Religiöses und spirituelles Wirken

Inkorporierte Pfarreien und Patronatsrechte

Die Besetzung der Liebfrauenkirche, der Pfarrkirche von Koblenz, stand wahrscheinlich seit der Zeit Erzbischof Poppos von Trier (1016-1047) dem Propst bzw. ab 1347 Dekan und Kapitel von St. Kastor zu. Zu den zwölf Kirchenpatronaten des Stifts St. Kastor siehe Goldmann, S. 346-363 sowie die Karte hier S. 548.

Konventsmitglieder als Archidiakone

Einer wohl nach Erzbischof Poppos Tod († 1047) erfolgten Übereinkunft zwischen Propst und Kapitel zufolge stand dem Propst von St. Kastor archidiakonale Gewalt in Koblenz und Pfaffendorf zu; innerhalb des Archidiakonats Karden war es hier also offensichtlich zur Ausbildung eines Kleinarchidiakonats gekommen.

Konventsmitglieder an fürstlichen Höfen (z.B. als Rat, Kaplan)

„Die prosopographischen Daten zeigen … enge personale Verflechtungen zwischen dem erzbischöflichen Stuhl und dem Stift St. Kastor, da Stiftsangehörige für die erzbischöfliche Kurie und andere Dienste rekrutiert wurden“ (Goldmann S. 407). Zu Angehörigen von St. Kastor als Erzbischöfliche Kapläne oder summi vicarii des Erzbischofs siehe ebenda S. 157-162.

Gebetsverbrüderungen

Am 24.1.1261 schlossen die Stifte St. Kastor, St. Florin sowie der Pleban der Liebfrauenkirche ein Bündnis mit dem Ziel gegenseitigen Beistands in unruhigen und gefährlichen Zeiten: Goldmann S. 379-384; hier S. 384-392 zu weiteren Unionen.

Bruderschaften und Prozessionen

Die Rizza-Bruderschaft

Wahrscheinlich in den 80er Jahren des 13. Jahrhunderts und im Zusammenhang der langjährigen Bemühungen um Heiligsprechung Rizzas gegründet (zu Rizza siehe Goldmann, S. 315). Angehörige und Förderer dieser Bruderschafft waren neben Stiftsangehörigen vor allem Mitglieder aus dem Zunfthandwerk und Schiffsleute, darunter auffällig viele Frauen. Das Mitgliederbuch der Bruderschaft mit Mitgliederaufnahmen aus der Zeit zwischen 1390 und 1480 hat sich erhalten (Landeshauptarchiv Koblenz 109 Nr. 1510; zur Beschreibung siehe Goldmann S. 24 mit Anm. 34. Hier S. 317 auch ein Verzeichnis der Brudermeister).
Stärker als St. Kastor wurde die mehr stadtorientierte, dem Stift unterstehende Pfarrkirche Liebfrauen zur Heimat von Bruderschaften; siehe hierzu Goldmann S. 321, Anm. 116.
Auffällig viele gemeinsame Prozessionen gab es von Mitgliedern der Stifte St. Kastor und St. Florin sowie des Plebans und der Kapläne von Liebfrauen; aufgezählt bei Goldmann S. 393.

Kulturelles Wirken

Schon für das letzte Viertel des 12.Jahrhunderts ist die Existenz einer Stiftsschule belegt.

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Empfohlene Zitierweise

Schmid, Reinhard: Koblenz - Stift St. Kastor. Religiöses und spirituelles Wirken. In: Klöster und Stifte in Rheinland-Pfalz, URL: <http:⁄⁄www.klosterlexikon-rlp.de//mittelrhein-lahn-taunus/koblenz-stift-st-kastor/religioeses-und-spirituelles-wirken.html> (Letzter Aufruf: 28.03.24)