Klöster Eifel-Ahr

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Bau- und Kunstgeschichte Kloster Lonnig

0.1.Aufbau der Kirche

Die mittelalterliche Pfarrkirche entstand in zwei Bauabschnitten.

Zunächst wurde ein basilikaler Rundbau mit Emporen über 16 Stützen, Tonnengewölbe und zweigeschossige Westvorhalle errichtet. Nach Ansicht des Bauinspektors von Lassaulx musste „die erste Anlage gegen 1140 erbaut sein, weil die noch vorhandenen Türme der Kirche zu Schönstatt, welche zu dem Kloster gehörten, wohin unser EB. Albero 1143 das Nonnenkloster aus L. verlegte, nicht nur dieselbe Bauart, dasselbe Mauerwerk, ja in mehreren Einzelheiten genau dieselbe Profilierungen zeigen.“ Dieser Bau ist wohl nach einem Brand verfallen und wurde bis ins 19. Jahrhundert als Steinbruch benutzt bzw. dann abgetragen.

Zwischen 1200 und 1220 entstand der Neubau einer zweiten, größeren Kirche, die allerdings nicht vollendet wurde.

Von der ursprünglichen Klosterkirche ist zumeist nur das bekannt, was die Zeit überdauert bzw. durch Aufzeichnungen des Architekten Johann Claudius von Lassaulx (und durch Ausgrabungen) 1836 (vermessen und aufgezeichnet) dokumentiert ist:  Sicher ist, dass die Kirche als Rundbau angelegt war. An der Südostseite stand ein Portal, dessen Gewände vor den Rundbau treten. Lassaulx findet 1836 Baureste aus drei Epochen vor:

  • Spuren eines Zentralbaus mit einer Wandgliederung von 16 Lisenen, den er in die Zeit um 1140 datierte. Sie waren für den Architekten Anlass, auf die Verwandtschaft mit den Pfalzkapellen in Aachen und Nymwegen hinzuweisen.
  • Nach Westen schloss sich an den Rundbau eine noch gut erhaltene, zweigeschossige Vorhalle an. Deren Ostwand bildete zugleich die Mauer der Rotunde und ließ die Gewölbeansätze von deren Abseiten erkennen. Vier Jahre später, 1840, registriert Lassaulx, dass diese Wand vor einiger Zeit einem Stallgebäude hatte Platz machen müssen. Danach war die ganze Vorhalle dem beabsichtigten Bau eines Wohnhauses zum Opfer gefallen. 
  • Östlich der Rotunde erhob sich der wahrscheinlich unter dem Erzbischof Theoderich (1212-42) begonnene Neubau eines der Andernacher Liebfrauenkirche ähnlichen Gotteshauses in staufischen Formen. Dieser Komplex wurde nie vollendet. An die Chorapsis schlossen sich ein Zwischenjoch und die Fundamente eines weiteren, vermutlich mittleren Jochs der geplanten dreischiffigen Anlage an. Das Zwischenjoch wurde von einem bis auf den Helm noch gut erhaltenen Nordturm und einen Südturm flankiert, der nur bis zur Hälfte des zweiten von insgesamt vorgesehenen fünf Geschossen ausgeführt worden war.

Neben der Reparatur des noch erhaltenen Mauerwerks ließ Lassaulx auf den vorhandenen Fundamenten „nothdürftig  im Stil der älteren Theile“ ein weiteres Joch mit unverputztem Bruchsteinmauerwerk errichten und fasste es mit den staufischen Kompartimenten unter einem Schiefer gedeckten Satteldach zusammen. Die Fundamente der Rotunde nutzte er als Substruktion für die westliche Giebelwand aus.  Außen gliederte er die Wandflächen durch Blendrahmen und –nischen. Im Inneren des Gebäudes geschah dies mit einfachen Blendarkaden, in die Rundbogenfenster eingeschnitten wurden. Das neu erbaute Joch überdeckte Lassaulx mit einem Kreuzgratgewölbe.

