Klöster Mosel-Saar

Zur Übersicht

Geschichtlicher Abriss Klause und Franziskanerkloster Enkirch

Ravengiersburger Besitz in Enkirch

Seine früheste urkundliche Erwähnung fand 732/733 der Ort „Anchiriac(h)us/um“ in einer Schenkungsurkunde der Gründerin vom Kloster Pfalzel, der Adelstochter Adela. Es ist davon auszugehen, dass Enkirch schon lange vor 732/33 bestand. Anfang des 10. Jahrhunderts schenkte König Ludwig das Kind dem Erzbischof Radbod von Trier Güter in Ancaracha. Um 1125 waren die Grafen von Sponheim nachweislich Ortsherren der villa Enkerich und Inhaber der seit 1190 bezeugten Starkenburg. Um 1240 wurde die Grafschaft Sponheim in die „Vordere“ und die „Hintere Grafschaft Sponheim“ geteilt. In einer Urkunde von 1239 trat erstmals der pastore ecclesie (St. Trinitas) zusammen mit centurio (Gemeindevorsteher) und scabini (Schöffen) auf, die der gemenynde von Enkerich vorstanden. 1248 erhielt die Gemeinde das sponheimische Privileg (Freiheitsbrief mit Stadt- und Marktrechten sowie eigener Gerichtsbarkeit), stieg aber nicht zur Stadt auf.

In einer Urkunde vom 5. Mai 1072 setzten Graf Berthold von Stromberg und dessen Gemahlin Hedwig -unter „Hintanstellung“ ihrer Verwandten und Freunde - den hl. Christophorus (als Patron der Kirche in Ravengiersburg) und den hl. Martin (als Patron der Mainzer Bischofskirche) zum Erben ihrer Besitzungen in Nahegau, Trechirgau und Hundesrucha (Hunsrück) ein. Sie übergaben die Besitzungen dem Mainzer Erzbischof mit der Auflage, am Ort der bisherigen Burg ein Chorherrenstift zu gründen. In einer zweiten Urkunde von 1074 bestätigte Erzbischof Siegfried die Übergabe der Güter in 22 Orten, darunter auf dem Hundesrucha ein Gut in Enkirch mit Hof, Weinbergen und weiteren Ländereien. Dieses Gut, als Ravengiersburger Hof bezeichnet, lag östlich von Enkirch im Großbachtal. Verwalter waren Augustiner-Chorherren, die 1135 eine Kapelle errichteten, die von Enkircher Bürgern dotiert wurde. Die Weihe am 1. November des Jahres soll Erzbischof Albero von Montreuil zu Ehren der hl. Dreifaltigkeit, der hl. Maria und dem hl. Erzengel Michael vorgenommen haben. Dies ist umstritten. Denn die Urkunde mit der Bestätigung Alberos wird als Fälschung bezeichnet: eine fehlerhafte Datierung auf 1125, die Beglaubigung mit einem Siegel des Mainzer Erzbischofs Siegfried III (1230-1249) sowie eine eindeutige paläographische Datierung der Schrift ins 13. Jahrhundert machen nach Müller (2006) die Fälschung eindeutig.

1390 übergab Clais von Schmidtburg zusammen mit seiner Frau Gitze dieser Kapelle seinen Anteil am Vogteizehnten als Seelgerät. Durch weitere Schenkungen zu Ansehen und Wohlstand gelangt, schied die geweihte Stätte aus dem Verbund mit dem Ravengiersburger Hof aus und gab sich eine eigene Verwaltung. Als Stätte eines verehrten Muttergottesbildes und in Verbindung mit einer Klause wurde der Ort im späteren Mittelalter zum beliebten Ziel zahlreicher Wallfahrten mit vielen Gläubigen. Dies war Anlass zu einem Neubau im 15. Jahrhundert „zur Verbesserung des Gotzdynst und seiner liebem Moder von Dag zu Dage“. Der Hof wurde zum Sitz eines Propstes (prepositus), der neben dem Hofgebäude zudem über einige Häuser in der Enkircher Priesterstraße verfügte.

Nach dem Tode des Landesherrn Johann II. von Simmern führten 1557 dessen Sohn sowie Philibert von Baden als gemeinsame Erben in der Hinteren Grafschaft Sponheim auch in Enkirch die Reformation ein. Die Ravengiersburger Besitzungen wurden als Propsteivermögen dem mit der Klause verbundenen Hospital übereignet.

Die erneute Einrichtung einer katholischen Pfarrei im lutherisch gewordenen Enkirch begann nach der Besetzung der Pfalz durch König Ludwig XIV. von Frankreich. Als Gotteshaus diente die zwischenzeitlich vernachlässigte ehemalige Wallfahrtskirche, die wiederhergestellt und neu ausgestattet werden musste.

Im Pfälzischen Erbfolgekrieg besetzten französische Truppen das Moseltal. Gegenüber Enkirch, auf der anderen Moselseite, entstand 1687 auf königlichen Befehl nach Plänen des Festungsbaumeisters Vauban das monumentale Verteidigungswerk Montroyal. Auf dem Bergrücken in der großen Moselschleife lagen 1690 bereits 14 Regimenter mit 8450 Mann. Auf Veranlassung einiger Feldkapläne wurde ein Kloster der Franziskaner-Rekollekten zur Betreuung französischer Soldaten gegründet, „behufs ihrer am Fuße Montroyals erbauten zahlreichen Lazarett“.  1692 entstand ein Konventsgebäude mit sechs Mönchszellen. Wenn auch die Festung  Montroyal bereits 1697 geschleift werden musste, konnte die klösterliche Gründung aufgrund der Vereinbarungen des Friedensschlusses von Rijswijk nach Abzug der Franzosen bestehen bleiben.

Nach oben

Nachnutzung, späteres Schicksal

Nach der Aufhebung des Klosters im Anschluss an die französische Revolution fand 1802 der Verkauf der Anlage an einen Heinrich Sauer statt. Zur Disposition standen das große Gebäude, Hof und Garten, ein kleiner in Trümmern liegender Bau, die Galerie zur Kirche und der Keller. Die katholische Gemeinde in Enkirch erhielt die frühere Klosterkirche als Pfarrkirche zugewiesen.

Nach oben

Empfohlene Zitierweise

Brauksiepe, Bernd: Enkirch - Klause und Franziskanerkloster. Geschichtlicher Abriss. In: Klöster und Stifte in Rheinland-Pfalz, URL: <http:⁄⁄www.klosterlexikon-rlp.de//mosel-saar/enkirch-klause-und-franziskanerkloster/geschichtlicher-abriss.html> (Letzter Aufruf: 26.04.24)