Klöster Mosel-Saar

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Bau- und Kunstgeschichte Klause und Franziskanerkloster Enkirch

0.1.Aufbau der Klosteranlage

Um 1700 wurde mit der Erweiterung der alten, „überaus schlichten und unförmlichen“ Propsteigebäude zu einem regelmäßigen dreiflügeligen Klosterbau begonnen. Mit Ausnahme des Daches wurde im Juni 1762 das Gebäude fertiggestellt. Die Pläne eines Trierer Baumeisters sahen einen zweigeschossigen Bau vor. Er war 162 Schuh lang und 72 Schuh breit. Jedes Stockwerk verfügte über 46 Fenster. Im Erdgeschoss befanden sich Küche und Refektorium, im ersten Stockwerk 30 Zellen. Vom Obergeschoss soll ein hölzerner Verbindungsgang über die Strasse hinweg zur Kirche geführt haben. Die evangelische Gemeinde erhob gegen das Projekt in der geplanten Form Einspruch und erreichte 1765 und 1768 jeweils ein Verbot des Weiterbaus. Vogt ging davon aus, dass eine völlige Fertigstellung nie erfolgte.

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0.1.1.Kirche

Angeschmiegt an den Bergrücken zwischen Enkirch und Starkenburg lag an der Straße zur Starkenburg, dem ersten Stammsitz der Sponheimer, zunächst als erstes Gebäude die sog. alte Klause. Ähnlich Eberhardsklausen war auch in Enkirch die Stätte eines verehrten Muttergottesbildes zum begehrten Ziel von Wallfahrern geworden. Zahlreiche und auch große Pilgergruppen wurden Auslöser für einen Neubau des zu klein gewordenen Gotteshauses. Begonnen wurde das Vorhaben mit einem weiträumigen Chor, dem noch vor seiner Vollendung eine Marienkapelle als Nebenchor angefügt wurde. Danach folgten auf der südlichen Chorseite der Bau einer Sakristei und die Errichtung des großen, zweischiffig geplanten Langhauses.

Allein von 1475 bis 1480 wurden unter den Baumeistern Emich Snyders und Getze Hansen über 500 Gulden in das Vorhaben investiert. Daraus entstanden u. a. die Gewölbe der Marienkapelle mit Diensten, Anfängern und Schlusssteinen, die Fenster mit Maßwerk, das Dach mit Dachreiter, der große Keller unter dem Langhaus und ein Häuschen für das Marienbild. Die „neue Marienkirche“ wurde zwischen 1456 und 1503 in einem Kartular im Staatsarchiv in Koblenz genannt. Aus ihr entwickelte sich in der Folge die „capell unser liben frauwen“. Sie wies schlichte, spätgotische Bauformen auf mit einem schlanken zierlichen Türmchen (Grimm 45). Der Bau soll nach Vogt von 1475-1480 realisiert worden sein.

Auf der talseitigen Straßenseite gegenüber entstanden 1485 die Propstei, ein Kelterhaus mit Scheune und weitere Nebengebäude.

Bei dem Gotteshaus handelt es sich um einen verputzten Bruchsteinbau mit Gewänden und Gliederungen  aus rotem Eifelsandstein. Einschließlich des Hauptchores weist er eine Länge von 36 m, eine Breite von 12,50 m und eine Höhe bis zum inneren Hauptgesims von 8 m auf.

Das Langhaus stellt eine weiträumige Halle dar mit tonnenförmiger Holzdecke, drei schweren Holzankern, einem gut profilierten Spitzbogentor an der hochgiebeligen Westseite. Darüber befindet sich ein vierteiliges  Maßwerkfenster mit reichem, gut gezeichnetem Fischblasenwerk. Drei zweiteilige Spitzbogenfenster an der Nord-  und drei höher gelegene und ungeteilte Fenster an der Südseite lassen die Bauabsicht eines höheren Hauptschiffes vermuten. An jeder Langseite sind vier, an den westlichen Ecken zwei Strebepfeiler mit geschweiften Werksteinabdeckungen und zweimaligem Absatz vorgelagert. Die Westtür enthält ein gut gearbeitetes zweiflügeliges Bretttor. Von der Westempore hat wohl eine vermauerte  Tür  über eine gedeckte Galerie zum Kloster geführt.