Das Mauerwerk des Südturms wurde bis zum Abschlussgesims des Erdgeschosses abgetragen und mit einem Walmdach überdeckt. Der Nordturm erhielt neue Dielen in den Zwischengeschossen, einen neuen Glockenstuhl und eine aus vier Rhomben gebildete Haube. Dafür musste ein Teil des Mauerwerks an den Dreiecksgiebeln abgeschrotet werden. 1220 Taler kosteten die Arbeiten an der Apsis, den beiden Jochen und dem Südturm. 683 Taler wurden für den Nordturm ausgegeben.

Eine Erweiterung der Lonniger Kirche um ein Joch von halber Länge fand 1961 nach dem Vorbild des Lassaulxschen Anbaus unter der Leitung des Gülser Architekten Kühn nach Plänen des Landes- und Bistumskonservators statt.

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0.2.Friedhof

In der neuzeitlichen Friedshofskapelle befindet sich ein großes Vesperbild aus Holz in erneuerter Fassung. Die qualitätsvolle Arbeit eines mittelrheinischen Bildhauers aus der Mitte des 18. Jahrhunderts zeigt eine sitzende Maria, die mit beiden Armen den auf dem Schoß aufgerichteten Leichnam ihres Sohnes hält. Unten links kauert ein kleiner Engel. Bei dem Bild handelt es sich um das Mittelstück des aus der Laacher Abtei stammenden Hochaltares.

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0.3.Bauausstattung

0.3.1.Taufstein

Barocker Taufstein auf Balusterschaft, pokalförmig, Basaltlava, 0,95 m hoch, der Deckel Messing vergoldet, das Profil besteht aus großem Wulst mit Kehle, 18. Jahrhundert.

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0.3.2.Kelche

Gotischer Kelch, Kupfer vergoldet, 19,5 cm hoch, bestehend aus einem doppelten romanischen Würfelkapitell als Sockel und einer Eckblattbasis, die ausgehöhlt als Becken dienen.

Gotischer Kelch, Kupfer vergoldet, 19,5 cm hoch, mit Sechspassfuß, bereichert durch einen zweiten kleineren Sechspass, am Knauf eingraviertes spätgotischen Maßwerk und an den sechs Würfeln JHESVS eingraviert.

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0.3.3.Skulpturen

Hervorzuheben ist vor allem ein steinerner Verkündigungsengel, mit Sockel und Gewand aus einem Stück gearbeitet, 2. Viertel des 13. Jahrhunderts, Tuff, 1,15 m hoch. Kopf, Nase und Kinn ist durch die Verwitterung beschädigt. Die stark verstümmelte rechte Hand ist leicht erhoben, während die linke vor der Brust eine Schriftenrolle hält, die auf den Charakter der Figur als Verkündigungsengel oder aber als Prophet schließen lässt. Diese bedeutende Figur wird zum engeren Kreis des Laacher Samson-Meisters gezählt.

Bei den weiteren Plastiken sind zu nennen:

  • spätgotisches  Relief der Madonna mit dem Kind, Tafel mit Rahmen aus Eichenholz, 56,3 x 95 cm, Maria vor flach gemuldetem Hintergrund, in reich gefaltetem, sich nach unten ausbreitendem Mantel, das Antlitz mit Haarwellen gerahmt. Das erneuerte Relief gehört in die 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts und ist eine kölnisch-niederrheinische Arbeit.
  • barocke Holzfigur des Apostels Jakobus, 1,10 m hoch, die Arme fehlen, aus dem 17. Jahrhundert.

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Empfohlene Zitierweise

Brauksiepe, Bernd: Lonnig-Maifeld - Doppelkonvent Kloster Lonnig. Bau- und Kunstgeschichte. In: Klöster und Stifte in Rheinland-Pfalz, URL: <http:⁄⁄www.klosterlexikon-rlp.de//eifel-ahr/lonnig-maifeld-doppelkonvent-kloster-lonnig/bau-und-kunstgeschichte.html> (Letzter Aufruf: 29.03.24)