstellung des Tagelöhners Eberhard verehrt. Bei diesem Bildwerk handelt es sich um eine ältere zweifigurige Darstellung aus Eichenholz. Die vermutlich Trierer Arbeit, 20 cm hoch, 16,5 breit, zeigt die Muttergottes mit dem ruhenden Christus, der schräg auf ihrem Schoß liegt. Das neuere und größere Gnadenbild wird von einer vierfigurigen Gruppe gebildet:  Maria stützt den auf ihrem Schoß liegenden Christus mit der rechten, verhüllten Hand, mit ihrer linken berührt sie seinen linken Handrücken. Links neben Maria und Christus kniet Maria Magdalena, die mit beiden Händen den rechten Oberarm des vom Kreuz genommenen Leichnam umfasst. Dahinter steht mit ausgebreiteten Armen der Lieblingsjünger von Jesus, Johannes. Die ca. 1,15 m hohe und 83 cm breite Vollplastik aus grauem Sandstein datiert aus dem frühen 17. Jahrhundert.

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0.3.Grabsteine

Neben „offiziellen„ Besuchen in Gruppen oder Einzelpilgern zur „Schmerzhafte Muttergottes“ war die spätgotische Kirche auch Ziel eher persönlicher Anliegen in der Turmhalle. Vor allem jüngere Frauen suchten das Grabmal des Ritters Philip von Ottenesch ( +1535) auf, wenn sie ein dringlicher Wunsch nach einem „tauglichen Ehemann quälte“. Seit alters her wurde Bittstellerinnen geraten, das bei der damaligen Landsknechtstracht besonders ausgeprägte Gliedfutteral zu berühren. Bis ins 18. Jahrhundert gehörte diese Fürbitte um einen guten Mann noch ganz offiziell zur Marienwallfahrt. Seit dem 19. Jahrhundert ist die „Volkskanonisation“ des Ritters Philipp zum „Heiligen Komm-hol-mech“ überliefert.
Weiter hervorzuheben ist unter den Grabsteinen  auch die des Ritters Gottfried von Esch in voller Rüstung (+1465).

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0.4.Glocken

Im Kirchturm läuten seit 1500 vier ungleich schwere Glocken, zwei vom Glockengießer Nikolaus von Echternach unentgeltlich gegossen. Der Glockengießer ist für die Jahre 1468-1495 bezeugt.

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0.5.Kirchenfenster

Den Abschluss bilden drei hohe, bunt verglaste mit dekorativen Maßwerk versehene Fenster. Sie zeigen Szenen aus dem Leben Jesu und Marias wie Kreuzweg, Kreuzigung, Flucht nach Ägypten, Auffindung im Tempel. Besonders bei Sonnenschein entfalten die Fenster ihre eindrucksvolle Wirkung.

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0.6.Sonstige Ausstattung

Eine schmiedeeiserne ehemalige Kommunionbank aus der Mitte des 18. Jahrhunderts befindet sich im Chorschluss. Zahlreiche schmiedeeiserne Kerzenhalter aus der Zeit des 16. bis ins 18. Jahrhundert befinden sich in der Wallfahrtskapelle.

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Empfohlene Zitierweise

Brauksiepe, Bernd: Klausen - Augustinerchorherrenstift. Bau- und Kunstgeschichte. In: Klöster und Stifte in Rheinland-Pfalz, URL: <http:⁄⁄www.klosterlexikon-rlp.de//eifel-ahr/klausen-augustinerchorherrenstift/bau-und-kunstgeschichte.html> (Letzter Aufruf: 29.03.24)