Das Hauptchor, 7,25 m breit, umfasst zwei Kreuzgewölbejoche und eine fünfseitige Apsis. An den  Ecken befinden sich drei Strebepfeiler und ein weit gespannter spitzbogiger Triumphbogen. Die Hohlkehlrippen gehen von einfachen Konsolen und in den westlichen Ecken von Basen aus. Sie sind in drei Schlusssteinen (Christushaupt, Lamm Gottes, Rosette) zusammengefasst. Als zweigeschossiger Bau von quadratischer Fläche ist südlich eine Sakristei angebaut. Sie verfügt über ein Kreuzgewölbe mit einem rosettengeschmückten Schlussstein. Zur darüber liegenden Bibliothek mit flacher Decke und einfacher Stuckdekoration führt eine steinerne Wendeltreppe. Die Anordnung ist der in Kues (Hospital) und Klausen von 1491 verwandt.

Die 4,65 m breite, nördlich angebaute Marienkapelle wird durch zwei  Spitzbogenöffnungen mit dem Hauptchor verbunden. Sie weist einen dreiseitigen Schluss mit zwei Strebepfeilern auf. Hervorzuheben ist das reiche dreiteilige Netzgewölbe mit schwerem Rippenprofil und acht  großen, sieben kleinen Schlusssteinen, unter anderem mit Rosettenschmuck oder mit einem ein Spruchband haltenden Engel der Verkündigung.

Zwischen den beiden Chören befindet sich der Ansatz einer Pfeilervorlage mit Runddiensten in den Ecken, die auf die Absicht einer zweischiffigen Anlage mit schmalerem Seitenschiff wie in Klausen hinweisen.

Ein sechsseitiger schlanker Dachreiter mit steilen Giebeln dominiert die Dachflächen.

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0.2.Materielle Kulturgeschichte

0.2.1.Altäre

Zur reichen Ausstattung des Gotteshauses gehört ein spätgotischer, gemauerter Altar mit einem prächtigen Hochaltaraufsatz um 1720. Er stand ursprünglich in der Marienkapelle. Das rundbogige Bildfeld zeigt die Himmelfahrt Mariens zwischen zwei Säulenpaaren und laubwerkgeschmückten Flügeln. Erwähnenswert sind die vier Heiligenfiguren Bonaventura, Franziskus, Antonius von Padua und eine Bischofsgestalt. Zum Altar gehören mehrere Bildfüllungen.

Der Seitenaltar, gleichfalls Holz, mit einem einfacheren Aufbau weist die gleiche Entstehungszeit auf.

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0.2.2.Sakramentshäuschen

Ein aufwendiges spätgotische Sakramentshäuschen von 1478 aus Sandstein befindet sich in der Michaelkapelle: Über der rechteckigen Nische, die auf einem übereck gestellten Pfeiler ruht, ein durchschnittener Kielbogen zwischen Filialen mit zwei Fischblasenfüllungen; auf dem Tympanon die Jahreszahl 1478 und ein Steinmetzzeichen mit  Kleeblattbogenmaßwerk und Wappen gefüllt; ein spätgotisches Chorgestühl sowie einige gute Holzplastiken aus der Mitte des 18. Jahrhundert.  An der Südseite des Chors befindet sich - wie in Bernkastel-Kues und  Klausen - eine quadratische, rippengewölbte Sakristei, über der ein Raum als Bibliothek eingerichtet ist.

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0.2.3.Taufstein

Der Taufstein, 1610, stammt aus Burg. Die steinerne Kreuzigungsgruppe wird wohl Anfang des 17. Jahrhunderts entstanden sein.

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0.2.4.Plastiken

Es handelt sich um gekonnte Holzarbeiten aus der Mitte des 18. Jahrhunderts: Nikolausfigur auf alter Konsole (1,10 m hoch), Madonna (1,55 m hoch), S. Johann von Nepomuk, S. Margaretha und eine weitere Heilige.

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0.2.5.Gemälde

Am besten erhalten ist eine Darstellung D. Michaels Kampf mit dem Teufel, entstanden um 1720 wahrscheinlich vom Lütticher Ludwig Counet (vgl. auch Püttlingen; Trier, St. Paulin, ehem. Walpurgiskapelle und Welschnonnenkloster, Hochaltar).

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0.2.6.Glocken

Es existieren zwei Glocken; die eine stammt aus dem Jahr 1500, die andere aus dem Jahr 1688.

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Empfohlene Zitierweise

Brauksiepe, Bernd: Enkirch - Klause und Franziskanerkloster. Bau- und Kunstgeschichte. In: Klöster und Stifte in Rheinland-Pfalz, URL: <http:⁄⁄www.klosterlexikon-rlp.de//mosel-saar/enkirch-klause-und-franziskanerkloster/bau-und-kunstgeschichte.html> (Letzter Aufruf: 25.04.24)