Klöster in Rheinhessen

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Nach ihrer Ankunft in Mainz (12.10.1679) begaben sich die Schwestern zunächst in die Kartause. Der Bruder von Ursula Coen, der dem Kartäuserorden angehörte, brachte die Schwestern nach E.Darapsky bei einem nicht weiter genannten Geistlichen unter.
Danach fanden sie für ca. sechs Wochen Unterkunft im Kloster St.Agnes. Im November konnten sie ein Haus, das ehemalige Haus des Weihbischofs (heute Ecke Schusterstraße / Stadthausstraße), beziehen. Als Tag des Einzugs nennt die Chronik den 22.11.1679. Das Haus befand sich damals in einem schlechten Zustand, hatte die Stadtaufnahme es 1657 doch sogar als ruiniert bezeichnet. In der dazugehörigen Kapelle (vgl. unten), die sich wohl in besserem Zustand als der Wohnbereich befunden haben muss, wurde vom ersten Tag an Gottesdienst gefeiert. Zunächst bezogen die Schwestern den Pferdestall, bevor sie am Abend vor Weihnachten das Haus als solches beziehen konnten. Im Sommer 1680 fehlte allerdings nach wie vor die Klausur des Klosters. Einem Erwerb des Hauses durch die Schwestern stimmte der Erzbischof nicht zu. Das Haus wurde schließlich abgerissen und im Januar 1683 zog die Gemeinschaft in den „Leyischen Hof“, wo sie zur Miete wohnte. Von einem Plan, die Immobilie zu erwerben, nahm der Konvent wieder Abstand.
Vom 9.6.1683 datiert der durch den Erzbischof am 4.6.1683 genehmigte Kaufvertrag (6000 fl.) über die Häuser Zum Großen Mohren und Stockheimer Hof, die in der Nähe der Emmeranskirche lagen (D 81/82; heute Welschnonnengasse 7-9).
Bei den nun folgenden durch einen Architekten aus Pont-a-Mousson geleiteten Umbaumaßnahmen wurde (29.9.1683) die notwendige Klausur eingerichtet. Ebenso wurde eine Kapelle eingeweiht. E.Darapsky beschreibt für 1685 die Wohnverhältnisse der Schwestern noch als ärmlich.
Die Stadtaufnahme von 1687 beschreibt das Haus Zum Mohren als Anwesen „sambt hof, bronnen und großen garten“ (Bd. 2, S. 141).
1699 erfolgte ein weiterer Umbau. Der Grundstein wurde Ende Februar gelegt.
Das Hauptgebäude war zweistöckig; ihm angegliedert war ein Garten; daneben nennt E.Darapsky ein einstöckiges „Chorgebäude“ (S. 30). Ein weiterer zweistöckiger Bau befand sich zwischen dem Haupt- und dem Vorderhaus. Das Erdgeschoss war mit der Sakristei der Kirche verbunden; im ersten Stock befanden sich die Zellen der Schwestern, im zweiten eine Krankenabteilung. Die Kosten betrugen 24.322 fl. Der bisherige Wohntrakt wurde umgestaltet. Zu dem Klosterkomplex gehörten auch drei (Schweine)Ställe und ein kleines Gartenhaus, in dem Bier gebraut werden konnte. Dazu kamen eine kleine Kapelle, Unterrichtsräume und Zimmer für die Pensionärinnen.
In der Stadtaufnahme des Jahres 1747 wird das Haus zum Mohren weiterhin als Haus mit Brunnen und großem Garten beschrieben (S. 95).
Nach der Aufhebung des Klosters entstand in den Räumlichkeiten eine Medizinschule. Von 1812 an wurden die Gebäude als Zuckerfabrik genutzt.
Das Adressbuch der Stadt Mainz weist für das Gebäude Lit. D 81 den Schulfonds als Eigentümer aus. In den dort befindlichen Privatwohnungen wohnten fast ausschließlich Lehrer. Ab 1831 wurden Teile des Klosters als Schulräume genutzt; 1879 weitere Räume dazu genommen.
Am 6.8.1885 fasste die Stadtverordnetenversammlung den Beschluss zur Erweiterung der Gebäulichkeiten des Realgymnasiums; nach Klärung der Raumfrage wurde zu diesem Zweck 1886 der „Umbau des Welschnonnenklosters für Zwecke der Realschule“ (Vgl. StAMZ 70/7085, Protokolle der Stadtverordnetenversammlung § 49) beschlossen, was den Wegfall der Lehrerwohnungen zufolge hatte. In der Folge wurden die alten Klostergebäude niedergelegt


Empfohlene Zitierweise

Rommel, Martina: Mainz - Welschnonnen. Klostergebäude. In: Klöster und Stifte in Rheinland-Pfalz, URL: <http:⁄⁄www.klosterlexikon-rlp.de//rheinhessen/mainz-welschnonnen/klostergebaeude.html> (Letzter Aufruf: 18.04.24)